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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sallis
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unteren Teil des Flures zog der Duft von dünnem Kaffee herauf und dazu der Geruch von etwas, das wohl auf die Warmhalteplatte gespritzt war und nun anbrannte. Direkt vor seinem Zimmer unterhielten sich zwei vom Personal darüber, was sie am Vorabend unternommen hatten. Der Servicewagen, der denjenigen Frühstück lieferte, die es nicht bis in den Speisesaal schafften, rumpelte draußen mit seinem immer noch defekten Rad vorbei. Kurz nachdem er eingezogen war, hatte Bill angeboten, das Rad zu reparieren. Sie hatten ihn seltsam angesehen und gesagt, danke, aber sie hätten jemanden, der sich um solche Dinge kümmere. Er hatte sich an diesen Blick gewöhnt. Und offensichtlich war ihr Jemand schwer zu finden.
    Grau. Grün. Wen zum Teufel interessierte das. Einer seiner frühen Partner, auch ein William – weswegen sie von allen
Quadrat-Bill
genannt worden waren –, hatte sein Haus komplett beige gestrichen. Außen, innen, jede einzelne Wand. Beiges Sofa. Beige Vorhänge. Bill hätte schwören können, dass er über die Jahre langsam selbst beige geworden war.
    So war es wohl an einem Ort wie diesem.
    In dem Traum, aus dem er erwacht war, waren die Kugeln leise eingeschlagen, hatten kleine Löcher in die Wand gemacht und etwas Dreck ausgeworfen. Sie hatten leise Popp gemacht, wie das Geräusch von sich vorsichtig öffnenden Lippen.
    Die Kugeln (
meine Kugeln
, wie er sie in Gedanken immer nannte, denn sie waren für ihn bestimmt) hatten links und rechts von ihm die Wand getroffen. Der Schütze war nervös, ganz frisch im Geschäft – und erst elf Jahre alt.
    So war es nicht passiert, leise, langsam. Im tatsächlichen Leben ging es schnell. Von einem Augenblick auf den nächsten. Aber im Traum zog es sich in die Länge, streckte sich, dehnte sich aus, ging immer weiter und weiter ... wie dieses Leben hier.
    Traum. Erinnerung. Wen zum Teufel interessierte das.
    Als es vorüber war, blutete sein Partner, und das Kind lag tot vor der Wand.

WANN IMMER DAMALS , als Driver sein Talent entdeckte und ihm klar wurde, dass Autos und sein Leben untrennbar miteinander verwoben waren, etwas schieflief, in der Familie, bei einem der Kinder oder in der Gemeinde, pflegte Jorges Großmutter zu sagen: »Da hast du die Spitze des Wolfsohres gesehen.« Über die Jahre hatte er seinen Anteil an Ohrspitzen zu Gesicht bekommen, und an Wölfen.
    Im Anschluss an die Spritztour nach Tucson tunte er bei Boyd’s den Ford. Draußen löste die Nacht den Tag ab, in einer Art Gentlemen’s Agreement, bei dem keiner von beiden sein Gesicht verlor: Das Licht war immer noch stark, während die Schatten naher Berge und einiger hoher Häuser langsam heranrückten. Als Driver sich unter dem Wagen hervorschob, bemerkte er, dass er allein war, obwohl das Radio plärrte, das Licht gleißend hereinschien und überall Werkzeug herumlag, wo es gerade gebraucht worden war, auf dem Boden, auf den Werkbänken, auf den Kühlerhauben. Die anderen Mechaniker und sonstigen Herumtreiber waren verschwunden.
    Instinktiv stand er auf und griff sich einen langen Schraubenschlüssel.
    Warum kreuzten diese Typen immer nur zu zweit auf?
    Einer blieb an der Tür stehen, während der andere zu Driver herüberkam. Spindeldürr wie er war, standen seine Muskeln an den Armen ab wie nachgerüstet. Er warf noch nicht einmal einen Blick auf den Schraubenschlüssel, sondern hielt auf halbem Weg die Handflächen hoch.
    Driver bewegte sich vom Wagen weg. Keiner steht gern mit dem Rücken zur Wand.
    »Nur ein Wort, junger Mann, nichts weiter. Wir tun dir nichts.« Er hielt weiterhin eine Hand hoch und machte einen Schritt zur Seite, um das Radio leiser zu stellen. Akkordeon, Fiedel und Guitarrón entfernten sich aus ihren Gehörgängen, wendeten sich nach innen, wurden Teil des Herzschlages.
    »Hatten Sie eine angenehme Fahrt vorhin?«
    Driver nickte. Es wurde immer eigenartiger.
    »Während Sie fort waren, hatten Sie ein paar Besucher. Sie haben nichts gesucht und nichts gefunden, aber sie haben in Ihrem momentanen Zuhause ein ziemliches Durcheinander veranstaltet. Ein Fehler, der diesen beiden kein zweites Mal unterläuft.«
    Die Augen des Mannes wanderten für einen Augenblick durch die Garage, nahmen alles auf, einschließlich des Fairlane.
    »Die Karre sieht nicht nach viel aus.«
    »Darum geht’s bei ihr auch nicht.«
    Der Mann nickte bestätigend. Die Haut seiner Stirn hatte tiefe Falten, Furchen, bis hoch zum Haaransatz. Man hätte darin Ackerbau betreiben können.
    »Diese

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