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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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fremde Wohnungen 
    führen, sein Nachtmahl in einer Hand nach Hause zu
    tragen, fremde Kinder anstaunen zu müssen und nicht
    immerfort wiederholen zu dürfen: „Ich habe keine“,
    sich im Aussehn und Benehmen nach ein oder zwei
    Junggesellen der Jugenderinnerungen auszubilden.
    
    So wird es sein, nur daß man auch in Wirklichkeit
    heute und später selbst dastehen wird, mit einem Körper
    und einem wirklichen Kopf, also auch einer Stirn, um
    mit der Hand an sie zu schlagen.
    Der Kaufmann
    
    Es ist möglich, daß einige Leute Mitleid mit mir haben,
    aber ich spüre nichts davon. Mein kleines Geschä er-
    füllt mich mit Sorgen, die mich innen an Stirne und
    Schläfen schmerzen, aber ohne mir Zufriedenheit in
    Aussicht zu stellen, denn mein Geschä ist klein.
    
    Für Stunden im voraus muß ich Bestimmungen tref-
    fen, das Gedächtnis des Hausdieners wachhalten, vor
    [  ]
    befürchteten Fehlern warnen und in einer Jahreszeit die
    Moden der folgenden berechnen, nicht wie sie unter
    Leuten meines Kreises herrschen werden, sondern bei
    unzugänglichen Bevölkerungen auf dem Lande.
     Mein Geld haben fremde Leute; ihre Verhältnisse
    können mir nicht deutlich sein; das Unglück, das sie
    treffen könnte, ahne ich nicht; wie könnte ich es abweh-
    ren! Vielleicht sind sie verschwenderisch geworden und
    geben ein Fest in einem Wirtshausgarten und andere hal-
     ten sich für ein Weilchen auf der Flucht nach Amerika
    bei diesem Feste auf.
    Wenn nun am Abend eines Werketages das Geschä
    gesperrt wird und ich plötzlich Stunden vor mir sehe, in
    denen ich für die ununterbrochenen Bedürfnisse meines
     Geschäes nichts werde arbeiten können, dann wir
    sich meine am Morgen weit vorausgeschickte Aufregung
    in mich, wie eine zurückkehrende Flut, hält es aber in
    mir nicht aus und ohne Ziel reißt sie mich mit.
    Und doch kann ich diese Laune gar nicht benützen
     und kann nur nach Hause gehn, denn ich habe Gesicht
    und Hände schmutzig und verschwitzt, das Kleid fleckig
    und staubig, die Geschäsmütze auf dem Kopfe und von
    Kistennägeln zerkratzte Stiefel. Ich gehe dann wie auf
    Wellen, klappere mit den Fingern beider Hände und mir
     entgegenkommenden Kindern fahre ich über das Haar.
    Aber der Weg ist zu kurz. Gleich bin ich in meinem
    Hause, öffne die Litür und trete ein.
    [  ]
    Ich sehe, daß ich jetzt und plötzlich allein bin. Andere,
    die über Treppen steigen müssen, ermüden dabei ein
    wenig, müssen mit eilig atmenden Lungen warten, bis
    man die Tür der Wohnung öffnen kommt, haben dabei
    einen Grund für Ärger und Ungeduld, kommen jetzt ins 
    Vorzimmer, wo sie den Hut auängen, und erst bis sie
    durch den Gang an einigen Glastüren vorbei in ihr eige-
    nes Zimmer kommen, sind sie allein.
    Ich aber bin gleich allein im Li, und schaue, auf die
    Knie gestützt, in den schmalen Spiegel. Als der Li sich 
    zu heben anfängt, sage ich:
    „Seid still, tretet zurück, wollt Ihr in den Schatten der
    Bäume, hinter die Draperien der Fenster, in das Lauben-
    gewölbe?“
    Ich rede mit den Zähnen und die Treppengeländer 
    gleiten an den Milchglasscheiben hinunter wie stürzen-
    des Wasser.
    „Flieget weg; Euere Flügel, die ich niemals gesehen
    habe, mögen Euch ins dörfliche Tal tragen oder nach
    Paris, wenn es Euch dorthin treibt.
    
    Doch genießet die Aussicht des Fensters, wenn die
    Prozessionen aus allen drei Straßen kommen, einander
    nicht ausweichen, durcheinander gehn und zwischen ih-
    ren letzten Reihen den freien Platz wieder entstehen las-
    sen. Winket mit den Tüchern, seid entsetzt, seid gerührt, 
    lobet die schöne Dame, die vorüberfährt.
    Geht über den Bach auf der hölzernen Brücke, nickt
    [  ]
    den badenden Kindern zu und staunet über das Hurra
    der tausend Matrosen auf dem fernen Panzerschiff.
    Verfolget nur den unscheinbaren Mann und wenn Ihr
    ihn in einen Torweg gestoßen habt, beraubt ihn und seht
     ihm dann, jeder die Hände in den Taschen, nach, wie er
    traurig seines Weges in die linke Gasse geht.
    Die verstreut auf ihren Pferden galoppierende Polizei
    bändigt die Tiere und drängt Euch zurück. Lasset sie,
    die leeren Gassen werden sie unglücklich machen, ich
     weiß es. Schon reiten sie, ich bitte, paarweise weg, lang-
    sam um die Straßenecken, fliegend über die Plätze.“
    Dann muß ich aussteigen, den Aufzug hinunterlassen,
    an der Türglocke

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