Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dringernder Verdacht

Dringernder Verdacht

Titel: Dringernder Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
ich erklärte ihm, in welchem
Auftrag ich kam. »Ich hatte gerade eine kleine Unterhaltung mit David Barney,
und er erwähnte Ihren Namen.«
    Angeloni schüttelte den Kopf. »Ich
kann’s nicht fassen, dass das arme Schwein schon wieder vor Gericht muss.« Er
leerte sein Bier vollends, zerdrückte die Dose und beförderte sie mit einem
gekonnten Sprungwurf in den Container, wo sie mit einem Plong landete. Er
sagte: »zwei Punkte« und imitierte, die Faust vor dem Mund, eine johlende
Menge. Er hatte ein sympathisches, offenes Lächeln.
    »Diesmal geht’s um Mord«, sagte ich.
    »Herrje. Aber ich dachte immer, sie
könnten einen nicht zwei Mal wegen derselben Sache drankriegen.«
    »Das gilt für Strafverfahren. Das ist
jetzt ein Zivilprozess.«
    »Ich bin froh, dass ich nicht an seiner
Stelle bin. Möchten Sie ein Bier? Ich bin gerade von der Arbeit gekommen, und
dann brauche ich immer erst ein paar. Dieses Haus ist ein einziger
Trümmerhaufen. Vorsicht, hier liegen überall Nägel herum.«
    »Klar, ich nehme gern eins«, sagte ich.
Ich folgte ihm in Richtung Küche, die durch das Plastik eindeutig zu
identifizieren war. Sein Hintern war auch sehr niedlich. »Wie lange geht das
schon?«
    »Der Umbau? Einen Monat etwa. Wir bauen
ein großes Wohnzimmer an und ein paar Schlafzimmer für die Kinder.«
    Vergiss es, dachte ich, während wir uns
den Weg in die Küche bahnten. Er nahm zwei Bier aus einem Sechserpack und
machte sie beide auf. »Ich muss den Grill anwerfen, bevor Julianna mit der
ganzen Kinderschar nach Hause kommt. Mein Koch-Tag heute«, sagte er mit seinem
Grübchen-Lächeln.
    »Wie viele Kinder haben Sie?«
    Er hielt eine Hand hoch und wackelte
mit den Fingern.
    »Fünf.«
    »Und eines in Arbeit. Alles Jungen.
Diesmal hätten wir gern ein kleines Mädchen.«
    »Sind Sie noch bei den Stadtwerken?«
    »Zehn Jahre im Mai«, sagte er. »Und Sie
sind Privatdetektivin. Wie ist das denn so?«
    Ich plauderte ein wenig über meine
Arbeit, während er die Asche aus dem Grill räumte. Er hatte einen kleinen
elektrischen Anzünder, den er in ein Verlängerungskabel stöpselte. Dann häufte
er Holzkohlenbriketts darauf, die er mit einer langen Zange zurechtrückte. Ich
wusste, ich hätte die Sache straffen sollen. Ich brauchte ja weiter nichts als
die Bestätigung, dass er Barney in der Mordnacht gesehen hatte — und vielleicht
auch noch Tippy Parsons — , aber irgendwie hatten diese häuslichen Tätigkeiten
etwas Hypnotisches. Ich war noch nie mit einem Mann zusammen gewesen, der
meinetwegen einen Grill angeworfen hätte. Glückliche Julianna.
    »Könnten Sie mir von der Nacht
erzählen, als Sie David Barney gesehen haben?«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Wir
waren draußen und haben die Straße aufgebuddelt, um ein kaputtes Rohr zu
finden. Es hatte tagelang geschüttet, aber inzwischen hatte es aufgehört. Ich
hörte einen dumpfen Schlag, und als ich hochguckte, sah ich einen Mann im
Jogginganzug auf der Straße liegen. Ein kleiner Lieferwagen schoss gerade links
um die Ecke in den San Vicente und hatte ihn wohl leicht erwischt. Er rappelte
sich auf, humpelte zu uns herüber und setzte sich auf den Bordstein. Er war ein
bisschen zittrig, aber nicht verletzt. Vor allem sauer, wie das eben so ist.
Wir haben ihm angeboten, einen Krankenwagen zu rufen, aber er wollte nichts
davon wissen. Er blieb sitzen, bis er sich einigermaßen gefangen hatte, und
lief dann wieder los, langsam und ein bisschen humpelnd. Die ganze Sache hat
vielleicht zehn Minuten gedauert.«
    »Haben Sie den Fahrer des Lieferwagens
gesehen?«
    »Nicht so genau. Es war ein junges
Mädchen, aber ihr Gesicht habe ich nicht richtig gesehen.«
    »Und die Nummer? Haben Sie sich die
gemerkt?«
    Er zuckte bedauernd die Achseln. »Ich
hab gar nicht dran gedacht. Aber der Lieferwagen war weiß, so viel ist sicher.«
    »Wissen Sie die Marke?«
    »Ford oder Chevy. Jedenfalls ein
Amerikaner.«
    »Woher wussten Sie, dass der Mann David
Barney war? Hat er sich vorgestellt?«
    »In dem Moment nicht. Er hat sich
später mit uns in Verbindung gesetzt.«
    »Woher wusste er, wer Sie waren?«
    »Er hat uns über die Stadtwerke
ausfindig gemacht. Mich und meinen Kumpel James. Er wusste ja Datum, Zeit und
Ort, deshalb war das nicht weiter schwer.«
    »Kann James das alles bestätigen?«
    »Klar. Wir haben ja beide mit dem Mann
geredet.«
    »Und als Mr. Barney sich dann mit Ihnen
in Verbindung setzte — wussten Sie da schon von der Ermordung seiner Frau?«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher