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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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in Sicherheit.

SIEBENUNDZWANZIG
    Ich springe aus der Wanne, das Wasser tropft an mir herunter. Ich nehme mir nicht die Zeit, mich abzutrocknen – jage nur aus dem Bad in mein Zimmer, wo ich mir das Erstbeste schnappe, was ich zum Anziehen finde. Drei Seiten des Würfels, den das Zimmer bildet, sind jetzt vollständig schwarz. Wasser sickert aus der Decke und tropft herab. Es riecht extrem streng.
    Ich steige in ein Paar Shorts, ohne nachzuschauen, ob sie genauso widerlich riechen wie das Zimmer, in dem sie gelegen haben, dann rase ich in vier Sätzen die Treppe hinunter. Ich wühle in meiner nassen Jackentasche nach dem Handy und wähle Neishas Nummer, und ich weiß, dass Mum und Debbie in der Tür zum Wohnzimmer stehen und mich beobachten. Es klingelt endlos.
    »Komm schon. Komm schon.«
    Mum hat wieder diesen Blick drauf, diesen Blick, mit dem sie versucht, mir nicht zu zeigen, dass sie glaubt, ich bin verrückt geworden.
    Endlich Neishas Stimme. »Hallo? Dad, bist du’s? Dad, ich hab Angst. Die Wasserhähne laufen. Ich kann sie nicht mehr abstellen. Draußen ist überall Wasser. Der Fluss –«
    »Neisha, ich bin’s. Carl. Hör zu, du musst –«
    »Carl?«
    Das Handy verstummt. Sie hat aufgelegt. Als sie wusste, dass ich es bin, hat sie sofort aufgelegt. Sie hasst mich noch immer. Aber was hat sie gesagt? Die Wasserhähne … der Fluss …
    »Scheiße.« Er kommt sie holen.
    »Mum«, sage ich. »Mum, sie wird nicht auf mich hören. Du musst mit ihr reden. Ihr sagen –« Was sagen? Dass sie im Haus bleiben soll? Dass sie schleunigst versuchen soll rauszukommen, irgendwo anders hinzugehen? »Ihr sagen, dass sie unbedingt trocken bleiben soll.«
    »Was? Carl, beruhige dich. Alles ist gut.«
    »Es ist wichtig, Mum. Sie ist nicht in Sicherheit. Er wird sie holen. Er wird sie umbringen, Mum. Du musst sie anrufen. Bitte, Mum. Bitte!« Ich höre mich selbst. Höre, wie krank meine Worte klingen.
    »Carl, du musst dir keine Sorgen machen. Sie wird ganz bestimmt bei dem Wetter nicht rausgehen. Es ist schrecklich draußen.«
    Aber es ist weder drinnen noch draußen sicher für sie. Sie muss trocken bleiben.
    Jetzt mischt sich Debbie ein.
    »Kerry, zuerst hat er Angst nass zu werden. Dann schlägt er dich. Dann zieht er sich mitten im Park aus. Und jetzt will er, dass dieses Mädchen nicht nass wird. Hörst du nicht, wie … wie absurd das klingt? Hörst du das nicht?«
    »Debbie, ich hab dir gesagt, ich komm damit klar. Lass uns einfach die Beerdigung hinter uns bringen und dann …«
    Das ist alles nur Zeitverschwendung, wir haben aber keine Zeit zu verschwenden.
    »Mum, es geht um Leben und Tod. Ruf sie an. Bitte ruf sie an!« Ich strecke ihr das Handy entgegen.
    »Carl, ich weiß nicht, was da zwischen euch beiden gelaufen ist, aber sie braucht im Moment nicht noch mehr Ärger. Morgen ist die Beerdigung. Lass sie für heute in Ruhe. Lass sie einfach in Ruhe.«
    »Du wirst sie also nicht anrufen?«
    »Nein.«
    »Verdammt!«
    Das Handy immer noch in der Hand, schlage ich die Haustür hinter mir zu. Ich habe nur Shorts an und nichts an den Füßen, doch das ist mir egal. Der Regen trommelt herab. Ich renne den Gang entlang, fliege über die Betonmauer, lande auf den Füßen und ignoriere den Schmerz, der die nackten Beine hinaufschießt.
    Niemand spielt heute vor den Garagen. Auf dem Hof steht das Wasser. Die Oberfläche tanzt von dem prasselnden Regen. In der Mitte gurgelt es durch den Abflussrost hoch, spielt »nicht den Boden berühren« mit einem verknautschten Plastikfußball, der auf und ab hüpft, ohne sich befreien zu können.
    Ich renne weiter, fühle mich immer kälter und nasser, während meine Füße ins Wasser klatschen. Erst als der Park hinter mir liegt und ich durch die Gassen laufe, die zu Neisha führen, sinken die Bilder wirklich ein: Sandsäcke, Wasserflächen, ein tanzender Fußball. Wasser, das hochgurgelt.
    Die ganze Zeit war ich in Panik, weil Wasser auf mich herabfiel – aber ich habe völlig das Wasser vergessen, das nach oben kriecht, steigt, alles überflutet.
    Im Weiterrennen wähle ich noch einmal Neishas Nummer.
    Sie geht sofort dran.
    »Carl? Carl! Hilf mir!«
    Sie ist in Panik.
    »Was ist, Neisha?«, keuche ich und versuche genug Luft zum Sprechen zu kriegen. »Bist du okay?«
    »Ich sitze in der Falle. Das Wasser steht fußtief ums Haus. Es kommt schon unter der Tür durch. Aus allen Hähnen läuft braune Suppe. Ich kann sie nicht abstellen. Ich –«
    »Schon gut. Schon

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