Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
Vom Netzwerk:
durchdrungen von üblem Gestank. Und wir schweigen beide. Sehen uns an.
    Er hält mich mit seinen Augenhöhlen fest. Ich bin machtlos.
    Ich muss mich an etwas erinnern, aber ich weiß nicht, an was.
    Das Wasser prasselt herab, treibt ein Loch in meinen Schädel, und die Kälte ist inzwischen nicht mehr nur äußerlich, auf meiner Haut – sie sickert in mich hinein, wandert in meine Muskeln und Knochen. Es tut weh, ist ein Schmerz, der mich ansteckt.
    Ich weiß, dass das, woran ich mich nicht erinnern kann, wichtig ist, doch es ist weg.
    Meine Beine knicken ein und ich stürze auf den harten Wannenboden. Die Dusche dreht sich in meinen Händen und spritzt hoch, das Wasser prallt von der Decke zurück. Es trommelt auf Schultern und Rücken. Ich sitze zusammengesackt in einer ekligen braunen Brühe vor Robs Füßen.
    Meine ganze Kraft scheint sich in der arktischen Kälte des Wassers verloren zu haben. Ich kann nichts tun, als meinen Bruder anschauen. Seine blauweißen Füße, den tiefroten Striemen um eines der Fußgelenke, die Schrammen an seinen Knöcheln und den Schlamm unter seinen Nägeln. Ich sehe das alles, jedes Detail.
    Er ist da und nicht da. Leibhaftig, schlammüberzogen und durchsichtig.
    Das Wasser fließt in ihn hinein, durch ihn hindurch und wieder hinaus, es strömt aus Nase und Mund, sickert aus den Poren der Haut.
    Das Wasser auf meinen Schultern gräbt sich in mich hinein. Es fällt wie Nägel auf die immer gleiche wunde Stelle meiner Haut. Ich wünschte, ich hätte diesen Versuch nie angefangen.
    Du schuldest mir was, kleiner Bruder.
    Er schaut auf mich herab. Sein Mund bewegt sich nicht, doch es ist eindeutig seine Stimme. Lese ich seine Gedanken? Liest er meine?
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Was willst du?«, frage ich. Ich beuge mein Gesicht zu ihm hoch und das Wasser drischt so voll hinein, dass ich prustend zurückweiche.
    Jetzt prustet auch er, in Krämpfen, die seinen ganzen Körper zucken und irgendwie tanzen lassen. Er kauert sich neben mich, lehnt sich zur Seite und übergibt sich. Schlammiges Wasser stürzt aus ihm heraus und erfüllt die Luft mit Gestank. Es wirbelt um meine Füße und meinen Rücken.
    »Was verlangst du von mir?«
    Bring die Hure zum See.
    »Nein!« Ich will das nicht mehr hören.
    Cee, sagt er. Cee, du schuldest mir was.
    Wenn ich mich nur erinnern würde, wie ich ihn loswerden kann. Die Eiseskälte hat mein Gehirn betäubt. Das unerbittliche Trommeln des Wassers überdröhnt alle Gedanken, die hochkommen wollen.
    Das Wasser um meine Füße verändert sich. Es scheint lebendig. Rinnsale steigen die Beine hoch, schlängeln sich um meine Knöchel und Waden. Was soll das?
    Er ist näher als je zuvor, ragt über mir auf, ist um mich herum. Ich wende den Kopf. Er ist auch dort. Ich drehe mich weg und er ist wieder da. Wo immer ich hinschaue, seine Augen bohren sich mit ihrer eisigen, dunklen Macht in mich hinein. Und das Wasser fließt mir jetzt in den Mund, die Nase hinauf. Es drängt sich in meine Kehle. Ich huste, würge. Wie schaffe ich es, dass das Wasser verschwindet? Wie kann ich abstellen, dass er hier ist?
    Abstellen.
    Das war es. Das kann ich tun. Ich habe ihn unter Kontrolle – ich muss nur den Wasserhahn abstellen. Meine Finger greifen ins Leere. Wo ist der Hahn? Ich drehe mich um. Die Bewegung muss den Duschkopf herumgeschwenkt haben, denn plötzlich fällt das ganze Wasser auf meine Hand. Kalte, harte Tropfen hämmern gegen die Haut. Das Wasser ist so kalt, dass die Gelenke versteifen. Ich spüre die Fingerenden nicht mehr.
    Wag es nicht, Scheißkerl.
    In der anderen Hand halte ich noch immer die Dusche. Ich versuche, sie wegzudrehen, umzuschwenken, damit sie nach unten zeigt, aber sie gleitet mir aus der Hand. Sie ist jetzt lebendig. Der Metallschlauch windet sich am Boden der Wanne, schlängelt und dreht sich unter dem Wasserdruck, der Duschkopf an seinem Ende speit seine eisigen Gedärme heraus, und egal, in welche Richtung er sich dreht, alles Wasser stürzt sich auf meine Hand. Es donnert von oben herab. Es windet sich die Wannenwand hoch. Meine Hand ist taub – ein nutzloser Fleischklumpen am Ende des Arms.
    Meine andere Hand funktioniert noch. Ich knalle sie gegen den Griff, der den Wasserlauf von den Hähnen zur Dusche umschaltet, halte ihn fest, als das Wasser aufhört aus dem Duschkopf zu schießen und sich stattdessen aus den Hähnen ergießt. Es läuft direkt in den Abfluss.
    Mit offenem Mund und schnellem Atem schaue ich hoch.
    Rob ist

Weitere Kostenlose Bücher