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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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wieder begann, derar-
    tig erbittert, daß er, wie zum Angriff, allerdings langsam
    und hinfällig, sich gegen sie wendete. Die Bedienerin
    aber, statt sich zu fürchten, hob bloß einen in der Nähe
     der Tür befindlichen Stuhl hoch empor, und wie sie mit
    groß geöffnetem Munde dastand, war ihre Absicht klar,
    den Mund erst zu schließen, wenn der Sessel in ihrer
    Hand auf Gregors Rücken niederschlagen würde. „Also
    weiter geht es nicht?“ fragte sie, als Gregor sich wieder
     umdrehte, und stellte den Sessel ruhig in die Ecke
    zurück.
    Gregor aß nun fast gar nichts mehr. Nur wenn er
    zufällig an der vorbereiteten Speise vorüberkam, nahm
    er zum Spiel einen Bissen in den Mund, hielt ihn dort
     stundenlang und spie ihn dann meist wieder aus. Zuerst
    dachte er, es sei die Trauer über den Zustand seines Zim-
    mers, die ihn vom Essen abhalte, aber gerade mit den
    Veränderungen des Zimmers söhnte er sich sehr bald
    aus. Man hatte sich angewöhnt, Dinge, die man anders-
     wo nicht unterbringen konnte, in dieses Zimmer hinein-
    zustellen, und solcher Dinge gab es nun viele, da man ein
    Zimmer der Wohnung an drei Zimmerherren vermietet
    hatte. Diese ernsten Herren – alle drei hatten Vollbärte,
    wie Gregor einmal durch eine Türspalte feststellte – wa-
     ren peinlich auf Ordnung, nicht nur in ihrem Zimmer,
    sondern, da sie sich nun einmal hier eingemietet hatten,
    in der ganzen Wirtscha, also insbesondere in der Kü-
    [  ]
    che, bedacht. Unnützen oder gar schmutzigen Kram er-
    trugen sie nicht. Überdies hatten sie zum größten Teil
    ihre eigenen Einrichtungsstücke mitgebracht. Aus die-
    sem Grunde waren viele Dinge überflüssig geworden,
    die zwar nicht verkäuflich waren, die man aber auch 
    nicht wegwerfen wollte. Alle diese wanderten in Gre-
    gors Zimmer. Ebenso auch die Aschenkiste und die
    Abfallkiste aus der Küche. Was nur im Augenblick un-
    brauchbar war, schleuderte die Bedienerin, die es immer
    sehr eilig hatte, einfach in Gregors Zimmer; Gregor sah 
    glücklicherweise meist nur den betreffenden Gegenstand
    und die Hand, die ihn hielt. Die Bedienerin hatte viel-
    leicht die Absicht, bei Zeit und Gelegenheit die Dinge
    wieder zu holen oder alle insgesamt mit einemmal hin-
    auszuwerfen, tatsächlich aber blieben sie dort liegen, 
    wohin sie durch den ersten Wurf gekommen waren,
    wenn nicht Gregor sich durch das Rumpelzeug wand
    und es in Bewegung brachte, zuerst gezwungen, weil
    kein sonstiger Platz zum Kriechen frei war, später aber
    mit wachsendem Vergnügen, obwohl er nach solchen 
    Wanderungen, zum Sterben müde und traurig, wieder
    stundenlang sich nicht rührte.
    Da die Zimmerherren manchmal auch ihr Abendessen
    zu Hause im gemeinsamen Wohnzimmer einnahmen,
    blieb die Wohnzimmertür an manchen Abenden ge- 
    schlossen, aber Gregor verzichtete ganz leicht auf das
    Öffnen der Tür, hatte er doch schon manche Abende, an
    [  ]
    denen sie geöffnet war, nicht ausgenützt, sondern war,
    ohne daß es die Familie merkte, im dunkelsten Winkel
    seines Zimmers gelegen. Einmal aber hatte die Bediene-
    rin die Tür zum Wohnzimmer ein wenig offen gelassen,
     und sie blieb so offen, auch als die Zimmerherren am
    Abend eintraten und Licht gemacht wurde. Sie setzten
    sich oben an den Tisch, wo in früheren Zeiten der Vater,
    die Mutter und Gregor gegessen hatten, entfalteten die
    Servietten und nahmen Messer und Gabel in die Hand.
     Sofort erschien in der Tür die Mutter mit einer Schüssel
    Fleisch und knapp hinter ihr die Schwester mit einer
    Schüssel hochgeschichteter Kartoffeln. Das Essen
    dampe mit starkem Rauch. Die Zimmerherren beugten
    sich über die vor sie hingestellten Schüsseln, als wollten
     sie sie vor dem Essen prüfen, und tatsächlich zerschnitt
    der, welcher in der Mitte saß und den anderen zwei als
    Autorität zu gelten schien, ein Stück Fleisch noch auf
    der Schüssel, offenbar um festzustellen, ob es mürbe
    genug sei und ob es nicht etwa in die Küche zurückge-
     schickt werden solle. Er war befriedigt, und Mutter und
    Schwester, die gespannt zugesehen hatten, begannen
    aufatmend zu lächeln.
    Die Familie selbst aß in der Küche. Trotzdem kam der
    Vater, ehe er in die Küche ging, in dieses Zimmer herein
     und machte mit einer einzigen Verbeugung, die Kappe in
    der Hand, einen Rundgang um den Tisch. Die Zimmer-
    herren erhoben sich sämtlich und murmelten etwas in
    [

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