Druidenherz
ihr, die anderen ignorierten sie weiter.
»Bitte, redet mit mir«, sagte sie und versuchte, ihre Stimme ganz normal klingen zu lassen, nicht flehend, nicht befehlend.
Doch keines der Wesen antwortete. Auch die beiden, die sie eben noch angeschaut hatten, wandten sich wieder den anderen zu.
Verdammt! Was waren das nur für seltsame Gestalten.
Imogen ließ sich wieder an der Wand hinabgleiten. Sie versuchte sich vorzustellen, auf einer Bank in einem Zoo zu sitzen. Nicht sie war hinter Gittern, sondern die fremdartigen Tiere. Sie hatte viel Zeit und beobachtete sie ganz genau. Näherten sich da gerade zwei an? Es schien, als würde das eine um das andere balzen. Nun gab es ihm sogar eine Schale, die sofort geräuschvoll leergeschlabbert wurde.
Und dann brach plötzlich die Hölle los, Grunzen, Geschrei, etliche liefen herum, irgendetwas klapperte.
Noch in ihre Betrachtungen versunken, registrierte Imogen zuerst gar nicht, was diesen Aufruhr verursachte. Unter den Wesen entstand immer mehr Tumult, sie brüllten einander etwas zu. Dann bewegten sie sich so rasch, dass ihre untersetzten Körper stellenweise zu einer einzigen graugrünen Masse verschmolzen.
Die Schreie wurden lauter. Wut und Schmerz klangen in ihnen mit.
Imogen richtete sich auf und trat ans Gitter, umklammerte die Holzstäbe und spähte hinaus. Vergeblich. Zwischen den massigen Leibern ließ sich nichts erkennen. Irgendetwas musste passiert sein.
Ein Kampf. Irgendwer griff diese Wesen an. Wie wohl ihre Feinde aussahen? Auf jeden Fall mussten sie ihnen an Körperkraft überlegen sein, oder sie verfügten über starke Waffen.
Aufregung erfasste Imogen. Etwas hatte sich verändert. Noch vermochte sie zwar nicht zu sagen, was es war, aber plötzlich entstand ein Gefühl in ihr, nicht zu definieren, doch viel mehr als nur die vage Hoffnung, freizukommen. Wenn die Wesen abgelenkt waren und sie es irgendwie schaffte, aus diesem Käfig herauszukommen, gelang ihr vielleicht die Flucht. Sie rüttelte an den Stäben, suchte mit neuer Energie nach Schwachstellen. So dick war das Holz nicht, irgendwie musste es sich zerbrechen lassen. Wenn sie doch nur einen Stein oder etwas ähnlich Schweres hätte!
Der Tumult nahm immer mehr zu. Von überall her schienen weitere dieser seltsamen Wesen zu kommen, sie fauchten, grunzten und brüllten. Kampfgeräusche erklangen. Es schien, als seien nun Waffen ins Spiel gekommen.
Als mehrere getroffen zu Boden fielen, sah Imogen zwei menschliche Frauen. Sie war zu weit entfernt, aber es schien Imogen, als sei die eine Carneys Gespielin. Damals schon war ihr aufgefallen, dass die Frau mit ihrem Lederoutfit und den deutlich sichtbaren Muskeln an den bloßen Armen wie eine archaische Kriegerin aussah.
Hinter den beiden Frauen tauchten weitere Menschen auf, und dann glaubte Imogen, ihr Herz bliebe stehen. Ganz vorne mit dabei war Dian, ein Messer in der Hand. Er hechtete mit einem geschickten Sprung zur Seite, denn schon stürmte eines der Wesen auf ihn los. Obwohl er noch nicht nah heran war, erkannte sie ihn deutlich.
Imogen schloss die Augen. Sie wollte das nicht sehen. Nicht Zeugin werden, wie Dian im Kampf fiel. Denn er und die anderen hatten keine Chance. Es waren einfach zu viele dieser grässlichen Untiere.
Doch kaum erklang der nächste laute Wutschrei, konnte sie nicht anders, als wieder hinzusehen. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, als sie Dian nirgends entdeckte. Lag er schon tot oder sterbend am Boden? Sie umklammerte die Holzstäbe so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Bitte lass ihn leben«, murmelte sie und wusste nicht, an wen sie ihre Bitte richtete. Sie war nicht gläubig, auch in diesem Moment nicht. Aber wenn es in diesem geheimnisvollen Land Feen und Dämonen gab, dann gab es vielleicht auch Götter, die den Mann beschützen konnten, den sie über alles liebte.
Die Kriegerin hatte sich nun weiter nach rechts vorgekämpft und erlegte die Wesen mit ihrem Messer, eins nach dem anderen. Ein Stück schräg hinter ihr rang Carney mit einem besonders fetten Biest. Einer der Hunde kam ihm zu Hilfe und verbiss sich in den Oberschenkel des Wesens. Schmerzerfülltes Brüllen tönte so laut, dass es Imogen in den Ohren dröhnte.
Weitere Krieger erschienen, Männer und Frauen. Sie kämpften Seite an Seite, bildeten eine Wand und rückten stetig vor. Die meisten sahen menschlich aus, doch unter ihnen befanden sich auch welche von sehr zierlicher Gestalt, klein und mit spitzen Ohren.
Eine junge
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