Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
Vom Netzwerk:
aber meine Muskeln verkrampfen. Ich kann sie nicht mehr kontrollieren.
    Bring sie um. Bring sie zum See.
    »Niemals, Rob. Da musst du erst mich umbringen.«
    Wenn du willst …
    Das Wasser ist in mir, ich huste und schlucke und es steigt immer weiter. Ich beuge mich vor, keuche und würge, dann stehe ich da, mit den Händen auf den Oberschenkeln, und das Wasser aus der Sprinkleranlage regnet auf mich nieder.
    »Geh. Lass mich in Ruhe!«, keuche ich.
    Ist deine Schuld.
    Sein Gesicht verdunkelt sich, die klaffenden Löcher seiner Augen, seiner Nase, seines Mundes fließen zusammen. Die Sirenen kommen näher. Es ist mehr als eine – ein ganzer Trupp rast heran.
    Er kommt näher und ich weiche zurück. Wird er mich umbringen? Hier umbringen?
    Ich will wieder losrennen, aber ich bin zu erschöpft. Ich hole tief Luft, doch sie bleibt mir im Hals stecken und ich huste erneut.
    Er ist jetzt ganz nahe und ich muss würgen von dem Verwesungsgestank. Ich will mich umdrehen, rennen, rennen. Ich zwinge mich, stehen zu bleiben.
    »Ich wollte dich nicht töten. Ich wollte dich nur von ihr wegreißen, das ist alles. Ich hatte doch niemals vor …«
    Es war deine Schuld, dass wir überhaupt im See waren.
    Die Sirenen sind jetzt am Gebäude. Das zuckende Blaulicht verwandelt den Flur in eine verrückte wassergetränkte Disco.
    »Was?«
    Du hast gesagt, ich soll sie umbringen. Und das werden wir, wir werden sie umbringen.
    Der Drang, mich zu übergeben, wird wieder stärker. Die Lichter, der Lärm, das Wasser und der Gestank betäuben mich. Genauso wie seine Worte. Was er sagt, ergibt keinen Sinn …
    »Das stimmt nicht. Das kann nicht sein. Ich hätte … ich würde doch nie …«
    Auf einmal sind noch andere Lichter da. Taschenlampenstrahlen leuchten vom Ende des Flurs herüber, blenden mich mit ihrem grellen Licht.
    »Alles in Ordnung da hinten? Kannst du mich hören?«
    Ich blicke direkt in den Lichtschein, an Rob vorbei, durch ihn hindurch, aber ich kann die Gestalt, zu der die Stimme gehört, nicht erkennen. Ich schirme die Augen ab, und als ich wieder hinsehe, sind die Taschenlampen auf den Boden gerichtet und schemenhafte Gestalten waten auf mich zu – im einen Moment da, im nächsten verschwunden, jedes Mal ein Stück näher, wenn das Blaulicht von außen hereinflackert.
    »Kannst du mir sagen, wo das Feuer ist, Junge? Ist es gelöscht?«
    Der Papierkorb liegt umgekippt im Wasser.
    Ich kann nicht sprechen. Ich bin betäubt. Es war meine Schuld? Ich habe ihm gesagt, dass er es tun soll?
    Das kann nicht sein. Ich kann mich nicht dran erinnern.
    Der Anführer der Feuerwehr ist jetzt fast auf gleicher Höhe mit Rob.
    »Wo ist das Feuer, Junge?«, fragt er. »Wo ist das Feuer?«
    Ich antworte nicht. Ich beobachte Rob, als der Mann durch ihn hindurchtritt, ohne etwas zu merken.
    Du. Hast. Es. Gesagt. Du. Hast. Mich. Herausgefordert. Rob flüstert.
    Der Feuerwehrmann ruft nach hinten: »Alles okay. Alles aus. Stellt die Sprinkleranlage ab.« Und dann dreht er sich um, legt mir die Hand auf den Arm und ich lasse mich von ihm nach draußen führen und der Polizei übergeben.

NEUNZEHN
    »Carl? Bist du’s? Du klingst so komisch.«
    Neisha ist am Apparat. Das Mädchen, von dem Rob behauptet hat, ich hätte sie umbringen wollen. Das Mädchen, von dem er gesagt hat, ich hätte ihn aufgefordert, sie umzubringen. Das Licht des Displays bildet ein leuchtendes Viereck in der Dunkelheit meines Zimmers.
    »Ja, ich.«
    »Ist alles okay? Bist du gut nach Hause gekommen?«
    Ihre Stimme ist leise, fast flüsternd. Ich stelle mir vor, dass sie im Dunkeln spricht, in der mitternächtlichen Stille ihres Zuhauses.
    »Hör zu. Ich kann im Moment nicht reden.«
    Nicht mit diesem riesigen Kloß von Schuldgefühl im Hals. Nicht, solange ich keine Ahnung habe, was ich ihr sagen soll. Ob ich ihr alles erzählen oder einfach so weitermachen soll mit dem, was sich als große, fette Lüge herausstellen könnte. Die Lüge, dass ich ihr Held bin.
    »Ist jemand bei dir?«
    »Nein, ist nur …«
    »Bitte, Carl, ich muss ganz dringend mit jemandem reden. Mit dir .«
    Sie glaubt, sie braucht mich, aber wer bin ich? Der Junge, für den sie mich hält, oder der, der ich bin, wenn es stimmt, was Rob sagt? Ich wäre gern der, an den sie so glaubt. Aber wie kann ich einfach so weitermachen?
    Ich krieche aus meiner Höhle und gehe mit dem Handy nach unten in die Küche, fort von der gemeinsamen Wand und dem Stereo-Schnarchen.
    »Ich mach mir Sorgen um dich, Carl.

Weitere Kostenlose Bücher