Druidenherz
Kriegerin warf mit beiden Händen Messer, gleichzeitig, jedoch in verschiedene Richtungen. Und jedes traf genau sein Ziel. Oftmals blieb der Todesschrei den Untieren im Hals stecken. Dann sprang die Frau mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze vor, zog ihr Messer aus dem Opfer und warf es erneut.
»Imogen!« Die Stimme war nur ein Flüstern, aber so vertraut, dass sie in ihrem Herzen einen Widerklang bildete.
Imogen wandte den Kopf und schluchzte auf. »Dian!« Er war es wirklich, auch wenn seine Gestalt durch den Tränenschleier vor ihren Augen verschwamm.
»Zur Seite«, befahl er. Sie machte Platz, und er ließ ein scharfkantiges, klingenartiges Werkzeug gegen die Holzstäbe krachen. Zwei schlug er damit durch, ein dritter knickte ein.
»Dian, pass auf!«, brüllte Imogen.
Ohne sich umzusehen, schwang er die riesige Sense herum und trennte einem der Biester damit den Kopf ab. Imogen schrie auf, als sie Blut hervorquellen sah. Einen Moment lang stand der massige Körper noch, dann kippte er der Länge nach hin. Weiteres Blut ergoss sich aus dem Halsstumpf und ließ den Boden glänzen. Ohne sich darum zu kümmern, hieb Dian erneut auf die Holzstäbe ein. Die Muskeln an seinen Oberarmen arbeiteten. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht.
Zwei weitere Schläge, und endlich war das Loch groß genug. Dian streckte ihr die Hände entgegen. »Komm her!«
Mit zitternden Beinen ging sie die wenigen Schritte, ergriff seine Hände und fühlte, wie alle Kraft sie verließ. Der Boden schwankte, oder vielleicht war es auch sie selbst.
»Nicht schlappmachen!« Dians Stimme klang scharf. »Sieh mich an! Verdammt, Imogen, sieh mich an! Du wirst mir hier nicht umfallen!«
Sie konzentrierte sich auf sein Gesicht, auch wenn schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten und ihr so schwindelig war, dass sie sich kaum noch aufrecht halten konnte.
Fest umschloss Dian ihre Unterarme, zog sie zu sich. Halb hob er sie aus dem Käfig, halb schaffte sie es selbst.
Wie durch Watte vernahm sie die Kampfgeräusche. Zwischen den schwarzen Punkten flackerte Dians Gesicht nah vor ihr auf. Sie wollte in seine Arme sinken, sich von ihm umfangen lassen und vergessen, wo sie sich befand. Doch er gönnte ihr die ersehnte Ruhe nicht. Einem Schraubstock gleich schlossen sich seine Finger um ihr Handgelenk. Ihr blieb gar nichts anderes übrig, als neben ihm herzustolpern.
Plötzlich schubste er sie so grob zur Seite, dass sie auf den Knien landete. Sie wandte den Kopf, sah Dians Rücken. Von links und rechts kam je eines der Wesen heran, beide brüllten. Geifer tropfte in dicken Flocken aus ihren geöffneten Mäulern, besudelte ihre Leiber und bildete weiße Flecken auf dem dunklen Boden.
Dian schwang die Sense. Die Klinge riss dem einen Biest den Bauch auf, sodass die Eingeweide hervorquollen. Doch das andere griff ihn direkt an, rammte ihn und brachte ihn aus dem Gleichgewicht.
Imogens Finger tasteten über den Morast. Er war an dieser Stelle etwas fester, aber reichlich uneben. Sie bekam einen Stein zu fassen, nicht größer als ihre Faust, aber besser als nichts. Sie zielte und warf. Der Stein traf das Wesen an der Schläfe, genau in dem Moment, als es erneut auf Dian zusprang.
Mit einem wütenden Brüllen wirbelte es herum. Die kleinen schwarzen Augen richteten sich funkelnd auf Imogen.
Sie versuchte auf die Beine zu kommen. Schon stürmte es los. Doch ehe es sie erreichte, hechtete Dian vor. In der einen Hand blitzte die Klinge eines Messers, in der anderen hielt er die Sense. Er stieß dem Biest das Messer in die Nierengegend. Sabbernd und brüllend versuchte das Wesen ihm die Sense zu entreißen. Aber genau darauf schien Dian gewartet zu haben. Er schwang die Waffe und ließ sie auf den Schädel der Bestie hinabsausen.
Übelkeit stieg in Imogen auf, als sie sah und hörte, wie der Kopf gespalten wurde und sich graue Gehirnmasse spritzend verteilte. Dann war Dian bei ihr, packte sie, riss sie hoch und zog sie mit sich. Imogen wusste nicht, wohin er wollte. Es schien, als tobe überall um sie herum der Kampf. Direkt vor ihnen schlug eines der Wesen seine Krallen in den Hals eines Feenmanns. Blut spritzte in Schüben aus der aufgerissenen Kehle. Dian versuchte nicht, ihm zu Hilfe zu kommen. Vermutlich erkannte er, dass jede Rettung zu spät käme. Sie schauderte. Schwer hing der Gestank von Exkrementen, Blut und Moder in der Luft.
»Wir müssen weiter«, sagte Dian knapp, da Imogen langsamer geworden war. Sie kam sich vor wie in einem
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