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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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direkt vor ihrem Käfig. Sie befand sich wohl nicht in unmittelbarer Gefahr, auch wenn sie gar nicht mehr sicher war, darüber wirklich froh zu sein. Inzwischen wünschte sie sich lieber ein schnelles Ende als langes Leid.
    Aber vielleicht gab es ja eine Möglichkeit. Dian hatte gesagt, dass auch sie über Magie verfügte. Ein wenig davon musste sie ohnehin in sich tragen, ansonsten hätte sie es nicht bis nach Annwn geschafft, noch dazu zweimal. Und sie hatte Dian heilen können, als er schwerverletzt zurückkehrte.
    Es ist einen Versuch wert , dachte Imogen und konzentrierte sich mit aller Kraft auf ihr verletztes Handgelenk.
    Nichts geschah.
    Sie hielt die gesunde Hand über die schmerzende Stelle und konzentrierte sich erneut.
    Wieder nichts.
    Vorsichtig berührte sie die Wunde. Sofort schoss ein so scharfer Schmerz den ganzen Arm hinauf, dass sie leise aufschrie und Tränen über ihre Wangen strömten.
    Okay, so viel zum Thema Heil-Magie. Aber Dian hatte ihr ja erklärt, dass sie diese Fähigkeit nicht behalten würde.
    Imogen konzentrierte sich auf ihr Gefängnis, stellte sich vor, wie die Holzstäbe verschwanden. Sie ließ die Finger daran auf-und abgleiten, versuchte das Gitter verschwinden zu lassen oder wenigstens zum Einsturz zu bringen.
    Aber nichts geschah. Es war hoffnungslos.
    Leise schluchzend wusste sie nicht, ob sie um ihre verlorene Liebe, ihre verlorene Freiheit, ihre verlorene Tante oder ihr verlorenes Leben weinte. Alles quälte sie, sie fühlte sich furchtbar allein, hatte Kopfschmerzen und diesen beißenden Schmerz im Handgelenk. Innerhalb weniger Wochen hatte sich ihr ganzes Leben verändert. Mit Dian war sie glücklich gewesen, hätte sich eine Zukunft mit ihm vorstellen können – doch das war nun ebenso vorbei wie alles andere. Sie konnte nur noch auf den Tod warten und hoffen, dass sie nicht allzu sehr leiden musste. Als endlich der Schlaf kam, wehrte sie sich nicht mehr und ließ sich in die Erschöpfung fallen.
    Dian war da. Imogen spürte ihn, noch ehe sie die Augen öffnete. Sein vertrauter Geruch hüllte sie ein, die starken Arme zogen sie an seinen Körper. Eng schmiegte sie sich an ihn, klammerte sich an ihm fest. Nie wieder wollte sie ihn loslassen, keinen Zentimeter von ihm weichen. Er war ihr so unendlich vertraut.
    »Dian, Dian«, murmelte sie, den Mund an seinem Hals, unter ihren Lippen spürte sie das Pulsieren seines Blutes. Es herrschte Stille, kein Grunzen erklang mehr. Hatte Dian die Wesen betäubt oder umgebracht? Egal, Hauptsache, er war bei ihr.
    Er sagte nichts, hielt sie nur und streichelte über ihre zitternden Schultern. Es dauerte lange, bis sie sich beruhigt hatte und den Kopf heben konnte. Keine Gitterstäbe mehr. Und keine sabbernden Wesen.
    Wo war sie? Hatte Dian sie herausgebracht? Und wenn ja, wohin?
    Andererseits war es nicht wichtig, nur dass er bei ihr war, zählte. Magie, dachte sie und lächelte. Natürlich, damit war sicher alles möglich.
    Sie fühlte, wie sie in einen Zustand der Schwerelosigkeit glitt, ihr Körper schien immer leichter zu werden, ebenso ihr Geist und all ihre Sinne. Aber das wollte sie doch gar nicht! Sie wollte Dian richtig wahrnehmen, seine Hände an ihrem Körper spüren, seine Stimme hören, seinen Geruch einatmen.
    »Dian!«, rief sie. Sie versuchte nach ihm zu greifen, doch ihre Finger glitten durch Luft. Nein! Wieso verließ er sie schon wieder? »Dian, ich brauche dich!«, flehte sie. Sehen konnte sie nichts mehr, vor ihren Augen hatte sich Schwärze aufgetan. Auch hörte sie nichts mehr, und es war, als würde sie komplett eingesogen. Was war das, und wieso ließ Dian es zu?
    Immer dichter wurde die Schwärze, schien nicht nur alles Licht zu schlucken, sondern auch die Luft, bis Imogen nichts mehr fühlte und sich widerstandslos in den Abgrund ziehen ließ.

15

    Laute Stimmen ließen Imogen aufschrecken. Sie fühlte sich erschöpft, außerdem war ihr so schrecklich schwindelig, dass sich der Boden unter ihr zu drehen schien. Es verblüffte sie regelrecht, aufgewacht zu sein – sie hatte geglaubt, dass sie starb und nun alles vorbei war. Sie dachte an ihren Traum. Sofort brannten Tränen in ihren Augen, denn sie erinnerte sich an jede Einzelheit. Nicht nur an die Bilder, sondern auch an das, was sie gehört und gefühlt hatte.
    Dian … Wenn er doch nur bei ihr wäre! Sie sehnte sich so sehr danach, von ihm in die Arme genommen zu werden. Ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebte, und ihn zu fragen, wieso er sie verlassen

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