Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sallis
Vom Netzwerk:
Kameras.
    Dieser Film hier hieß
Stranger
, und es ging um den selbst ernannten Beschützer einer kleinen Gemeinde. Man sah ihn nie, nur seinen Wagen, einen Mercury, wie er eine Anhöhe hochkam oder sich hinter einem verdächtigen Fahrzeug einfädelte, und dann und wann einen Arm im Fensterrahmen, ein Schattenprofil, ein Stück seines Gesichts im Spiegel oder seinen Nacken und Rücken, wenn er dasaß und jemanden beobachtete. Die Motivation des Mannes blieb bis zum Schluss im Dunkeln. Der Film war billig produziert, also hatten sie für diese Teile Shannon anstelle eines Schauspielers genommen. Sämtliche Fahrszenen waren erste Sahne. Kein großes Drehbuch, wenn man’s genau nahm. Aber der Film hatte diesen Glanz, den Billigproduktionen oft haben, wenn die Macher an sie glauben, dabei fast ohne finanzielle Mittel, Zeit oder andere Ressourcen auskommen, und umso mehr um Effekte bemüht sind.
    Musste ein alter Film sein; Shannon sah jung aus, zumindest die Teile von Shannon, die er sehen konnte. Vermutlich von Neulingen gedreht, mit kaum mehr als dem Glanz in ihren Augen und einer Kreditkarte. Inzwischen waren sie sicher groß rausgekommen oder verkauften irgendwo Immobilien.
    In der Nacht, als draußen der vorhergesagte Regen niederging, mischten sich im Traum Erinnerungen mit verdrehten Sequenzen aus dem Film, und als Driver am nächsten Tag den Crown Vic im Rückspiegel entdeckte, hätte er fast laut gelacht.

ZWEIFELLOS FOLGTEN SIE IHM . Neues Modell, unauffälliges Grau, zwei Männer. Driver bog an der Indian School ab, nahm die Osborn, dann die 16. – sie waren immer noch da. Er fuhr auf eine Anwohnerstraße, die breit und einladend aussah, sich aber am Ende eines langen, geschwungenen Häuserblocks in einem Durcheinander von Apartmentkomplexen und Bewässerungsgräben verlor. Er war hier vor einigen Monaten zufällig durchgefahren und hatte den Ort aus reiner Gewohnheit abgespeichert. Das ganze Gebiet war mit Asphaltstümpfen gespickt, die dort an die Straßen grenzten, wo früher private Einfahrten gewesen waren, bevor die Apartmentblöcke das Gebiet übernommen hatten. Er beschleunigte, bog ein, zwei Mal ab, um etwas Vorsprung zu gewinnen, setzte dann in einen dieser Stümpfe zurück und schaltete den Motor ab. An beiden Seiten der Straße parkten Autos – ein weiteres Plus. Gegenüber luden zwei junge Männer Möbel aus billigem Furnierholz von einem Lieferwagen ab, der bedenklich wackelte, wenn jemand an Bord kletterte.
DOS AMIGOS – UMZÜGE WIR ERLEDIGEN DAS
    Driver stieg aus und ging hinüber.
    »Soll ich mit anpacken?«
    Sie sahen erst ihn an, dann einander, zu Recht mit Misstrauen. Einer war recht groß, ungefähr eins achtzig, hellhäutig, mit unglaublich schwarzen Haaren, die zu beiden Seiten herunterhingen wie Krähenflügel. Der andere war klein, hatte dunkelbraune Haut, wenig Haare und Oberarme wie mit Steinen gefüllte Säcke.
    »Ich wohne um die Ecke.« Driver nickte mit dem Kopf in eine Richtung. »Da hinten. Arbeite zu Hause, vierzehn, fünfzehn Stunden am Tag hocke ich vor dem Bildschirm. Ich musste mal raus, mich ein bisschen bewegen, wisst ihr?«
    »Wir können dir nichts bezahlen, mein Freund«, sagte der Kleinere der beiden, der mehr oder weniger das Sagen zu haben schien und den Löwenanteil der schweren Sachen schleppte.
    »Hab ich nicht erwartet.«
    Kurz darauf, als Driver die Rampe herunterkam, ein Tischende in der einen, eine Lampe in der anderen Hand, sah er den Crown Vic langsam vorbeirollen. Er hielt beim Fairlane, die Typen stiegen aus, kontrollierten den Wagen, sahen sich um und stiegen wieder ein. Sie würdigten die drei armen Teufel, die dort Möbel abluden, kaum eines flüchtigen Blickes. Während sie den Laster leerten, kam der Crown Vic noch zwei Mal zurück, im Abstand von vier Minuten; also durchforsteten sie die Gegend und suchten mühevoll nach irgendwelchen Spuren. Bei der letzten Runde sprach der Typ auf dem Beifahrersitz in ein Handy. Der Crown Vic nahm Fahrt auf und verschwand.
    »Gehe mal besser zurück, schätze ich«, sagte Driver.
    »Zurück in den Sattel, klar. Hey, Mann – vielen Dank für deine Hilfe. Vorne in der Kühlbox ist ein kaltes Bier, wenn du willst.«
    »Nächstes Mal.«
    »Jederzeit!«

ZWEI TAGE SPÄTER SASS ER im Einkaufszentrum und trank einen bitteren Kaffee, als ein Typ am Nebentisch sagte: »Du hast Carl sehr betrübt.«
    Driver sah hinüber. Dreißiger, Oberhemd und Stoffhose, konnte ein Verkäufer in der Pause sein oder der Manager vom

Weitere Kostenlose Bücher