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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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hier ist anders. Das hier ist Trost.
    Und es sollte mehr sein, so viel mehr. Es bräuchte nicht viel. Sie könnte sich umdrehen oder ich und plötzlich ständen wir uns gegenüber. Mein Gesicht dicht vor ihrem. Mein Gesicht, das ihres berührt …
    »… gehen?«
    Sie sieht mich an, als ob sie eine Antwort erwartet, und ich habe keine Ahnung, was sie gerade gesagt hat. Verständnislos schaue ich sie an.
    »Sollen wir den Coffeeshop auf der Hauptstraße ausprobieren?«, fragt sie. »Den neuen?«
    »Weiß nicht. Dein Dad wartet zu Hause auf dich.«
    »Mein Dad? Wann hast du ihn –?«
    »Ich war erst bei euch zu Hause. Dein Dad war ein bisschen nervös …«
    Sie rollt die Augen.
    »Ich ruf ihn an«, sagt sie.
    Sie löst sich von mir, dann zieht sie ihr Handy aus der Tasche und schaltet es ein.
    »Dad? Ich bin im Park. Nein, alles in Ordnung. Ich bin mit einem Freund hier, wir gehen noch … Ja, Robs Bruder. Dad, jetzt sei nicht so. Wir trinken noch einen Kaffee, okay?« Sie hält das Handy ein paar Sekunden vom Ohr weg, danach sagt sie schnell »Bis später« und legt auf.
    »Der macht mal wieder unnötig Stress«, sagt sie.
    »Kann ich verstehen«, antworte ich.
    »Ich weiß, er hat es noch nie gern gesehen, wenn ich mich mit jemandem treffe. Aber jetzt hätte er am liebsten, dass ich das Haus überhaupt nicht mehr verlasse.«
    »Wenigstens macht er sich Sorgen.«
    »Ja, ich weiß.« Das Handy klingelt. Sie schaut aufs Display, zieht ein Gesicht, drückte die ›Off‹-Taste und steckt es in ihre Tasche.
    »Also, wo gehen wir hin? Hauptstraße?«
    Ich möchte nicht unter Leuten sein. Ich möchte, dass wir allein sind, nur sie und ich, so wie jetzt. Wir gehen gerade am Parkcafé vorbei – eine versiffte Ansammlung von Stühlen und Tischen aus Plastik, die zusammengeschoben auf einem betonierten Platz neben einer Hütte mit Küchendurchreiche stehen. Ein paar Raucher sitzen an einem der Tische, abgehärtete Nikotinsüchtige, die selbst dann noch draußen säßen, wenn es schneien würde. Sonst niemand. Kein anderer Mensch weit und breit.
    »Wie wär’s damit?«, frage ich.
    »Egal«, sagt Neisha locker. Sie fängt meinen Blick auf. »Was willst du haben? Hast du Hunger?«
    Ich schüttle den Kopf und wir lächeln beide. Es fühlt sich vertraut an, so als ob wir uns schon oft angelächelt hätten.
    Wir gehen zu der Durchreiche und bestellen etwas zu trinken: Cola für mich, Kaffee für Neisha. Ich will den Schirm nicht loslassen und ich habe sowieso nicht genug Geld für beide Getränke, deshalb stehe ich einen Moment lang verlegen da, bis Neisha bezahlt und beides nimmt. Wir gehen zu einem Tisch, dem, der am weitesten von den Rauchern entfernt ist. Der Schirm in der Mitte des Tisches steht schief, eine Ecke hängt genau über uns. Es tropft auf die Platte.
    »Hier nicht«, sage ich. »Hier ist es nass.«
    »Es ist überall nass«, sagt Neisha. »Sei nicht so empfindlich. Wir nehmen ein paar Servietten.«
    Sie stellt die Getränke ab, wischt den Tisch trocken und setzt sich hin. Ich drücke gegen die Schirmstange, um sie gerade zu richten. Ein Guss geht platschend auf Neisha, den Tisch und mich nieder. Die Stange kehrt in die gleiche Schräglage zurück.
    Bring sie mir.
    »Halt die Klappe!« Bevor ich es verhindern kann, ist es heraus.
    Neisha sieht mich stirnrunzelnd an.
    »Ich hab doch gar nichts gesagt. Was ist denn bloß los mit dir?«
    Ich komme mir dämlich und ertappt vor. Um die Verlegenheit zu kaschieren, reiße ich meine Cola auf und trinke im Stehen. Doch das starke Bitzeln beruhigt mich diesmal nicht. Die Bläschen, die auf der Zunge platzen, verstärken nur meine Erregung.
    »Setz dich hin, Carl«, sagt Neisha. »Setz dich hin und rede mit mir.«
    Vielleicht war es doch keine so gute Idee. Plötzlich will ich hier nicht mehr sitzen, umgeben von lauter Getropfe, in dieser nassen Umgebung voller Stimmen und Gerüche, voller Dinge, die ich nicht sehen will. Ich möchte irgendwo drinnen sitzen, wo es schön warm und trocken ist. Ich möchte unter einem dieser Handtrockner sitzen, die es in öffentlichen Toiletten gibt. Dasitzen und spüren, wie die heiße, trockene Luft über mich weht. Ich möchte mich sicher fühlen.
    Aber Neisha sieht mich an, wartet darauf, dass ich mich hinsetze. Ich ziehe den Stuhl ein Stück zurück und setze mich auf die Kante.
    »… jedenfalls am Anfang.«
    Schon wieder. Ich habe nicht zugehört.
    »Carl?«
    »Was? Tut mir leid. Entschuldigung, Neisha.« Mein Bein zittert wie

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