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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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noch da, aber der Hintergrund ist jetzt klarer – Rob verblasst ein bisschen.
    Du Scheißkerl. Mach sie kalt, sonst mach ich dich kalt.
    Ich zittere, doch mein Gehirn ist wieder aufgetaut. Abtrocknen. Ich muss mich abtrocknen. Ich lasse die Hähne weiterlaufen, steige aus der Wanne und reibe – mit dem Tuch in der Hand, die noch funktioniert – wie wild meine Haut trocken.
    Jetzt sehe ich ihn nicht mehr, nur noch die Stelle, an der er stand: eine leichte Unschärfe, ein Verschwimmen des Orts, nichts weiter. Er ist weg, oder zumindest fast, doch er bringt noch ein letztes Flüstern zu Stande.
    Mach sie kalt.
    Zitternd und nach Luft ringend lehne ich mich an die Wand. Das Einzige, woran ich denken kann, ist: Er will Neisha. Ich muss sie schützen. Ich muss sie vom See fernhalten.

FÜNFZEHN
    Ich renne den ganzen Weg bis zu Neishas Haus, ohne sie irgendwo zu entdecken. Hat sie nicht gesagt, dass sie nach Hause wollte? Ich bin so ein Feigling! Wieso habe ich sie allein gehen lassen? Immer noch dieser leichte Nieselregen, er schwebt fast in der Luft. Ich halte Mums Regenschirm dicht über den Kopf, vermeide irgendwelche Blätter zu streifen, und springe über Pfützen hinweg.
    Die Klingel ist nass. Bloß nicht berühren. Ich stoße mit dem Schirmgriff dagegen, trete von der Tür zurück und schaue hoch zu den Fenstern. Die Haustür geht auf. Es ist Neishas Vater. Er trägt ein Polohemd mit einem kleinen Logo, hat sich das Shirt unter den Gürtel geschoben.
    »Eine Stunde hast du gesagt, Neisha. Jetzt sind es –«, schnauzt er, während die Tür auffliegt. Dann sieht er, dass ich es bin und nicht seine Tochter. »Oh.«
    Auf seiner Stirn stehen Sorgenfalten und er streicht sich nervös über die buschige Haarinsel auf seinem ansonsten kahlen Kopf.
    »Oh«, antworte ich wie ein Echo. »Hallo. Ist Neisha da?«
    Dumme Frage.
    »Nein. Ich warte schon eine Weile. Ich dachte, sie wollte zu dir, zu deiner Mutter …«
    »Da war sie auch. Vor ungefähr einer Stunde ist sie bei uns wieder los.«
    »Und wo –?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie sollte hier sein. Wo ich ein Auge auf sie haben kann, mich um sie kümmern kann. Ihr Handy ist ausgeschaltet. Sie schaltet das verflixte Ding immer aus, wenn sie mit diesem –« Er bricht ab, wie wenn er sich plötzlich bewusst wird, mit wem er spricht. »Tut mir leid. Aber ich mache mir Sorgen. Ich wollte nicht, dass sie rausgeht. Es ist zu früh, es ist … Ich muss wissen, wo sie steckt.«
    Ich weiche bereits zurück.
    »Sie ist erst sechzehn. Sie glaubt, sie ist erwachsen, sie meint, sie kann tun, was sie will, gehen, wohin sie will, aber …«
    »Ich finde sie«, sage ich. »Ich bringe sie zurück.«
    »Sie kennt den Weg«, antwortet er. »Aber trotzdem danke.«
    Ich renne zum Tor hinaus und biege nach links ab Richtung Stadtzentrum. Wo könnte sie hin sein? Als sie ging, dachte ich, sie wollte auf direktem Weg nach Hause.
    Mir kommt eine Idee. Ich weiß nicht, wo sie ist, aber ich weiß, wo sie auf keinen Fall sein darf . Ein Gefühl der Angst krampft mir den Magen zusammen. Sie kann doch nicht … oder? Ich laufe Richtung Hauptstraße. Oben an der Kirche donnert ein Lastwagen vorbei und spritzt mir die Beine nass. Das Wasser zieht in die Jeans.
    Mach sie kalt.
    Ich schaue mich um, erwarte, dass ich Rob sehe, doch die Straße ist nur voller Leute, die immer im Zentrum herumlaufen; alte Frauen mit Einkaufswagen, Mütter, die kleine Kinder hinter sich herziehen oder Buggys schieben. Er ist nicht da. Es war nur ein Widerhall in meinem Kopf. Und doch ist mir, als ob er direkt hinter mir steht und nur zur Seite springt, wenn ich mich umschaue.
    Ich stolpere den Bürgersteig entlang, halb rennend, halb gehend, und drehe mich alle paar Schritte um.
    Es gibt eine Abkürzung von der Hauptstraße zum Park, seitlich von den Geschäften. Ich laufe schneller, jage den Weg entlang. Am Ende befinden sich ein Bowling-Club hinter einer dichten Hecke und ein paar Tennisplätze hinter einem hohen Zaun. Sie versperren den Blick. Ich renne zwischen Hecke und Zaun hindurch und kurz danach erreiche ich die weite Grünfläche des Parks. Diverse Reifenspuren im Rasen führen den Hang hinab, schwere braune Furchen, die sich tief ins Grün gesenkt haben. In den Furchen steht Wasser. Mein Blick folgt ihnen und unten am Fuß des Hügels steht eine Gestalt – jemand in einem dunklen Mantel, der an der Taille nach innen läuft, jemand mit langen schwarzen Haaren, die über den Rücken fallen. Die

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