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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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nicht ein paar Einzelheiten? Komm schon, Ronnie , erleuchte uns – erzähl uns was von Liebe und Frieden, na?«
    Ronnie hatte schlaff in den Kissen gelegen, die Füße abgewinkelt, jetzt aber kam er so schnell auf die Beine, daß Star richtig zusammenfuhr – und den Hund verschreckte er ebenfalls. Auf einmal stand er zitternd in seinen abgeschnittenen Jeans und dem Batikhemd da, und sie wünschte, sie hätte etwas geraucht, irgendwas, denn das hier war Ronnie, auf den der Finger zeigte, er war Ronnie das Opfer, Ronnie der gekreuzigte Märtyrer. »Ich hab’s dir schon mal gesagt, Alter, und ich sage es jetzt euch allen, ich habe damit nichts zu tun gehabt ...«
    »Ah, stimmt ja. Es war Sky Dog, richtig?« zischte ihn Alfredo an. »Und die Schwarzen.«
    Ronnie drückte es fast die Augen aus dem Kopf, der coole Ronnie, der arme Ronnie, und er hob die Hände beschwichtigend in die Höhe. »Ich meine, ich bin’s, Pan, ihr kennt mich doch alle. Glaubt ihr denn wirklich, ich würde so was tun, ganz egal, wie bekifft ich da war? – Hey, die war erst vierzehn, da käm ich doch in den Knast, wie man’s auch auslegt. Ich bin nicht so, zu der Sorte gehöre ich nicht. Ihr kennt mich doch alle, oder? Oder?«
    Irgendwer ganz vorne, eins der Gründungsmitglieder, stand jetzt ebenfalls auf. Star konnte ihn zuerst nicht sehen, daher hob sie den Kopf aus den Kissen und spürte, wie auch Marco neben ihr seine Haltung veränderte. Es war der Typ – der Freak –, den alle Mendocino Bill nannten, ein einhundert Kilo schweres Haarknäuel in einem Overall, den man auch als Scheuerlappen hätte verwenden können. »Hört mal her, darum geht es doch gar nicht, und ich bin auf Pans Seite, der ist mein Bruder, und ich glaube ihm – ich meine, was ist denn das hier, ein Femegericht oder was? Nein, Leute, worum es geht, das sind unsere schwarzen Brüder da draußen. Die schüchtern hier ständig die Leute ein und haben nichts weiter drauf, als billigen Rotwein zu saufen, von uns Dope zu schnorren und eine einzige Riesenparty zu feiern – und zwar auf unsere Kosten. Denn sie lassen ja wohl keine Mahlzeit aus, oder?«
    »Du Rassist«, sagte Verbie. Einzelne begannen zu zischeln.
    »Hey, so ist das überhaupt nicht, das ist unfair« – Mendocino Bills Stimme kletterte eine Oktave höher –, »immerhin hab ich in den Südstaaten demonstriert, in Selma und in Birmingham, und ich möchte nur wissen, wo ihr anderen damals wart, zum Teufel noch mal, und ich sag euch, mir ist auch scheißegal, wer jemand ist, aber wir müssen bei uns selbst für Ordnung sorgen, Leute, sonst rückt der Sheriff von Sonoma County hier an und erledigt das für uns – und ich glaube nicht, daß irgendwer von euch das gern hätte.«
    Daraufhin fingen alle gleichzeitig an zu reden, Anschuldigungen flogen hin und her, man hörte schlechte Witze, jemand blies wieder und wieder denselben Ton auf einer Mundharmonika, Ronnie kam aus dem Scheinwerferlicht und sank wieder zurück in sein Nest aus Kissen wie eine Eidechse, die in ihrer Spalte verschwindet. Lydia ergriff seine Hand, und Merry schenkte ihm ihr Ein-Millionen-Kilowatt-Lächeln, doch er wandte sich an sie, an Star, um sein Plädoyer zu halten. Er schüttelte den Kopf, und das galt auch Marco, denn Marco musterte ihn aufmerksam. »Ich schwöre es«, sagte Ronnie. »Ich schwöre, daß ich nichts gemacht hab.«
    »Rausschmeißen!« brüllte Jiminy. »Werfen wir die bloß raus!«
    »Wen?«
    »Die Schwarzen! Schmeißen wir die endlich raus hier. Norm, komm schon, Norm  ...«
    Alle Blicke richteten sich auf Norm Sender, der wie der Buddha in der Mitte des Tisches saß, und einen Sekundenbruchteil atmeten alle aus. Doch Norm wollte nichts damit zu tun haben: er senkte den Kopf und schrumpfte auf halbe Größe. »Land, Auf Das Jeder Ein Anrecht Hat«, sagte er.
    »Aber jemand muß etwas unternehmen – das geht ja da draußen zu wie in Der Herr der Fliegen , Mann.«
    »Ach ja, sicher doch – und wie geht es hier drin zu?«
    »Hey, fick dich doch.«
    »Nein, fick du dich!«
    Es war einfach zuviel. Star lag auf die Ellenbogen gestützt auf dem Bauch und wünschte, sie würden endlich den Mund halten. Sie fragte sich, wo Harmonie und Freude geblieben waren und weshalb sich alle hier andauernd anpflaumen mußten, und dann fiel ihr Blick auf Ronnie, sie sah in seine Augen und entdeckte in seinem Blick einen eiskalten Kern des Triumphs, versiegelt und unerreichbar für alles, was hip war. Sie wollte ihm das eben zum Vorwurf

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