Druidenherz
Boden, doch die Flammen ließen sich nicht löschen. Stattdessen griffen sie auf das nächste Wesen über, dann auf noch eines. Unmenschliche Schreie und widerlicher Gestank breiteten sich aus.
Imogen hielt die Luft an, als sie einen Feenkrieger zwischen zweien der Untiere stehen sah. Doch die Flammen sprangen über ihn hinweg, fraßen sich nur in die massigen Körper der Feinde. Sie brüllten, grunzten, versuchten zu entkommen, aber die Flammen erwischten jeden von ihnen. Auf dem Boden vor Dian lag dunkle Asche. Mehr war von dem riesigen Monster nicht übrig geblieben.
Imogen blickte sich um, erkannte weitere Aschehäufchen. »Dian …« Sie drückte seinen Arm und registrierte, dass sie sein Gesicht nun klar erkennen konnte. Das Wabern war verschwunden.
Er nickte. »Es ist vorbei. Alle Fomore wurden vernichtet. Jedenfalls alle, die in diesem Gebiet lebten. Ich spüre keinen einzigen mehr.«
»Sicher?«, flüsterte sie.
»Ganz sicher.«
Ohne ihn loszulassen, folgte sie ihm. Auf dem Boden lagen tote Krieger, einige waren schwer verwundet. Gerade stieß eine Feenfrau einem um Gnade wimmernden menschlichen Krieger mit aufgerissenem Bauch ihr Messer tief ins Herz. Sein Blick brach, der Mund blieb offen, doch die Andeutung eines Lächelns spielte um ihn, ganz so, als danke er seiner Erlöserin. Imogen erschauerte.
Dian kniete sich neben eine Kriegerin, die dabei war, ihr stark blutendes Bein oberhalb des Knies abzubinden. Krallen mussten es verletzt haben. Sanft legte er ihr eine Hand auf die Schulter. »Lass mich das machen.«
Sie sah zu ihm hoch und nickte.
Fasziniert beobachtete Imogen, wie Dian die Wunde mit primitivsten Mitteln versorgte und anschließend seine Hände über die Stelle hielt und dabei die Augen schloss. Die Frau entspannte sich, der verkrampfte Ausdruck wich aus ihren kantigen Zügen. Dian wandte sich dem nächsten Verletzten zu.
Imogen bemerkte Carney. Zu seinen Seiten standen die Hunde, die langen Zungen hingen heraus und sie hechelten, wirkten aber sehr zufrieden. Der Krieger blickte Imogen voller Ehrfurcht an, ebenso wie alle anderen um ihn herum. Wieso neigten sie die Köpfe vor ihr? Sie hatte doch gar nichts getan. Und dennoch verhielten sich diese Leute, als sei sie eine Heldin. Am liebsten hätte sie sich irgendwohin verkrochen, allein oder mit Dian. Aber Dian hatte im Moment keine Zeit für sie, und weg konnte sie auch nicht.
Eine der Kriegerinnen trat zu ihr und ergriff ihre Hand. Schmutz und Blutspritzer verunzierten ihr Gesicht, die unbedeckten Arme und den knappen Lederdress. Mit jeder Pore ihres athletischen Körpers verströmte sie Kraft und Kampfgeist. Selbst durch ihre Finger hindurch konnte Imogen die Energie spüren. »Ich bin Dayana, Anführerin der menschlichen Kriegerinnen. Du bist nun eine von uns.« Sie ließ sie los, ging einen Schritt zurück und verneigte sich. Dayana war etwas größer als sie und vor allem weitaus sehniger. Und dennoch schien sie nun den Eindruck erwecken zu wollen, sich unter sie zu stellen. Auch als sie wieder aufsah und gerade stand, ließ sie die Beine leicht angewinkelt, damit sie kleiner wirkte. Die hinter und neben ihr stehenden Frauen taten es ihr gleich, ebenso die Männer.
Verwirrt schüttelte Imogen den Kopf. Es war ihr unangenehm, diese starke Kämpferin und die Krieger so unterwürfig zu sehen. »Nein, das bin ich nicht. Ich kann nicht kämpfen und wüsste nicht einmal, wie man ein Messer so wirft. Du und die anderen wart es doch, die diese Untiere erledigt haben. Ich war völlig hilflos.« Hatten sie denn nicht gesehen, dass sie unbewaffnet und nur an Dians Hand durch die Reihen gelaufen war? Sie sah Dian an, in der Hoffnung, dass er den Irrtum aufklärte. Warum hatte er nicht längst eingegriffen? Sonst spürte er doch auch, wann sie seine Unterstützung brauchte, und das hier war sein Volk, die Menschen, mit denen er seit ewigen Zeiten zusammenlebte. Viel länger vermutlich, als sie sich überhaupt vorzustellen vermochte.
»Ich kann dich lehren, wie man ein Messer richtig wirft. Oder mit einem Schwert umgeht«, sagte Dayana.
Imogen wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Um Zeit zu gewinnen, befeuchtete sie sich die trockenen Lippen. »Das ist sehr nett von dir, aber ich bin wirklich keine Kriegerin. Sieh mich doch an. Mir fehlen nicht nur die Muskeln, sondern auch Kraft und Schnelligkeit.«
»Das stellt kein Hindernis dar. Wichtig ist nur, ein mutiges Herz zu haben«, erklärte Dayana.
Die meint das wirklich ernst,
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