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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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rußgeschwärzten gußeisernen Grillschalen baute, die hinter jedem Picknicktisch aus dem Dreck wuchsen, nur Merry – die aussah wie zwei Kugeln Eiscreme in einem Macramee-Oberteil – kam zu ihm herüber, als er den Dreißig-Liter-Topf obendrauf stellte. Sie reichte ihm die Kippe eines Joints, den sie eben noch zwischen den Lippen gehabt hatte, und darüber sorgte sich einstweilen keiner: wo das sakramentale Marihuana eigentlich herkommen sollte im nächsten langen harten Winter, ehe sie nämlich die Gelegenheit hatten, eine eigene Plantage anzulegen – niemand sorgte sich wegen irgendwas, denn dies war das Abenteuer: das Hier und Jetzt. Er zog an dem Joint, und sie lächelte. »Was willst du denn kochen?«
    Er zuckte die Achseln: »Ach, nichts. Kleine Überraschung. Etwas, zu dem auch Vegetarier stehen können.«
    Sie stupste einen der Säcke mit dem nackten Zeh an. »Was denn?« Das Lächeln wurde breiter. »Muscheln? Hummer?«
    »Wirst schon sehen. In etwa fünf Minuten. Aber du würdestja nichts essen, was ein Gesicht hat, oder? Du erschlägst nicht mal einen Moskito oder atmest aus Versehen eine Fliege ein, stimmt’s?« Der Joint war ausgegangen. Der Form halber gab er ihn ihr zurück.
    »Weiß nicht. Hängt wohl davon ab.«
    »Wovon?«
    »Davon, wie hungrig ich bin und was in dem Topf drin ist. Aber Fleisch ist es nicht, oder?«
    Die Leute hatten inzwischen rings um den Bus mehrere Zelte aufgeschlagen. Sky Dog, Dale Murray, Lester und Franklin saßen etwas abgesondert auf einem Picknicktisch ein Stück weiter weg, die Beine auf die heruntergeklappten Stühle gestellt, und Sky Dog und Dale zupften auf ihren Gitarren herum. Eine Gruppe von Leuten war auf der anderen Seite des Busses und deshalb nur als Waden und Füße sichtbar, Che und Sunshine tollten mitten im Zentrum einer tobenden Horde von Kindern der Spießertouristen: blasse Gliedmaßen, Gebrüll, ein Fußball, der von einem Ende des Platzes zum anderen getreten wurde.
    »Würde ich dir so was antun?« Pan trat einen Schritt vom Feuer zurück und sah zum Bus hinüber. Die Fenster auf seiner Seite standen alle offen, und ein unsichtbarer Genius hatte soeben die Nadel bei »God Bless the Child« aufgelegt, ein Stück, auf das er total stand, und einen Augenblick lang blickte er einfach nur über den Platz und lauschte den Bläsern, die mit den Sängern im Wettstreit lagen. Dann wandte er sich wieder an Merry. »Wo pennst du heute nacht? Im Bus?«
    »Glaub schon.«
    »Willst du bei mir schlafen? Der Studebaker hat einen breiten Rücksitz. Oder vielleicht leg ich auch einen Schlafsack auf einen Picknicktisch, wenn’s keinen Tau oder Regen oder so gibt ...«
    »Was ist mit Lydia?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    Sie nahm achselzuckend auf einer Ecke des Picknicktisches Platz, balancierte auf einer Hinterbacke, den erloschenen Joint noch in den Fingern. »Weiß nicht«, sagte sie. »Wo schläft denn sie?«
    Er antwortete nicht, sondern leerte den ersten Jutesack in den Kochtopf. Es war wie eine Ladung Steine. Es klapperte und zischte, und dann kippte er den Inhalt des zweiten Sacks auch hinein. »Das ist ein Song von Billie Holiday«, sagte er, »wußtest du das?«
    »Nein«, antwortete sie, »wußte ich nicht. Ich dachte, das ist von Blood, Sweat & Tears.«
    »Ursprünglich, meine ich. Das war in den Dreißigern oder so.«
    »Echt? Dann ist es ja echt alt, was?«
    »Ja«, sagte er und schaute zu den Bäumen hinüber, die nicht allzu anders als die Bäume auf Drop City aussahen.
    »Was sind das, Miesmuscheln?«
    »Exakt. Reines Protein, der Schatz des Meeres. Und warte ab, bis du sie mit der Spezial-Butter-Zitronen-Sauce à la Pan kostest. Weißt du, wie lecker gedämpfte Miesmuscheln schmecken, oder in der letzten Minute in einer brodelnden Marinara geschwenkt?«
    Das wußte sie nicht. Und sie war Vegetarierin. Aber er beobachtete sie, während der Dampf aufstieg, die Butter in der Pfanne schmolz und er die Zitronen aufschnitt und ausdrückte. Sie wirkte interessiert, eindeutig interessiert. »Was ist mit Jiminy?« fragte er. »Wo schläft er denn?«
    Als sie die Achseln zuckte, hoben sich ihre Brüste und sanken wieder hinab. »Im Bus wahrscheinlich.«
    Er dachte an Lydia, dachte an Star und Marco und daran, wie Marco im Studebaker die Arme um sie gelegt und sie an sich gedrückt hatte. Er war mit ihr in die Highschool gegangen. Sie waren quer durch die USA getuckert. »Schlaf mit mir«, sagte er. »Wie lange ist das her, muß vor Wochen gewesen

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