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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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dies das Ende. Ein Schlussstrich unter all die Gewalt. Wollen wir’s hoffen.«
    Ein Schlussstrich. Aber wo hat eigentlich alles angefangen? Ich ziehe ihre Hände hoch, zwischen uns beide, drehe sie um, so dass die Innenfläche nach oben liegt.
    »Rob hat mir gesagt, was mit deinem Finger passiert ist, Mum.«
    Sie sieht mich an, mit einem kurzen Aufflackern in den Augen, dann schaut sie wieder weg. So wie Neisha weggeschaut hat.
    »Du warst noch ein Säugling. Aber Rob … Rob hat es gesehen und ich wünschte bei Gott, dass er es nicht hätte erleben müssen. Es war ein Unfall. So ein Unfall, wie er jedes Mal passierte, nachdem sich Dad im Pub mit Alkohol hatte volllaufen lassen.«
    Ihre Mundwinkel zucken.
    »Ist gut, Mum.«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Es ist nicht mehr wichtig. Ist lange her.«
    Ihre Hand zittert in meiner. Ich ziehe ihre beiden Hände hinter meinen Rücken, lege sie um meine Hüfte und schlinge meine Arme um Mum. Wir halten uns fest, drücken uns eng aneinander, schwanken leicht hin und her, und kurz darauf zuckt ihr Körper, als sie an meiner Schulter anfängt zu weinen.
    Vielleicht ist dies das Ende, ein Ende der Gewalt. Das ist es, was sie gern glauben möchte, aber er war da, heute, draußen im Nieselregen, und er war wütend. Es ist noch nicht vorbei. Noch längst nicht.

VIERZEHN
    Ich stehe im Badezimmer, mit dem Gesicht zur Wanne und zum Duschkopf in der Ecke.
    Rob.
    Er ist nur da, wenn ich nass bin.
    Wenn ich trocken bin, nicht.
    Das ist es. So viel habe ich jetzt herausgefunden.
    Der Hahn. Der Regen. Das Wasser, das aus dem Eimer auf den Fußboden schwappte.
    Der Wassertropfen auf dem Tisch. Mein Finger, der ihn berührte. Robs Stimme.
    Es ist nicht nur wichtig, dass Wasser da ist, ich muss mit dem Wasser in Berührung sein.
    Mum und Neisha scheinen nicht betroffen zu sein. Nur ich.
    Wenn ich Recht habe, wird er kommen. Nicht wenn ich das Wasser einlaufen lasse, sondern wenn ich in die Wanne steige. Wenn meine Haut nass ist.
    Mir dreht sich der Magen um. Was soll ich tun? Er hasst mich. Er ist wütend, richtig wütend. Die letzten paar Male ist er sogar über mich hergefallen. Meine Schultern verkrampfen sich bei dem Gedanken.
    Aber er kann mich ja nicht verletzen, oder? Er ist tot. Ich kann ihn ganz einfach abstellen. Den Hahn zudrehen, mich abtrocknen, schon ist er weg.
    Ich hole tief Luft, lasse meine Sachen auf den Boden fallen und steige in die Wanne. Schimmel überzieht die Fugen zwischen den Kacheln. Ich nehme den Duschkopf vom Haken. Mit dem Rücken zur Wand drehe ich den Hahn auf und richte das Wasser direkt auf den Ablauf.
    Meine Füße sind nass. Ich schaue mich um, nichts passiert. Das Wasser ist lauwarm. Ich drehe an der Skala, damit es heißer wird, und richte den Strahl bis zu den Knien.
    Wo ist er?
    Ich halte die Dusche über den Kopf und schließe die Augen, als das Wasser über meine Stirn und den Bauch stürzt. Ich stehe in einem laut prasselnden, dampfenden, wohltuenden Wasserschleier. Vielleicht ist ja alles verkehrt, was ich gedacht habe. Vielleicht hat mir mein Kopf einen Streich gespielt. Etwas in mir wünscht sich, dass er nicht auftaucht, dann kann ich mich wenigstens sauber machen, richtig sauber machen. Ich taste nach der Shampooflasche und schäume die Haare ein. Es ist Kindershampoo – aus irgendeinem Grund kauft Mum es noch immer – und es riecht nach Bananen und Melonen, nach einem Gemetzel in einem Obstladen. Ich beuge den Kopf nach hinten und lasse das Wasser den Schaum fortspülen, genieße das Gefühl, wie die Schaumblasen über die Haut gleiten.
    Aber auf einmal wird das Wasser eiskalt. Der Schock ist elektrisierend. Ich schreie auf und versuche die Augen zu öffnen, doch der Rest der Seife brennt, so dass ich sie schnell wieder schließe. Ich spritze mir panisch Wasser gegen die Lider, doch ich muss von der Kälte, der Fäulnis, dem üblen Gestank würgen.
    Ich öffne die Augen und schaue durch den Wasservorhang. Rob ist da. Alles ist verschwommen und verzerrt hinter einem braunen Schleier, aber ich weiß genau, dass er es ist.
    Er ist ganz nah.
    Er sagt kein Wort. Da, wo seine Augen sein müssten, sind nur Löcher, dunkle Höhlen in seinem Gesicht, und sie sind so voller Wut, dass ich wegschauen will. Wegschauen muss. Doch ich kann nicht. Mein Schuldgefühl lähmt mich.
    Und plötzlich ist mir, als ob ich mit ihm hier gefangen wäre, in diesem winzigen Raum. Wir befinden uns in einer Wasserhöhle, die Wände sind irgendwie starr. Wir sind

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