Druidenherz
Sog des Todes, fühlte seine Kälte.
»Nein!«, schrie er in Gedanken und befahl der Frau, erneut zu kämpfen.
Nichts geschah.
Dian erinnerte sich an die Warnungen seines Lehrmeisters, doch gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er richtig gehandelt hatte. Er wollte, dass diese Frau lebte. Nichts zu unternehmen, obwohl er die magische Kraft besaß, hätte er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können. Es gab etwas an ihr, das ihn tief berührte. Was, das vermochte er nicht zu ergründen. Es war auch nicht wichtig. Nun zählte nur noch, dass sie überlebte.
Und endlich spürte er so etwas wie ein Echo.
»Ja«, ermutigte er sie in Gedanken, »so ist es richtig. Du kannst es.«
Sie gewann an Stärke, das konnte er fühlen. Doch nun schien es, als absorbiere sie immer mehr Energie von ihm. Es war ein Kampf, bei dem sie, er und der Tod miteinander rangen.
Dian spürte, wie er weiter auf den Abgrund zuglitt und mit jeder Sekunde schwächer wurde. War es möglich, dass sie die Verbindung zwischen ihnen trennte? Besaß sie solch enorme Kräfte?
Ihm kam ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn es doch ein Plan der Fomore war? Wenn sie als Opfer geschickt worden war – oder, schlimmer noch, als Köder – eine Falle, in die er hineingetappt war. Er war vollkommen schutzlos, ihr ausgeliefert. Sie konnte ihn töten, indem sie ihn in den Abgrund des Todes, des wahren, ewigen Vergessens schickte.
Da spürte er, wie etwas an ihm riss, ihn zurückhielt. Sie! Sie war es, die ihn nun hielt. Aber wollte er das überhaupt noch? Plötzlich erschien ihm die ewige Schwärze so verlockend …
Imogen glaubte zu verbrennen. Ihr Körper glühte, und entsetzlicher Durst ließ ihr die Zunge am Gaumen kleben. Aber das war noch nicht alles. Ihre Augenlider fühlten sich so unendlich schwer an. Bei jedem Versuch, sie zu öffnen, sanken sie sofort wieder herab. Hatte sie sich eine schwere Grippe eingefangen? Sie hatte sich doch so gut gefühlt, als sie losgegangen war. Ausgeruht und voller Tatendrang, bereit, die Welt oder zumindest das schottische Hochland zu erkunden.
Nein, Moment, da war doch etwas gewesen – mit dieser Höhle und den Hunden. Bisse in ihren Arm und in die Wade. Außerdem zwei seltsame Männer, die Gälisch sprachen und sie mit sich geschleift hatten. Verrückte Männer. Völlig durchgeknallt, fraglos reif für einen längeren Aufenthalt in der Psychiatrie und zudem gefährlich in ihrem seltsamen Glaubenswahn. Sie hatten irgendwas von Bannsprüchen gefaselt, dass niemand zu ihnen hineinkommen könne und dass sie eine Zauberin sei – oder hatten sie sie Dämonin genannt?
Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück. Sie befand sich wirklich in der Hand von Verrückten! Und die waren unberechenbar. Das hier war kein schrecklicher Albtraum, sondern viel schrecklichere Realität.
Ihr fiel ein, wie sie darüber geredet hatten, ihr die Zunge herauszuschneiden oder die Hände abzuhacken. Ihre Zunge hatte sie noch, das spürte sie, weil sie ihr unangenehm am trockenen Gaumen klebte.
Und die Finger? Sie wollte sie bewegen, doch es gelang ihr nicht. Aber sie lebte. Und die Hände waren noch da, sie spürte sie, war nur zu schwach, sie zu heben. Außerdem schmerzte schon der Versuch. Vielleicht war es dann doch gar nicht so schlimm wie gedacht? Auch wenn es sich schlimm anfühlte und es ihr elend ging. Vermutlich war es gut, dass sie die Wunden nicht sehen konnte. Es reichte ja, den Schmerz zu spüren.
Trotz des Fiebers schauderte sie. Niemand hatte sie umgebracht, und so hatte sie eine Chance, doch noch heil aus diesem Schlamassel hinauszukommen. Sie musste nur den Ausgang finden. Da sie in diese unterirdische Kammer – oder wo auch immer sie sich befand – hineingefallen war, gab es ganz sicher irgendwo eine Öffnung. Vielleicht keine, die leicht zu finden oder ohne eine Aufstiegshilfe zu erreichen war, besonders, wenn man wie sie nur eins dreiundsechzig maß. Aber wo sie einmal hindurchgepasst hatte, würde sie auch in die Gegenrichtung durchkommen müssen.
Später, beschloss Imogen. Sie würde sich später darum kümmern, wenn sie sich nicht mehr so schlapp fühlte. Im Moment käme sie ja nicht einmal vom Boden hoch, auch wenn der sich nun weicher und nicht mehr so kalt anfühlte. Hatte man sie woanders hingebracht?
Sie hatte nichts davon mitbekommen, aber so musste es wohl sein. Zumal jemand eine Decke über sie gelegt hatte. Imogen bewegte sich, um sich freizustrampeln, denn die Decke verstärkte die Hitze noch. Aber
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