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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Aus-
    kun bekommen. Das ist ein Hinundher. Diese Gespen- 
    ster scheinen über ihre Existenz mehr im Zweifel zu
    sein, als wir, was übrigens bei ihrer Hinfälligkeit kein
    Wunder ist.“
    „Ich habe aber gehört, daß man sie auffüttern kann.“
    „Da sind Sie gut berichtet. Das kann man. Aber wer 
    wird das machen?“
    „Warum nicht? Wenn es ein weibliches Gespenst ist
    z. B.“, sagte er und schwane sich auf die obere Stufe.
    „Ach so“, sagte ich, „aber selbst dann steht es nicht
    dafür.“
    
    Ich besann mich. Mein Bekannter war schon so hoch,
    daß er sich, um mich zu sehen, unter einer Wölbung des
    Treppenhauses vorbeugen mußte. „Aber trotzdem“, rief
    ich, „wenn Sie mir dort oben mein Gespenst wegneh-
    men, dann ist es zwischen uns aus, für immer.“
    
    „Aber das war ja nur Spaß“, sagte er und zog den
    Kopf zurück.
    [  ]
    „Dann ist es gut“, sagte ich und hatte jetzt eigentlich
    ruhig spazieren gehen können. Aber weil ich mich gar so
    verlassen fühlte, ging ich lieber hinauf und legte mich
    schlafen.
    [  ]
    Das Urteil
    Eine Geschichte
    Für F.
    Es war an einem Sonntagvormittag im schönsten Früh-
    jahr. Georg Bendemann, ein junger Kaufmann, saß in
    seinem Privatzimmer im ersten Stock eines der niedrigen,
    leichtgebauten Häuser, die entlang des Flusses in einer
    langen Reihe, fast nur in der Hohe und Färbung unter- 
    schieden, sich hinzogen. Er hatte gerade einen Brief an
    einen sich im Ausland befindenden Jugendfreund been-
    det, verschloß ihn in spielerischer Langsamkeit und sah
    dann, den Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, aus
    dem Fenster auf den Fluß, die Brücke und die Anhöhen 
    am anderen Ufer mit ihrem schwachen Grün.
    Er dachte darüber nach, wie dieser Freund, mit seinem
    Fortkommen zu Hause unzufrieden, vor Jahren schon
    nach Rußland sich förmlich geflüchtet hatte. Nun be-
    trieb er ein Geschä in Petersburg, das anfangs sich sehr 
    gut angelassen hatte, seit langem aber schon zu stocken
    schien, wie der Freund bei seinen immer seltener wer-
    denden Besuchen klagte. So arbeitete er sich in der
    Fremde nutzlos ab, der fremdartige Vollbart verdeckte
    nur schlecht das seit den Kinderjahren wohlbekannte 
    Gesicht, dessen gelbe Hautfarbe auf eine sich entwik-
    [  ]
    kelnde Krankheit hinzudeuten schien. Wie er erzählte,
    hatte er keine rechte Verbindung mit der dortigen Kolo-
    nie seiner Landsleute, aber auch fast keinen gesellscha-
    lichen Verkehr mit einheimischen Familien und richtete
     sich so für ein endgültiges Junggesellentum ein.
    Was wollte man einem solchen Manne schreiben, der
    sich offenbar verrannt hatte, den man bedauern, dem
    man aber nicht helfen konnte. Sollte man ihm vielleicht
    raten, wieder nach Hause zu kommen, seine Existenz
     hierher zu verlegen, alle die alten freundschalichen Be-
    ziehungen wieder aufzunehmen – wofür ja kein Hinder-
    nis bestand – und im übrigen auf die Hilfe der Freunde
    zu vertrauen? Das bedeutete aber nichts anderes, als daß
    man ihm gleichzeitig, je schonender, desto kränkender,
     sagte, daß seine bisherigen Versuche mißlungen seien,
    daß er endlich von ihnen ablassen solle, daß er zurück-
    kehren und sich als ein für immer Zurückgekehrter von
    allen mit großen Augen anstaunen lassen müsse, daß nur
    seine Freunde etwas verstünden und daß er ein altes
     Kind sei und den erfolgreichen, zu Hause gebliebenen
    Freunden einfach zu folgen habe. Und war es dann noch
    sicher, daß alle die Plage, die man ihm antun müßte,
    einen Zweck hätte? Vielleicht gelang es nicht einmal, ihn
    überhaupt nach Hause zu bringen – er sagte ja selbst,
     daß er die Verhältnisse in der Heimat nicht mehr ver-
    stünde –, und so bliebe er dann trotz allem in seiner
    Fremde, verbittert durch die Ratschläge und den Freun-
    [  ]
    den noch ein Stück mehr entfremdet. Folgte er aber
    wirklich dem Rat und würde hier – natürlich nicht mit
    Absicht, aber durch die Tatsachen – niedergedrückt, fän-
    de sich nicht in seinen Freunden und nicht ohne sie
    zurecht, litte an Beschämung, hätte jetzt wirklich keine 
    Heimat und keine Freunde mehr; war es da nicht viel
    besser für ihn, er blieb in der Fremde, so wie er war?
    Konnte man denn bei solchen Umständen daran denken,
    daß er es hier tatsächlich vorwärts bringen würde?
    Aus diesen Gründen konnte man ihm, wenn man 
    überhaupt noch die

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