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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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und er
    will nicht und hat ein wenig den Kopf zurückgeneigt, so
    reißen ihn doch unten die Pferde mit in ihr Gefolge von
    Wagen und Lärm und damit endlich der menschlichen
    Eintracht zu.
    
    Wunsch, Indianer zu werden
    Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf
    dem rennenden Pferde, schief in der Lu, immer wieder
    kurz erzitterte über dem zitternden Boden, bis man die
    Sporen ließ, denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel
     wegwarf, denn es gab keine Zügel, und kaum das Land
    [  ]
    vor sich als glatt gemähte Heide sah, schon ohne Pferde-
    hals und Pferdekopf.
    Die Bäume
    Denn wir sind wie Baumstämme im Schnee. Scheinbar
    liegen sie glatt auf, und mit kleinem Anstoß sollte man 
    sie wegschieben können. Nein, das kann man nicht,
    denn sie sind fest mit dem Boden verbunden. Aber sieh,
    sogar das ist nur scheinbar.
    Unglücklichsein
    Als es schon unerträglich geworden war – einmal gegen 
    Abend im November – und ich über den schmalen Tep-
    pich meines Zimmers wie in einer Rennbahn einherlief,
    durch den Anblick der beleuchteten Gasse erschreckt,
    wieder wendete, und in der Tiefe des Zimmers, im
    Grund des Spiegels doch wieder ein neues Ziel bekam, 
    und aufschrie, um nur den Schrei zu hören, dem nichts
    antwortet und dem auch nichts die Kra des Schreiens
    nimmt, der also aufsteigt, ohne Gegengewicht, und nicht
    [  ]
    auören kann, selbst wenn er verstummt, da öffnete
    sich aus der Wand heraus die Tür, so eilig, weil doch Eile
    nötig war und selbst die Wagenpferde unten auf dem
    Pflaster wie wildgewordene Pferde in der Schlacht, die
     Gurgeln preisgegeben, sich erhoben.
    Als kleines Gespenst fuhr ein Kind aus dem ganz
    dunklen Korridor, in dem die Lampe noch nicht brann-
    te, und blieb auf den Fußspitzen stehn, auf einem un-
    merklich schaukelnden Fußbodenbalken. Von der Däm-
     merung des Zimmers gleich geblendet, wollte es mit dem
    Gesicht rasch in seine Hände, beruhigte sich aber unver-
    sehens mit dem Blick zum Fenster, vor dessen Kreuz der
    hochgetriebene Dunst der Straßenbeleuchtung endlich
    unter dem Dunkel liegen blieb. Mit dem rechten Ellbo-
     gen hielt es sich vor der offenen Tür aufrecht an der
    Zimmerwand und ließ den Luzug von draußen um die
    Gelenke der Füße streichen, auch den Hals, auch die
    Schläfen entlang.
    Ich sah ein wenig hin, dann sagte ich „Guten Tag“ und
     nahm meinen Rock vom Ofenschirm, weil ich nicht so
    halb nackt dastehen wollte. Ein Weilchen lang hielt ich
    den Mund offen, damit mich die Aufregung durch den
    Mund verlasse. Ich hatte schlechten Speichel in mir, im
    Gesicht zitterten mir die Augenwimpern, kurz, es fehlte
     mir nichts, als gerade dieser allerdings erwartete Besuch.
    Das Kind stand noch an der Wand auf dem gleichen
    Platz, es hatte die rechte Hand an die Mauer gepreßt und
    [  ]
    konnte, ganz rotwangig, dessen nicht satt werden, daß
    die weißgetünchte Wand grobkörnig war und die Fin-
    gerspitzen rieb. Ich sagte: „Wollen Sie tatsächlich zu
    mir? Ist es kein Irrtum? Nichts leichter als ein Irrtum in
    diesem großen Hause. Ich heiße Soundso, wohne im 
    dritten Stock. Bin ich also der, den Sie besuchen wollen?“
    „Ruhe, Ruhe!“ sagte das Kind über die Schulter weg,
    „alles ist schon richtig.“
    „Dann kommen Sie weiter ins Zimmer herein, ich
    möchte die Tür schließen.“
    
    „Die Tür habe ich jetzt gerade geschlossen. Machen
    Sie sich keine Mühe. Beruhigen Sie sich überhaupt.“
    „Reden Sie nicht von Mühe. Aber auf diesem Gange
    wohnt eine Menge Leute, alle sind natürlich meine Be-
    kannten; die meisten kommen jetzt aus den Geschäen; 
    wenn sie in einem Zimmer reden hören, glauben sie ein-
    fach das Recht zu haben, aufzumachen und nachzu-
    schaun, was los ist. Es ist einmal schon so. Diese Leute
    haben die tägliche Arbeit hinter sich; wem würden sie
    sich in der provisorischen Abendfreiheit unterwerfen! 
    Übrigens wissen Sie es ja auch. Lassen Sie mich die Türe
    schließen.“
    „Ja was ist denn? Was haben Sie? Meinetwegen kann
    das ganze Haus hereinkommen. Und dann noch einmal:
    Ich habe die Türe schon geschlossen, glauben Sie denn, 
    nur Sie können die Türe schließen? Ich habe sogar mit
    dem Schlüssel zugesperrt.“
    [  ]
    „Dann ist gut. Mehr will ich ja nicht. Mit dem Schlüs-
    sel hätten Sie gar nicht zusperren müssen. Und jetzt
    machen Sie es sich nur behaglich,

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