Drucke zu Lebzeiten
Besuch nimmt alle
Gedanken an Arbeit mit sich fort. Allzu verlockend ist
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es, den Herren in das Dunkel des Probestollens nachzu-
blicken, in dem sie alle verschwunden sind. Auch geht
unsere Arbeitsschicht bald zu Ende; wir werden die
Rückkehr der Herren nicht mehr mit ansehen.
Das nächste Dorf
Mein Großvater pflegte zu sagen: „Das Leben ist er-
staunlich kurz. Jetzt in der Erinnerung drängt es sich
mir so zusammen, daß ich zum Beispiel kaum begreife,
wie ein junger Mensch sich entschließen kann ins näch-
ste Dorf zu reiten, ohne zu fürchten, daß – von unglück-
lichen Zufällen ganz abgesehen – schon die Zeit des ge-
wöhnlichen, glücklich ablaufenden Lebens für einen sol-
chen Ritt bei weitem nicht hinreicht.“
Eine kaiserliche Botscha
Der Kaiser – so heißt es – hat Dir, dem Einzelnen, dem
jämmerlichen Untertanen, dem winzig vor der kaiserli-
chen Sonne in die fernste Ferne geflüchteten Schatten,
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gerade Dir hat der Kaiser von seinem Sterbebett aus eine
Botscha gesendet. Den Boten hat er beim Bett nieder-
knieen lassen und ihm die Botscha ins Ohr zugeflü-
stert; so sehr war ihm an ihr gelegen, daß er sich sie noch
ins Ohr wiedersagen ließ. Durch Kopfnicken hat er die
Richtigkeit des Gesagten bestätigt. Und vor der ganzen
Zuschauerscha seines Todes – alle hindernden Wände
werden niedergebrochen und auf den weit und hoch sich
schwingenden Freitreppen stehen im Ring die Großen
des Reichs – vor allen diesen hat er den Boten abgefer-
tigt. Der Bote hat sich gleich auf den Weg gemacht; ein
kräiger, ein unermüdlicher Mann; einmal diesen, ein-
mal den andern Arm vorstreckend scha er sich Bahn
durch die Menge; findet er Widerstand, zeigt er auf die
Brust, wo das Zeichen der Sonne ist; er kommt auch
leicht vorwärts, wie kein anderer. Aber die Menge ist so
groß; ihre Wohnstätten nehmen kein Ende. Öffnete sich
freies Feld, wie würde er fliegen und bald wohl hörtest
Du das herrliche Schlagen seiner Fäuste an Deiner Tür.
Aber statt dessen, wie nutzlos müht er sich ab; immer
noch zwängt er sich durch die Gemächer des innersten
Palastes; niemals wird er sie überwinden; und gelänge
ihm dies, nichts wäre gewonnen; die Treppen hinab
müßte er sich kämpfen; und gelänge ihm dies, nichts
wäre gewonnen; die Höfe wären zu durchmessen; und
nach den Höfen der zweite umschließende Palast; und
wieder Treppen und Höfe; und wieder ein Palast; und so
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weiter durch Jahrtausende; und stürzte er endlich aus
dem äußersten Tor – aber niemals, niemals kann es ge-
schehen – liegt erst die Residenzstadt vor ihm, die Mitte
der Welt, hochgeschüttet voll ihres Bodensatzes. Nie-
mand dringt hier durch und gar mit der Botscha eines
Toten. – Du aber sitzt an Deinem Fenster und erträumst
sie Dir, wenn der Abend kommt.
Die Sorge des Hausvaters
Die einen sagen, das Wort Odradek stamme aus dem
Slawischen und sie suchen auf Grund dessen die Bildung
des Wortes nachzuweisen. Andere wieder meinen, es
stamme aus dem Deutschen, vom Slawischen sei es nur
beeinflußt. Die Unsicherheit beider Deutungen aber läßt
wohl mit Recht darauf schließen, daß keine zutri, zu-
mal man auch mit keiner von ihnen einen Sinn des Wor-
tes finden kann.
Natürlich würde sich niemand mit solchen Studien
beschäigen, wenn es nicht wirklich ein Wesen gäbe, das
Odradek heißt. Es sieht zunächst aus wie eine flache
sternartige Zwirnspule, und tatsächlich scheint es auch
mit Zwirn bezogen; allerdings düren es nur abgerisse-
ne, alte, aneinander geknotete, aber auch ineinander ver-
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fitzte Zwirnstücke von verschiedenster Art und Farbe
sein. Es ist aber nicht nur eine Spule, sondern aus der
Mitte des Sternes kommt ein kleines Querstäbchen her-
vor und an dieses Stäbchen fügt sich dann im rechten
Winkel noch eines. Mit Hilfe dieses letzteren Stäbchens
auf der einen Seite, und einer der Ausstrahlungen des
Sternes auf der anderen Seite, kann das Ganze wie auf
zwei Beinen aufrecht stehen.
Man wäre versucht zu glauben, dieses Gebilde hätte
früher irgendeine zweckmäßige Form gehabt und jetzt
sei es nur zerbrochen. Dies scheint aber nicht der Fall zu
sein; wenigstens findet sich kein Anzeichen dafür; nir-
gends sind Ansätze oder Bruchstellen zu sehen, die auf
etwas
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