Drimaxid 04 - Antara
aber schon nichts mehr mit.
Gesenkten Hauptes trat er auf den Hof hinaus und setzte sich an seinen Stammplatz. Er nestelte ein zusammengefaltetes Papier aus seiner Brusttasche und bediente sich an dem Stiftständer. Kugelschreiber und anderes Schreibwerkzeug mussten sie immer hier zurücklassen, da es verboten war, spitze oder scharfe Gegenstände in die Zellen mitzunehmen.
Er studierte das Gekritzel auf dem Papier und beobachtete gleichzeitig Stano, der sich am anderen Ende des Hofes an der Kraftmaschine abrackerte, über den oberen Seitenrand hinweg. Nach der ungefähr zweihundertsten Wiederholung setzte Big Black die Gewichte ab, wischte sich mit einem weißen Tuch den Schweiß von der Stirn und verließ die Tortourmaschine.
In aller Eile faltete Adam das Papier zusammen und verstaute es zusammen mit dem Stift in seiner Tasche. Dann ging er mit schnellen Schritten zu der Kraftmaschine hinüber und streckte sich auf der Bank aus. Von Stano fehlte jede Spur.
Was wollte Big Black ihm nur zeigen?
Adam tastete die Stange mit den Gewichten ab und untersuchte die Bank, auf der er lag. Der Stoff war von Stanos Schweiß getränkt. Mutlos griff Adam unter die Bank und stieß gegen einen Widerstand. Seine Finger schlossen sich um das banknotenförmige Etwas und verstauten es unbemerkt in der Gesäßtasche seiner schwarzen Hose.
Die Übergabe war vollzogen. Stano hatte ihm seinen einzigen Trumpf anvertraut.
Dein Ticket in die Freiheit , echoten die Worte des Riesen in Adams Kopf.
Um nicht allzu viel Aufsehen zu erregen, versuchte er sich an der Kraftmaschine und brachte sogar zwei annehmbare Wiederholungen zustande.
»Zurück in die Zellen!«, bellte Yates und erlöste ihn von seinem scheinheiligen Tun.
Der monotone Alltag hat mich wieder , dachte Adam niedergeschlagen.
Die Gefangenenkolonne trabte im Gleichschritt zu der Luke hinüber. Zu Adams Überraschung wartete Yates dort auf sie und inspizierte jeden von ihnen genauestens. Nervös hielt Adam nach Stano Ausschau, doch Big Black war bereits hinter dem Durchgang verschwunden.
Er ahnt etwas , befürchtete Adam. Aber wie ist das möglich?
Seine Gedanken rasten. Wie konnte er sich möglichst unauffällig der Karte entledigen? Sein Blick huschte hierhin und dorthin. Vergeblich. Er durfte nicht aus der Gefangenenreihe ausbrechen, sonst würde Yates ihn sofort über den Haufen schießen. Vielleicht ist es auch nur ein Zufall , hoffte er. Möglicherweise lässt er mich ja einfach passieren.
Mit jeder Sekunde, in der Adam dem Wächter des Hochsicherheitsgefängnisses näher kam, schwitzte er stärker. Als er Yates schließlich erreichte, war er in übel riechenden Schweiß gebadet. Er spürte den stechenden Blick der Augen des gepanzerten Wächters.
»Du!«, zerriss Yates' Stimme die angespannte Stille.
Die Reihe verharrte. Mit dumpfen Schritten trat Yates auf ihn zu. Adam spürte die unmenschliche Kälte, die von der Titanrüstung des Wächters ausging. Yates maß ihn mit herablassendem Blick von Kopf bis Fuß.
»Hast du nicht etwas vergessen?«, fragte er in lauerndem Tonfall.
Adam zitterte am ganzen Körper. Sein Blick hing wie gebannt an dem handlichen Phaser fest, der an Yates' Gürtel baumelte. Der Wächter streckte seine Hand aus und griff Adam mit einer groben Bewegung in die Brusttasche. Plötzlich hielt er den Kugelschreiber in den Händen, den Adam versehentlich eingesteckt hatte.
»Der bleibt hier«, donnerte Yates und zeigte den Stift triumphierend in die Runde.
Adam schluckte den dicken Klumpen, der sich in seinem Hals gebildet hatte, hinunter. Er konnte nicht verstehen, warum Yates ihn nicht einfach tötete, so wie den Häftling, der wie Angelos ausgesehen hatte.
»Weitergehen!«, blaffte der Wächter ihn an.
*
»Wir halten uns bereit«, versprach ihm Hypno, als Adam später mit dem Widerstand Kontakt aufnahm. »Wir werden die Verbindung jetzt kappen.«
Alles klar , antwortete Adam in Gedanken.
Er hatte keine Lust mehr zu sprechen; er wollte nicht einmal mehr den kleinen Finger rühren. Seine Knochen schmerzten. Die Glieder fühlten sich taub an. Adam tastete seinen Nacken ab und verzog das Gesicht.
Heute ist der Tag, an dem ich den Ausbruch wagen werde , dachte er, in Anlehnung an etwas weniger Erfreuliches, was ihm vor langer Zeit einmal im Kopf herumgegangen war. Kein guter Tag. Es gibt andere Tage.
Er ärgerte sich darüber, dass er nicht noch einmal mit Barabbas reden konnte, bevor die Aktion startete, aber er durfte nicht
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