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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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gesagt hat: »Das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann, ist ein Kind zu verlieren.« Ich schäme mich.
    Unter der Spüle finde ich noch einen weiteren Lappen und knie mich neben sie.
    »Komm, lass mich helfen.«
    Ich lasse sie weiter ihr sauberes Stück schrubben und arbeite mich konstant um sie herum. Als ich meinen Lappen in den Eimer tauche, fährt mir ein Schauer über den Rücken.
    Wir hatten es fast geschafft, Cee.
    Eine Stimme, seine Stimme, dicht an meinem Ohr.
    Ich drehe mich um. Nur Mum und ich sind da, zusammen auf dem Küchenboden.
    Ich atme ein paarmal tief durch und arbeite weiter. Wo meine Finger den Lappen anfassen, sickert Wasser heraus. Die Stimme ist immer noch da – kalt, leise und Angst einflößend.
    Aber fast reicht nicht.
    O Gott. Irgendetwas macht Klick in meinem Hinterkopf. Irgendetwas, das mit der Feuchtigkeit an den Fingern zu tun hat … und Rob – ist plötzlich da und im nächsten Moment wieder weg.
    Ich springe auf.
    »Ich glaube, das reicht, Mum. Magst du was trinken?«
    Mum hockt auf den Fersen und schaut sich um.
    »Kaffee«, sagt sie. »Schwarzer Kaffee wär schön.«
    Ich leere den Eimer in den Spülstein. Das schmutzige Wasser spritzt gegen meine Arme und der Geruch von Verwesung klebt im Mund, dass ich anfange zu würgen.
    Mum sitzt jetzt am Tisch und schiebt die Prospekte zur Seite. Ich mache ihr einen Kaffee und setze mich hin.
    »Seit wann trinkst du Kaffee?«
    »Frecher Kerl«, sagt Mum, doch sie lächelt beinahe. »Von jetzt an. Von jetzt an trinke ich Kaffee. Ich bin trocken.«
    Ich zwinge mich, ihr in die Augen zu sehen. Ein rotes Äderchen läuft durch das Weiße, unter dem Auge ist die Haut geschwollen und schlaff.
    »Ich meine es ernst. Aus und vorbei, Carl. Ich hab Fehler gemacht, schreckliche Fehler. Ich war ein schlechter Mensch.« Ihre Augen sind jetzt voller Tränen.
    »Mum, nicht …«
    Wir sitzen schweigend da.
    »Ich glaube, ich geh in die Badewanne«, sagt sie nach einer Weile. »Das solltest du auch tun – du bist ja ganz schmutzig. Ich lass das Wasser für dich in der Wanne.«
    »Okay«, sage ich, aber ich werde auf gar keinen Fall in die Wanne gehen. In meinem Kopf herrscht Horror, ich sehe einen Körper unter der Oberfläche des Badewassers liegen; bleich, still, die Haare breiten sich vom Kopf her aus. Tot und doch nicht tot.
    Mum trinkt ihren Becher aus, legt dabei den Kopf zurück, um noch die letzten Tropfen zu erwischen, dann steht sie auf, um ins Badezimmer zu gehen. Ich höre, wie sie die Treppe hochsteigt. Das anschließende Geräusch des rauschenden Wassers bringt die Angst zurück. Es ist, wie wenn mir Kakerlaken über den ganzen Körper liefen.
    Oben verstecke ich mich in meinem Schlafsack, rolle mich ein, mit dem Rücken zu diesem schwarzen Fleck an der Zimmerdecke. Wenn ich einschlafe oder Mum glaubt, dass ich eingeschlafen bin, wird sie mich vielleicht in Ruhe lassen.
    Aber ich kann nicht schlafen. Alles, was heute passiert ist, wirbelt mir durch den Kopf. Doch ich kriege die Fäden nicht zusammen.
    Instinktiv greife ich nach dem Buch, dem Trost des Lesens. Und auf einmal verstehe ich, wieso es mir so viel bedeutet. Es ist nicht bloß die Geschichte, es ist das Buch selbst. Die Tatsache, dass Harry es mir geschenkt hat. Obwohl ich nicht mal Geburtstag hatte.
    »Eine Wasserschlange schlüpfte im Flussbecken vorbei, den Kopf gereckt wie ein kleines Teleskop. Das Schilf bog sich leicht in der Strömung.«
    Ich schließe das Buch wieder und lasse es auf den Boden sinken.
    Fragen schlängeln sich durch mein Hirn; Dinge, die zu schrecklich sind, um drüber nachzudenken. Dinge, über die ich nicht aufhören kann nachzudenken.
    Wie konnte ich Harry betrügen und in sein Haus einbrechen? Wieso habe ich mit meinem Bruder im See gekämpft? Wieso war er plötzlich tot? Wollte ich wirklich auch Neisha – die wunderbare, schöne Neisha – tot sehen?
    Bin ich ein Mörder?

ZWÖLF
    Ich wache in meinen Sachen von gestern auf, dem Dreck von gestern. Jetzt liege ich auf dem Rücken und schaue den schwarzen Fleck an der Decke an; er ist noch größer geworden. Ich höre Stimmen von unten, Frauenstimmen. Ich stehe auf und tappe in die Küche.
    Ich muss zweimal hingucken. Neisha steht mit dem Rücken zu mir und redet mit Mum. Sie trägt einen schwarzen Mantel, der ihr bis über die Oberschenkel reicht und in der Taille enger wird. Winzige Regentropfen sitzen auf dem Stoff und auch in den Haaren.
    Wieso ist sie hier?
    O Gott, ich sehe aus wie ein

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