Drucke zu Lebzeiten
und er
will nicht und hat ein wenig den Kopf zurückgeneigt, so
reißen ihn doch unten die Pferde mit in ihr Gefolge von
Wagen und Lärm und damit endlich der menschlichen
Eintracht zu.
Wunsch, Indianer zu werden
Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf
dem rennenden Pferde, schief in der Lu, immer wieder
kurz erzitterte über dem zitternden Boden, bis man die
Sporen ließ, denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel
wegwarf, denn es gab keine Zügel, und kaum das Land
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vor sich als glatt gemähte Heide sah, schon ohne Pferde-
hals und Pferdekopf.
Die Bäume
Denn wir sind wie Baumstämme im Schnee. Scheinbar
liegen sie glatt auf, und mit kleinem Anstoß sollte man
sie wegschieben können. Nein, das kann man nicht,
denn sie sind fest mit dem Boden verbunden. Aber sieh,
sogar das ist nur scheinbar.
Unglücklichsein
Als es schon unerträglich geworden war – einmal gegen
Abend im November – und ich über den schmalen Tep-
pich meines Zimmers wie in einer Rennbahn einherlief,
durch den Anblick der beleuchteten Gasse erschreckt,
wieder wendete, und in der Tiefe des Zimmers, im
Grund des Spiegels doch wieder ein neues Ziel bekam,
und aufschrie, um nur den Schrei zu hören, dem nichts
antwortet und dem auch nichts die Kra des Schreiens
nimmt, der also aufsteigt, ohne Gegengewicht, und nicht
[ ]
auören kann, selbst wenn er verstummt, da öffnete
sich aus der Wand heraus die Tür, so eilig, weil doch Eile
nötig war und selbst die Wagenpferde unten auf dem
Pflaster wie wildgewordene Pferde in der Schlacht, die
Gurgeln preisgegeben, sich erhoben.
Als kleines Gespenst fuhr ein Kind aus dem ganz
dunklen Korridor, in dem die Lampe noch nicht brann-
te, und blieb auf den Fußspitzen stehn, auf einem un-
merklich schaukelnden Fußbodenbalken. Von der Däm-
merung des Zimmers gleich geblendet, wollte es mit dem
Gesicht rasch in seine Hände, beruhigte sich aber unver-
sehens mit dem Blick zum Fenster, vor dessen Kreuz der
hochgetriebene Dunst der Straßenbeleuchtung endlich
unter dem Dunkel liegen blieb. Mit dem rechten Ellbo-
gen hielt es sich vor der offenen Tür aufrecht an der
Zimmerwand und ließ den Luzug von draußen um die
Gelenke der Füße streichen, auch den Hals, auch die
Schläfen entlang.
Ich sah ein wenig hin, dann sagte ich „Guten Tag“ und
nahm meinen Rock vom Ofenschirm, weil ich nicht so
halb nackt dastehen wollte. Ein Weilchen lang hielt ich
den Mund offen, damit mich die Aufregung durch den
Mund verlasse. Ich hatte schlechten Speichel in mir, im
Gesicht zitterten mir die Augenwimpern, kurz, es fehlte
mir nichts, als gerade dieser allerdings erwartete Besuch.
Das Kind stand noch an der Wand auf dem gleichen
Platz, es hatte die rechte Hand an die Mauer gepreßt und
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konnte, ganz rotwangig, dessen nicht satt werden, daß
die weißgetünchte Wand grobkörnig war und die Fin-
gerspitzen rieb. Ich sagte: „Wollen Sie tatsächlich zu
mir? Ist es kein Irrtum? Nichts leichter als ein Irrtum in
diesem großen Hause. Ich heiße Soundso, wohne im
dritten Stock. Bin ich also der, den Sie besuchen wollen?“
„Ruhe, Ruhe!“ sagte das Kind über die Schulter weg,
„alles ist schon richtig.“
„Dann kommen Sie weiter ins Zimmer herein, ich
möchte die Tür schließen.“
„Die Tür habe ich jetzt gerade geschlossen. Machen
Sie sich keine Mühe. Beruhigen Sie sich überhaupt.“
„Reden Sie nicht von Mühe. Aber auf diesem Gange
wohnt eine Menge Leute, alle sind natürlich meine Be-
kannten; die meisten kommen jetzt aus den Geschäen;
wenn sie in einem Zimmer reden hören, glauben sie ein-
fach das Recht zu haben, aufzumachen und nachzu-
schaun, was los ist. Es ist einmal schon so. Diese Leute
haben die tägliche Arbeit hinter sich; wem würden sie
sich in der provisorischen Abendfreiheit unterwerfen!
Übrigens wissen Sie es ja auch. Lassen Sie mich die Türe
schließen.“
„Ja was ist denn? Was haben Sie? Meinetwegen kann
das ganze Haus hereinkommen. Und dann noch einmal:
Ich habe die Türe schon geschlossen, glauben Sie denn,
nur Sie können die Türe schließen? Ich habe sogar mit
dem Schlüssel zugesperrt.“
[ ]
„Dann ist gut. Mehr will ich ja nicht. Mit dem Schlüs-
sel hätten Sie gar nicht zusperren müssen. Und jetzt
machen Sie es sich nur behaglich,
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