Dringernder Verdacht
— ihre Angriffe, seine willige Unterwerfung, meine Pro-forma-Beteuerungen.
»Wollten Sie nicht eine Runde gehen? Ich möchte Sie nicht davon abhalten.«
Ihr Gesichtsausdruck änderte sich. Bei
aller Kratzbürstigkeit war sie doch selbst schnell gekränkt. »Natürlich kann
ich gehen, wenn ich hier störe.«
»Aber nicht doch. Bleib hier«, sagte
er. »Sie ist sicher gekommen, um mit uns beiden zu reden.«
»Wir könnten vielleicht einen Sherry
trinken«, sagte sie zögernd.
Er wies auf ihren Stuhl. »Ich mache das
schon. Setz du dich einfach nur hin.«
»Bitte machen Sie sich keine Mühe. Ich
muss gleich noch woanders hin.« Das stimmte zwar nicht ganz, aber ich war mir
nicht sicher, wie viel ich noch verkraften konnte. Ich nahm mein Notizbuch aus
der Handtasche und blätterte darin herum. »Lassen Sie mich rasch ein paar
Fragen stellen, dann verschwinde ich wieder. Ich möchte Ihre Zeit nicht länger
beanspruchen als unbedingt nötig.«
Peter ließ sich in einen Sessel sinken.
»Worum genau geht es noch mal?«
Yolanda drehte einen ihrer Ringe so,
dass der rautenförmige Diamant genau auf der Mitte des Fingers saß. »Sie müssen
Peter entschuldigen. Ich habe es ihm ja erst zwei Mal erklärt.«
»Es geht um die Weiterführung von
Morley Shines Ermittlungen«, sagte ich, ihr weiter keine Beachtung schenkend.
»Kurz gesagt — wir versuchen, die Klage zu untermauern. Hatten Sie an dem Tag,
als Isabelle starb, mit ihr oder David Kontakt?«
Er sagte: »Ich erinnere mich nicht
genau, aber es ist wohl eher unwahrscheinlich.«
»Es ist allerdings unwahrscheinlich. Du
warst damals gerade im Krankenhaus, weißt du das nicht mehr? Dein Herzinfarkt
war am fünfzehnten Dezember. Du warst bis zum zweiten Januar im St. Terry. Ich
hatte Angst, dir von der Sache mit Isabelle zu erzählen, weil ich nicht wollte,
dass du dich aufregst.«
In seinen Augen regte sich nichts. »Das
stimmt wohl. Ich habe ganz vergessen, dass das alles zur gleichen Zeit war«,
sagte er zu ihr. Und dann zu mir: »Sie waren damals schon aus der Firma
ausgestiegen und hatten sich selbstständig gemacht.«
»Und so viele Kunden mitgenommen, wie
sie nur konnten«, warf sie scharf dazwischen.
»Hat es deswegen böses Blut gegeben?«
Yolanda fummelte verkniffen an ihrem
Ring herum. »Wenn Sie ihn fragen, selbstverständlich überhaupt nicht, aber
natürlich war es so.«
»Aber Yolanda, das stimmt nicht. Ich
habe ihr alles Gute gewünscht.«
»Peter hasst Konflikte. Er würde nie
jemanden offen zur Rede stellen, schon gar nicht jemanden wie sie. Nach allem,
was er für sie getan hatte.«
»Soweit ich weiß, hatte Isabelle die
Idee mit den Mini-Häuschen, während sie noch für Sie arbeitete.«
»Das ist richtig.«
»Und die... wie sagt man...
Urheberrechte? Gehört die Idee in dem Fall nicht Ihnen?«
Peter setzte zu einer Antwort an, aber
Yolanda fuhr dazwischen. »Natürlich. Aber er hat sie nicht einmal dieses
Formular unterschreiben lassen. Diese Frau hat einfach alles an sich gerafft.
Er war nicht bereit, sich durchzusetzen, obgleich ich ihn angefleht habe.
Isabelle hat ihn um Millionen geprellt — buchstäblich Millionen...«
Ich formulierte meine nächste Frage
bedachtsam. Mir war klar, dass Peter viel zu rücksichtsvoll war, um mir
irgendwie weiterhelfen zu können. Aber Yolanda, die Giftspritze, würde mir
bestimmt von Nutzen sein, wenn ich es richtig anpackte. »Sie waren wohl
ziemlich wütend.«
»Ich hatte auch allen Grund. Sie war
ein verwöhntes, verzogenes...« Sie biss sich auf die Lippen.
»Nur weiter«, sagte ich.
»Yolanda«, sagte Peter mit einem
warnenden Blick.
Sie nahm sich zusammen. »Ich will nicht
schlecht über sie reden.«
»Das kann ihr nichts mehr anhaben. Wenn
ich es richtig sehe, war sie maßlos.«
»Maßlos ist gar kein Ausdruck. Sie war
schlichtweg ein Luder!« Peter beugte sich zu seiner Frau. »Ich denke, wir
sollten nicht zulassen, dass so ein einseitiges Bild von ihr entsteht. Du
konntest sie vielleicht nicht leiden, aber sie hatte Talent.«
»Ja, das hatte sie«, sagte Yolanda
errötend. »Und ich glaube — um gerecht zu sein — , dass sie für ihre Probleme
zum Teil nichts konnte. Manchmal tat sie mir richtig Leid. Sie war neurotisch
und überspannt. Diese Frau hatte alles, nur glücklich war sie nicht. David hat
sich an ihr festgebissen wie ein Parasit und sie ausgesaugt.«
Ich wartete, dass noch mehr käme, aber
sie schien ihr Pulver verschossen zu haben. Ich sah Peter an. »Sehen Sie
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