Drop City
tausend kleine Lokomotiven, die auf den Gleisen seiner Blutbahnen dahinrasten, und er war immer noch im Auto, sein Kopf lag auf Stars Schoß. Aber Marco kam um die Haube des Studebaker herum und warf sich ins Getümmel, das nahm er noch wahr, und dann waren auch Dale Murray und Sky Dog da, und jeder war überall, quer über den ganzen Platz ging man fluchend und austeilend aufeinander los. Als nächstes trat Franklin in einer lautlos gleitenden Bewegung auf den Plan und streckte einen der Verbindungsstudenten mit einem einzigen Schlag nieder, und inzwischen strömten die Hippies aus dem Bus wie Glitzersternchen. Die Strichmännchen nuckelten weiter an ihrem Bourbon, und die herumflitzenden Kinder scharten sich um die Szene und schrien mit ihren halbfertigen Stimmchen aufeinander ein.
Norm war es, der der Sache ein Ende machte. Zwei der Verbindungsstudenten lagen am Boden, und eine ganze Kompanie von stumpfen Hippiestiefeln trat auf sie ein, während der dritte – der Fahrer – sich noch mit Dale Murray prügelte, zack-wumm-zack , als wäre das ein Endkampf im Schwergewicht, als Norm dazwischenging, und dann war es plötzlich vorbei, einfach so. »Genug!« rief er. »Friede!«, aber er bellte es hervor, als würde er schreien: »Zusammenschlagen!« oder »Bringt sie um!«
Von mosaikartigen Blutströmen gezeichnet, standen die drei herum und keuchten wie fette Männer auf einer steilen Treppe. Zahlenmäßig waren sie unterlegen. Sie hatten nichts zu sagen. Pan dagegen schon, o ja, er hängte jetzt den Kopf zum Fenster des Studebaker hinaus, und er fühlte sich in diesem Moment angenehmer als irgend etwas auf diesem Planeten. »Wenn ihr wieder mal Hippies verprügeln wollt, überlegt euch das besser zweimal, ihr dämlichen Arschlöcher ...«
Sie zogen sich bereits zu ihrem Pickup zurück, und einer von ihnen, der mit dem blonden Bürstenhaarschnitt, durch den die Kopfhaut schimmerte wie gekochter Schinken –, sagte noch: »Yeah, und ihr könnt mich am Arsch lecken, ihr alle.« Er stieß es hervor, aber es war nur Getue, und das spürten alle. Die drei knallten in ihrem Pickup die Türen zu, wischten sich Dreck und Blut aus den Augen, leckten ihre geplatzten Lippen und wunderten sich, daß es in ihren Ohren so klingelte, und als sie den Gang einlegten, kam Ronnie noch kurz zu ihnen rüber, grinste in den Wagen rein und zeigte ihnen das Peace-Zeichen. Sie schafften es nicht mal, beim Start die Reifen durchdrehen zu lassen.
Später, als der Rotwein die Runde machte und die Bräute Brote mit massenhaft Erdnußbutter und Marmelade schmierten und Riesenkrüge mit Kool-Aid-Limo anmischten und alle einander gratulierten, wie gut sie die Geschichte auf dem Platz erledigt hatten, rückte Pan mit seiner Überraschung heraus. Am Morgen vor der Abreise war er mit dem Studebaker durch Guerneville und das flache Hügelland des Russian River Valley bis nach Marshall gefahren, wo der Pazifik gegen die Felsen brandete und eine Gischt aufwirbelte, die im Sonnenlicht hing wie der Rauch eines nie erlöschenden Feuers. Die Luft war kalt, das Wasser noch kälter. Er war einfach in seinen abgeschnittenen Jeans ins Wasser gewatet, Marcos Jagdmesser in der einen und zwei leere Jutesäcke in der anderen Hand.
Über ihm kreisten die Möwen, Kormorane und Pelikane, durchschnitten das wogende Grün hinter den Wellenbrechern. Es herrschte Ebbe, die Felsen waren halb im Sand begrabene Festungen, und auf jedem einzelnen glitzerte schwarz eine Brustwehr aus Miesmuscheln. Pan arbeitete unter der bleichen Sonne, zitterte im Wind, der aus dem Nirgendwo heranblies, und wich dem Sprühregen der Brandung aus, so gut es ging, und im Laufe einer Stunde löste er Hunderte von Muscheln von den Steinen, zweihundert, drei-, vier-, vielleicht sogar fünfhundert, aber wer zählte schon mit? Zurück auf der Ranch, säuberte er sie von Sand und Algenresten, und die übrigen waren so beschäftigt beim Bus, mit dem Einräumen und Packen und dem Beobachten der beiden Bulldozer, daß niemand ihm weiter Beachtung schenkte. Er hatte die beiden großen Säcke im Kofferraum des Studebaker verstaut und ein Pfund gesalzener Butter sowie ein Dutzend Zitronen vom Baum hinter dem Schwimmbecken dazugepackt. Und nun war der Moment gekommen, sie zu kochen. Gerade jetzt, denn wer wollte schon Erdnußbutter mit Marmelade auf zwei Tage altem Brot, wenn man sich an den Köstlichkeiten des Meeres laben konnte?
Niemand sagte etwas, als er ein großes Feuer auf einer der
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