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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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läuten, und das Mädchen öffnet die
    Tür, während ich grüße.
    
    Zerstreutes Hinausschaun
    Was werden wir in diesen Frühlingstagen tun, die jetzt
    rasch kommen? Heute früh war der Himmel grau, geht
    man aber jetzt zum Fenster, so ist man überrascht und
    lehnt die Wange an die Klinke des Fensters.
     Unten sieht man das Licht der freilich schon sinken-
    den Sonne auf dem Gesicht des kindlichen Mädchens,
    das so geht und sich umschaut, und zugleich sieht man
    [  ]
    den Schatten des Mannes darauf, der hinter ihm rascher
    kommt.
    Dann ist der Mann schon vorübergegangen und das
    Gesicht des Kindes ist ganz hell.
    Der Nachhauseweg
    
    Man sehe die Überzeugungskra der Lu nach dem Ge-
    witter! Meine Verdienste erscheinen mir und überwälti-
    gen mich, wenn ich mich auch nicht sträube.
    Ich marschiere und mein Tempo ist das Tempo dieser
    Gassenseite, dieser Gasse, dieses Viertels. Ich bin mit 
    Recht verantwortlich für alle Schläge gegen Türen, auf
    die Platten der Tische, für alle Trinksprüche, für die
    Liebespaare in ihren Betten, in den Gerüsten der Neu-
    bauten, in dunklen Gassen an die Häusermauern ge-
    preßt, auf den Ottomanen der Bordelle.
    
    Ich schätze meine Vergangenheit gegen meine Zu-
    kun, finde aber beide vortrefflich, kann keiner von
    beiden den Vorzug geben und nur die Ungerechtig-
    keit der Vorsehung, die mich so begünstigt, muß ich
    tadeln.
    
    Nur als ich in mein Zimmer trete, bin ich ein wenig
    nachdenklich, aber ohne daß ich während des Treppen-
    [  ]
    steigens etwas Nachdenkenswertes gefunden hätte. Es
    hil mir nicht viel, daß ich das Fenster gänzlich öffne
    und daß in einem Garten die Musik noch spielt.
    Die Vorüberlaufenden
     Wenn man in der Nacht durch eine Gasse spazieren
    geht, und ein Mann, von weitem schon sichtbar – denn
    die Gasse vor uns steigt an und es ist Vollmond – uns
    entgegenläu, so werden wir ihn nicht anpacken, selbst
    wenn er schwach und zerlumpt ist, selbst wenn jemand
     hinter ihm läu und schreit, sondern wir werden ihn
    weiter laufen lassen.
    Denn es ist Nacht, und wir können nicht dafür, daß
    die Gasse im Vollmond vor uns aufsteigt, und überdies,
    vielleicht haben diese zwei die Hetze zu ihrer Unterhal-
     tung veranstaltet, vielleicht verfolgen beide einen dritten,
    vielleicht wird der erste unschuldig verfolgt, vielleicht
    will der zweite morden, und wir würden Mitschuldige
    des Mordes, vielleicht wissen die zwei nichts von einan-
    der, und es läu nur jeder auf eigene Verantwortung in
     sein Bett, vielleicht sind es Nachtwandler, vielleicht hat
    der erste Waffen.
    Und endlich, dürfen wir nicht müde sein, haben wir
    [  ]
    nicht soviel Wein getrunken? Wir sind froh, daß wir
    auch den zweiten nicht mehr sehn.
    Der Fahrgast
    Ich stehe auf der Plattform des elektrischen Wagens und
    bin vollständig unsicher in Rücksicht meiner Stellung in 
    dieser Welt, in dieser Stadt, in meiner Familie. Auch
    nicht beiläufig könnte ich angeben, welche Ansprüche
    ich in irgendeiner Richtung mit Recht vorbringen könn-
    te. Ich kann es gar nicht verteidigen, daß ich auf dieser
    Plattform stehe, mich an dieser Schlinge halte, von die- 
    sem Wagen mich tragen lasse, daß Leute dem Wagen
    ausweichen oder still gehn oder vor den Schaufenstern
    ruhn. – Niemand verlangt es ja von mir, aber das ist
    gleichgültig.
    Der Wagen nähert sich einer Haltestelle, ein Mädchen 
    stellt sich nahe den Stufen, zum Aussteigen bereit. Sie
    erscheint mir so deutlich, als ob ich sie betastet hätte. Sie
    ist schwarz gekleidet, die Rockfalten bewegen sich fast
    nicht, die Bluse ist knapp und hat einen Kragen aus
    weißer kleinmaschiger Spitze, die linke Hand hält sie 
    flach an die Wand, der Schirm in ihrer Rechten steht auf
    der zweitobersten Stufe. Ihr Gesicht ist braun, die Nase,
    [  ]
    an den Seiten schwach gepreßt, schließt rund und breit
    ab. Sie hat viel braunes Haar und verwehte Härchen an
    der rechten Schläfe. Ihr kleines Ohr liegt eng an, doch
    sehe ich, da ich nahe stehe, den ganzen Rücken der rech-
     ten Ohrmuschel und den Schatten an der Wurzel.
    Ich fragte mich damals: Wieso kommt es, daß sie nicht
    über sich verwundert ist, daß sie den Mund geschlossen
    hält und nichts dergleichen sagt?
    Kleider
     O wenn ich Kleider mit vielfachen Falten, Rüschen
    und Behängen sehe, die über schönen Körper schön sich
    legen, dann

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