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Driver

Driver

Titel: Driver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis
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sitzende Hosen, viel zu große Shirts, Kopftücher.
    »Nehmen wir an, mir passiert was …«, sagte er.
    »Nehmen wir’s an.«
    »Meinst du, du könntest dich dann um Irina und Benicio kümmern?«
    »Ja, das würde ich tun.«
    »Gut.« Inzwischen hatten sie ihre Autos erreicht. Es war gar nicht Standards Art, einem die Hand zu geben. »Wir sehen uns morgen, mein Freund. Pass auf dich auf.«
    Sie verabschiedeten sich.
    Ein beschwingtes Akkordeon ertönte aus einem der mexikanischen Sender, als Driver seinen Wagen anließ. Zurück zu seiner Wohnung. Eigentlich war keine seiner Wohnungen für Driver je so etwas wie ein Zuhause gewesen, wie lange auch immer er darin gewohnt hatte. Er drehte die Lautstärke hoch.
    Fröhliche Musik.
    Bevor er losfahren konnte, kamen zwei Feuerwehrwagen mit heulenden Sirenen die Straße herunter gerast, gefolgt von einem uralten, himmelblauen Chevy-Kombi, aus dem fünf oder sechs braune Gesichter nach draußen starrten. Auf dem Dach war ein Hühnerkäfig festgebunden.
    Leben.

16
    Im Chevy fand er nichts, das ihn irgendwie weitergebracht hätte. Im Grunde nur ein leerer Behälter. So unpersönlich wie ein Kaffeebecher. Es hätte ihn überrascht, wär’s anders gewesen.
    Hätte er eine Möglichkeit gehabt, das Kennzeichen zu überprüfen – neun zu eins, dass es gefälscht war. Und selbst wenn nicht, es würde ihm nicht mehr sagen, als dass der Wagen gestohlen war.
    Okay.
    Aber die Karten waren ausgeteilt. Er war am Zug.
    Wenn ihre harten Jungs nicht zurückkamen – der Fettsack, der Albino –, würden diejenigen, die sie geschickt hatten, andere hinterherschicken. Zu viele lose Enden peitschten im Wind, es war lediglich eine Frage der Zeit, bis jemand einen Schlag vor den Kopf bekam.
    Das war sein Vorteil.
    Driver vermutete, es wäre das Beste, den Chevy umzuparken. Ihn irgendwo zu verstecken, wo er schwer, aber nicht zu schwer zu finden war. Dann ganz einfach in der Nähe abwarten.
    Also saß Driver zwei Tage lang gegenüber dem Einkaufszentrum, wo er den Chevy geparkt hatte, wobei ihm die ganze Zeit der Arm höllisch wehtat, die sprichwörtlichen Messer ihn wieder und wieder von der Schulter bis zum Handgelenk aufschlitzten, die Geisteraxt über ihm schwebte und bei der kleinsten Bewegung zu fallen drohte. Er zwang sich, den verletzten Arm zu benutzen, etwa den todschicken Kaffee zu halten, den er sich für 3,68 $ an dem Stand direkt hinter dem Osteingang der Mall besorgt hatte. Das hier war Scottsdale, eigentlich schon fast Phoenix, ein nobler Vorort, in dem jede Bevölkerungsgruppe ihr eigenes Territorium besaß. Eigentlich ein Ort, an dem zwischen den Mercedes und BMWs ein Oldtimer wie der Chevy nicht zu deplatziert wirken würde. Driver hatte ihn am äußeren Rand des Parkplatzes im Schatten zweier Paloverde-Bäume abgestellt, damit er leichter entdeckt werden konnte.
    Nicht, dass es an diesem Punkt noch eine große Rolle gespielt hätte, aber in Gedanken spulte er immer wieder das Drehbuch ab.
    Natürlich hatte Cook ihnen allen das eingebrockt. Daran bestand kaum ein Zweifel. Driver hatte Strong zu Boden gehen sehen – allem Anschein nach für immer. Vielleicht war Strong an der abgekarteten Sache beteiligt gewesen, vielleicht war er wie die anderen auch nur eine Spielfigur, ein Helfershelfer, ein Strohmann. Bei Blanche war er nicht ganz sicher. Möglich, dass sie von Anfang an eingeweiht gewesen war, aber es fühlte sich nicht so an. Konnte sein, dass sie ihre ganz eigenen Interessen im Kopf gehabt hatte, sich alle Möglichkeiten offen gehalten und versucht hatte, einen Weg aus der Ecke zu finden, in die sie und Driver gedrängt worden waren. Soweit Driver wusste, war Cook immer noch im Rennen. Allerdings besaß Cook niemals den Einfluss oder den Mumm, diese harten Typen zum Kassieren zu schicken. Also war auch er ein Strohmann.
    Was die Frage aufwarf: wer würde als Nächstes aufkreuzen?
    Jeden Augenblick konnte ein Auto mit Mafiosi anhalten.
    Oder aber, nur hypothetisch, die Bosse würden anordnen, so wie es manchmal lief, dass Cook selbst den Dreck hinter sich wegmachte.
    Um neun Uhr vierzig morgens, am dritten Tag. Die letzte Brise war in den Süden verschwunden und der Asphalt warf bereits Blasen. Sein Arm hing von der Schulter wie ein heißer Amboss, und Driver dachte gerade »Also schön, Plan B«, als er beobachtete, wie Cook in einem Crown Vic zwei Runden auf dem äußeren Ring des Parkplatzes drehte und dann direkt neben dem Chevy hielt. Er beobachtete, wie Cook

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