Druidenherz
hat oder die einen beeindruckt haben.«
»Für mich klingt das anders.«
»Das mag sein, doch meine Magieerfahrungen bestehen darin, Zauberkünstlern auf Kindergeburtstagen assistiert zu haben.«
Dian blickte sie verständnislos an.
Imogen seufzte abermals. Natürlich hatte er das wieder nicht verstanden. »Ein Ferienjob. Ich hab dem Zauberer angereicht, was er brauchte. Einen Zylinder zum Beispiel, aus dem er dann einen Blumenstrauß oder ein weißes Kaninchen zog. Und manchmal habe ich mich auch zersägen lassen.«
»Er hat dich zersägt?« Dians Augen wurden riesig. »Du hast keine Narben, die darauf hindeuten. Und wieso hast du das überhaupt zugelassen? So etwas ist doch barbarisch!«
Imogen unterdrückte ein Lachen. »Doch nicht richtig zersägt. Es sieht nur für die Zuschauer so aus. Kennst du den Trick etwa nicht?«
»Zauberei ist doch kein Trick, sondern Magie.«
»Also diese Zauberer arbeiten mit Tricks. Es kommt auf die Fingerfertigkeit an, gerade bei den Nummern, bei denen sie irgendetwas hervorzaubern. Eine Münze hinter dem Ohr oder einen Ball aus der bloßen Hand. So etwas. Und die anderen Nummern kommen durch entsprechende Hilfsmittel zustande.«
»Dann sind es Betrüger!«
»Nein. Es ist ihr Job, sie arbeiten mit Illusionen. Wie bei der zersägten Jungfrau. Da fließt kein Blut, weil sich die Frau einfach nur ganz klein macht und somit in die erste Kiste passt. Man muss bloß gelenkig sein und darf natürlich auch nicht allzu groß sein. Das Schwert wird dann so zwischen die Kisten gesteckt, dass es einen nicht einmal berührt. Es sind ohnehin Trennwände dazwischen, man kann also nicht mal versehentlich verletzt werden.«
Dian schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es immer noch nicht. Warum tut man so, als zersäge man eine Frau?«
»Zur Unterhaltung. Die Zuschauer wissen natürlich, dass das alles bloß Illusionen sind. Keiner von ihnen glaubt, dass da wirklich Menschen zersägt und wieder zusammengesetzt werden. Oder sich in Luft auflösen und an einem anderen Ort erscheinen.«
»Das ist aber möglich«, wandte Dian ein. »Zwar nur für Magier, die wirklich sehr starke Kräfte besitzen, aber sich in Nebel verwandeln oder einen Unsichtbarkeitszauber über sich zu legen, geht.«
»Bei den Zauberern ist jedenfalls auch das ein Trick. Sie haben ein ganzes Repertoire solcher Nummern, und die führen sie dann vor.« Dian war doch höchstens ein paar Jahre älter als sie – hatte es in seiner Kindheit keine Geburtstagspartys oder Besuche im Zirkus gegeben?
»Aber wieso?«
»Na, um Geld zu verdienen. Deswegen hab ich den Assistentenjob doch auch einige Wochen gemacht, die ganzen Sommerferien durch, als ich siebzehn war.« Es hatte ihr Spaß gemacht, die Arbeit war abwechslungsreich und nicht weiter anstrengend.
»Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die dafür bezahlen, einen Betrüger zu sehen.«
»Lassen wir das. Ich kann mir deine Erklärungen von Magie ja auch nicht wirklich vorstellen.«
»Aber bei dir muss etwas vorhanden sein. Vielleicht nicht Magie, doch du stehst in Verbindung mit Annwn.«
»Müsste ich das denn nicht wissen? Hätte es nicht vorher irgendeinen Hinweis geben müssen? Oder hinterher? Dass ich diesen Traum hatte, in dem ich mich selbst in einer Gruppe von Priesterinnen sah, ist schon Jahre her. Und danach hatte ich keinen weiteren Traum dieser Art.«
»Gut möglich, dass du dich an ein früheres Leben erinnert hast. Das würde einiges erklären.«
»Für dich vielleicht. Aber mir erschließt sich damit rein gar nichts.«
»Ich glaube, dass du mir nicht deinen ganzen Traum erzählt hast.«
Sie zuckte zusammen. »Das ist doch auch nicht wichtig. Es war, wie ich schon sagte, bloß ein Traum. Ein Pilot träumt wahrscheinlich auch öfter davon, Flugzeuge zu landen, zu starten oder sicher durch Turbulenzen zu bringen. Oder in einem Gewitter abzustürzen.« Sie sah seinen fragenden Gesichtsausdruck und seufzte. »Das war ein schlechtes Beispiel. Nehmen wir …« Fieberhaft überlegte sie. »Nehmen wir einen Gärtner. Der sieht sich im Traum bestimmt auch öfter den Garten umgraben, Blumenzwiebeln einsetzen oder den Rasen mähen.«
»Und was war nun in deinem Traum?«
»Ich habe meinen eigenen Tod erlebt. Jemand stieß mir ein Messer in die Brust.« Sie legte die Hand auf die Stelle, ganz so, wie sie es damals auch beim Aufwachen getan hatte.
Dian legte seine Finger darüber und streichelte sie sacht. »Es hat dich beunruhigt, nicht
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