Drucke zu Lebzeiten
Eingeweide? Schmutz ist ihr Weiß; Schmutz ist ihr
Schwarz; ein Grauen ist ihr Bart; speien muß man beim
Anblick ihrer Augenwinkel; und heben sie den Arm, tut
sich in der Achselhöhle die Hölle auf. Darum, o Herr,
darum o teuerer Herr, mit Hilfe deiner alles vermögen-
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den Hände, mit Hilfe deiner alles vermögenden Hände
schneide ihnen mit dieser Schere die Hälse durch!“ Und
einem Ruck seines Kopfes folgend kam ein Schakal her-
bei, der an einem Eckzahn eine kleine, mit altem Rost
bedeckte Nähschere trug.
„Also endlich die Schere und damit Schluß!“ rief der
Araberführer unserer Karawane, der sich gegen den
Wind an uns herangeschlichen hatte und nun seine riesi-
ge Peitsche schwang.
Alles verlief sich eiligst, aber in einiger Entfernung
blieben sie doch, eng zusammengekauert, die vielen Tie-
re so eng und starr, daß es aussah wie eine schmale Hür-
de, von Irrlichtern umflogen.
„So hast du, Herr, auch dieses Schauspiel gesehen und
gehört“, sagte der Araber und lachte so fröhlich, als es
die Zurückhaltung seines Stammes erlaubte. „Du weißt
also, was die Tiere wollen?“ fragte ich. „Natürlich,
Herr“, sagte er, „das ist doch allbekannt; solange es
Araber gibt, wandert diese Schere durch die Wüste und
wird mit uns wandern bis ans Ende der Tage. Jedem
Europäer wird sie angeboten zu dem großen Werk; jeder
Europäer ist gerade derjenige, welcher ihnen berufen
scheint. Eine unsinnige Hoffnung haben diese Tiere;
Narren, wahre Narren sind sie. Wir lieben sie deshalb;
es sind unsere Hunde; schöner als die Eurigen. Sieh nur,
ein Kamel ist in der Nacht verendet, ich habe es her-
schaffen lassen.“
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Vier Träger kamen und warfen den schweren Kadaver
vor uns hin. Kaum lag er da, erhoben die Schakale ihre
Stimmen. Wie von Stricken unwiderstehlich jeder ein-
zelne gezogen, kamen sie, stockend, mit dem Leib den
Boden streifend, heran. Sie hatten die Araber vergessen,
den Haß vergessen, die alles auslöschende Gegenwart
des stark ausdunstenden Leichnams bezauberte sie.
Schon hing einer am Hals und fand mit dem ersten Biß
die Schlagader. Wie eine kleine rasende Pumpe, die
ebenso unbedingt wie aussichtslos einen übermächtigen
Brand löschen will, zerrte und zuckte jede Muskel seines
Körpers an ihrem Platz. Und schon lagen in gleicher
Arbeit alle auf dem Leichnam hoch zu Berg.
Da strich der Führer kräig mit der scharfen Peitsche
kreuz und quer über sie. Sie hoben die Köpfe; halb in
Rausch und Ohnmacht; sahen die Araber vor sich ste-
hen; bekamen jetzt die Peitsche mit den Schnauzen zu
fühlen; zogen sich im Sprung zurück und liefen eine
Strecke rückwärts. Aber das Blut des Kamels lag schon
in Lachen da, rauchte empor, der Körper war an mehre-
ren Stellen weit aufgerissen. Sie konnten nicht widerste-
hen; wieder waren sie da; wieder hob der Führer die
Peitsche; ich faßte seinen Arm.
„Du hast Recht, Herr“, sagte er, „wir lassen sie bei
ihrem Beruf; auch ist es Zeit aufzubrechen. Gesehen
hast du sie. Wunderbare Tiere, nicht wahr? Und wie sie
uns hassen!“
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Ein Besuch im Bergwerk
Heute waren die obersten Ingenieure bei uns unten. Es
ist irgendein Aurag der Direktion ergangen, neue Stol-
len zu legen, und da kamen die Ingenieure, um die aller-
ersten Ausmessungen vorzunehmen. Wie jung diese
Leute sind und dabei schon so verschiedenartig! Sie ha-
ben sich alle frei entwickelt, und ungebunden zeigt sich
ihr klar bestimmtes Wesen schon in jungen Jahren.
Einer, schwarzhaarig, lebha, läßt seine Augen über-
allhin laufen.
Ein Zweiter mit einem Notizblock, macht im Gehen
Aufzeichnungen, sieht umher, vergleicht, notiert.
Ein Dritter, die Hände in den Rocktaschen, so daß
sich alles an ihm spannt, geht aufrecht; wahrt die Würde;
nur im fortwährenden Beißen seiner Lippen zeigt sich
die ungeduldige, nicht zu unterdrückende Jugend.
Ein Vierter gibt dem Dritten Erklärungen, die dieser
nicht verlangt; kleiner als er, wie ein Versucher neben
ihm herlaufend, scheint er, den Zeigefinger immer in der
Lu, eine Litanei über alles, was hier zu sehen ist, ihm
vorzutragen.
Ein Füner, vielleicht der oberste im Rang, duldet
keine Begleitung; ist bald vorn, bald hinten; die Gesell-
scha richtet ihren Schritt nach ihm; er ist bleich und
schwach; die
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