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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Gestalt verschwindet gerade durch eine Lücke in der Hecke.
    »Neisha!«, rufe ich, so laut ich kann.
    Sie dreht sich um.
    »Warte! Warte auf mich!«
    Ich laufe den Hang hinunter, rutsche und schlittere, aber irgendwie bleibe ich auf den Beinen. Wasser quillt bei jedem Schritt an den Rändern der Schuhe aus dem Boden. Neisha sieht mich, und als ich mit klatschenden Schritten auf sie zugerannt komme, streckt sie den einen Arm zur Seite, als ob sie mich auffangen will. Ich bremse ab, bevor wir uns berühren, doch sie lächelt trotzdem und sagt: »Wow.«
    »Tut mir leid«, sage ich. »Ich …«
    Und plötzlich weiß ich nicht, was ich sagen soll. Wie will ich ihr erklären, dass sie sich vom See fernhalten soll, ohne bescheuert zu klingen?
    »Wo willst du hin?«, frage ich, obwohl ich die Antwort schon weiß.
    Das Lächeln verschwindet aus ihrem Gesicht, sie zuckt die Schultern und schaut zu Boden.
    »Ich wollte nur … ich wollte nur noch mal … Du weißt schon.«
    »Zurück zum See?«
    »Ja. Ich dachte, es hilft mir vielleicht.« Sie klingt merkwürdig zaghaft, als bitte sie um Entschuldigung.
    »Nein!«, antworte ich, aber es kommt mehr wie ein Befehl aus mir raus.
    Gereizt schaut sie auf.
    »Es ist alles so ein Chaos, Carl. Alles so schrecklich. Ich will das Ganze begreifen. Irgendwie Frieden finden oder so. Tut mir leid, das klingt ziemlich lahm.«
    »Nein«, sage ich. »Klingt es nicht. Aber … aber versuch es nicht dort, das meine ich nur. Geh da nicht wieder hin.«
    »Man hat mir erzählt, es lägen Blumen dort, wie bei euch zu Hause. Das wollte ich mir anschauen. Nichts weiter.«
    »Es sind nur Blumen, Neisha. Sie haben nichts zu bedeuten.« Was ich sage, klingt irgendwie trotzig, und ich fürchte schon, dass ich alles vergeigt habe. Dass sie sagen wird, ich soll mich zusammennehmen.
    »Schon gut«, antwortet sie und legt mir die Hand auf den Arm. Selbst durch den Ärmel spüre ich ihre Wärme. Die Wärme erschüttert mich von Neuem, geht durch und durch. »Ich versteh ja, dass du nicht hinwillst. Das ist doch in Ordnung. Wir gehen woanders hin. Ich kann ja ein andermal runter zum See.«
    »Nein!«
    Schon wieder. Ich schreie ihr ins Gesicht. Diesmal fliegt Spucke aus meinem Mund und landet knapp neben ihrem. Instinktiv nimmt sie die Hand von meinem Arm und wischt sie ab.
    »Verdammt noch mal, Carl«, sagt sie. »Was ist denn bloß los?«
    »Tut mir leid. Tut mir leid.«
    Ich stehe hilflos vor ihr, die Schultern nach vorn gebeugt, und weiß nicht, wie ich dieses wunderschöne Mädchen davon abhalten soll, etwas zu tun, was sie vielleicht in schreckliche Gefahr bringt.
    Sie seufzt. »Komm, lass uns irgendwohin gehen. Irgendwo anders.«
    Sie schiebt ihre Hand in meine und wieder spüre ich diese Wärme. Meine Finger umschließen ihre und auf einmal scheint alles möglich.
    Ich kann mir vorstellen, was ich mit Rob mache.
    Ich kann Neisha schützen.
    Wir gehen den Hügel hinauf.
    »Hübscher Schirm«, sagt sie. Ich verstehe den Hinweis und rücke ihn weiter hinüber, dass er auch sie bedeckt. So wird zwar meine Schulter nass, aber ich bin zu geblendet von ihr, als dass es mich kümmert.
    »Äh … der gehört Mum.«
    Falsche Richtung, Cee.
    Die Stimme ist da. Rob ist irgendwo hier. Und sieht uns. Will, dass wir umkehren, zum See gehen. Ein Schauer fährt mir in den Nacken, die kalte Luft stellt mir die Haare auf. Ich reiße den Schirm wieder zurück.
    »Was tust du? Oh, du wirst nass. Komm her.«
    Sie lässt meine Hand los und rückt näher heran, legt ihren Arm um meine Hüfte.
    Du bist tot, du Scheißkerl. Ihr seid beide tot.
    Ich versteife mich. Was wird er als Nächstes tun? Wie kann ich sie schützen. Ich schaue mich um, erwarte Robs bleiches Gesicht an meiner Schulter zu sehen.
    »Schon gut«, sagt Neisha. »Es schaut niemand. Außerdem tun wir ja nichts Verbotenes.«
    Das glaubt sie. Aber ich will die Freundin meines Bruders. Ich will sie so sehr, dass sich jede Zelle in meinem Körper ihrer Nähe bewusst ist. Gerade noch war mir kalt im Nacken. Jetzt rauscht das Blut hinein und steigt mir in den Kopf. Es pocht so stark in die Leiste, dass ich kaum gehen kann. Ich will die Freundin meines toten Bruders haben. Wie krank ist das denn? Er hat Recht, dass er mich tot sehen will.
    »Das vermisse ich«, sagt sie. »Jemandem nah zu sein.«
    So etwas habe ich nie gekannt. Oder? Die Nähe zwischen mir und Rob war eine andere. Wir haben uns im Ringergriff festgehalten, gekämpft, um die Oberhand zu bekommen. Das

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