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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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bislang keine Erfahrungen habe. Aber normalerweise wird Magie schwächer, wenn man sie einsetzt. Darum muss ich auch die Schutzzauber immer wieder erneuern.« Er erklärte das mit solcher Selbstverständlichkeit, als rede er davon, dass man im Sommer zweimal pro Woche den Rasen mähen musste.
    »Und was bedeutet das nun für mich?«, wollte Imogen wissen.
    »Ich bin bei dir.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, sagte sie mit mehr Nachdruck. Es gefiel ihr nicht, dass er ihr auswich. Wollte er nichts sagen, oder wusste er selbst keine Antworten? Wenn seine Behauptungen stimmten, musste er es wissen. Aber daran wollte sie nicht glauben. Am liebsten wäre es ihr, wenn er sie in die Arme nehmen und ihr versichern würde, dass alles gut werden würde. Dann würde er mit ihr an die Oberfläche gehen, und sie nähme ihn mit nach Hause, nach England, um ihn Tante Mable vorzustellen.
    Dian seufzte. »Hab Geduld.«
    Er schien nicht gewillt, noch mehr darüber zu sagen. Imogen beschloss, nicht weiter zu fragen, zumindest nicht jetzt. Aber sie würde nicht einfach alles so hinnehmen.
    Sie gingen zurück in Dians Räume und zogen sich an. Nach einer Weile trat Gwyd ein und stellte ein Tablett auf den Tisch, so geschmeidig und lautlos wie immer. Imogens Blick glitt über sein Gesicht, die elfenhaften Züge, die fein geschwungenen Augenbrauen und die spitzen Ohren. Ja, er sah wirklich aus wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Anderen Welt – Anderswelt – Annwn.
    Nein, es war nur eine Illusion. Gwyd mochte ja wie ein Feenmann aussehen, aber er war ein Mensch, ganz bestimmt. Für Dian mochte das alles real sein, weil er sich seine Welt so dachte. Aber sie war anders aufgewachsen. Für sie zählten Religion und Esoterik nicht.
    Was Magie anging, so musste sie allerdings zugeben, dass das, was sie für Dian empfand, sie wirklich überwältigte. Natürlich hatte sie aus der Ferne schon für den einen oder anderen Mann oder auch Star geschwärmt. Als Teenie hatte sie sich sogar ein lebensgroßes Poster eines Sängers und Schauspielers an die Wand gehängt und seine CD s von morgens bis zum Schlafengehen gehört.
    Für Dian aber hatte sie ganz andere Gefühle. So starke, dass sie sich sogar ein wenig davor fürchtete. Alles war so neu, so ungewohnt und doch auf wunderbare Weise aufregend und schön. Gern hätte sie mit jemandem darüber gesprochen, sich Rat und eine andere Meinung eingeholt. Aber hier gab es niemanden.
    War das Liebe? Fühlte man so, wenn man jemanden wirklich liebte? Keine Schwärmerei aus der Ferne, sondern tiefe, echte Gefühle.

11

    »Komm«, sagte Dian und ergriff Imogens Hand.
    Nach ihrer Rückkehr vom See hatten sie sich mit frisch gebackenem Brot gestärkt, und dann hatte er ihr die Leier in die Hand gegeben und ihr eine weitere Melodie gezeigt. Sie lernte rasch, auch wenn ihr das Instrument immer noch ein wenig unheimlich zu sein schien. Oft schien es ihm, als hätte sie Angst, die Leier richtig anzufassen. Dabei war es doch bloß ein Musikinstrument, wie es Barden mit sich trugen, und auch viele Druiden besaßen eines. Schon Kinder hatten Spaß daran, kleine Melodien zu spielen, und zeigten keine Scheu davor. Imogen aber verhielt sich, als sei die Leier etwas Zerbrechliches. Er hatte ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen sollte. Wenn das Instrument tatsächlich beschädigt wurde, würde er ein neues besorgen. Aber sie hatte ihn nur voller Erstaunen angeschaut. Wahrscheinlich waren in ihrer Welt Musikinstrumente schwierig zu bekommen oder so wertvoll, dass man ganz vorsichtig mit ihnen umging. Ein weiterer Unterschied zwischen seinem und ihrem Leben, wenngleich einer, der im Gegensatz zu den anderen kaum Gewicht besaß.
    Der Tag war ruhig verlaufen. Abends hatte er Imogen in seinen Armen gehalten und lange über ihre Situation nachgedacht, während sie bereits schlief.
    Jetzt, am Beginn eines neuen Tages, hatte er entschieden, dass es gut wäre, wenn sie ein bisschen mehr von Annwn kennenlernte. Außerdem war sie inzwischen kräftig genug, auch eine etwas längere Strecke gehen zu können. Gut ausgeruht sollte es keine Probleme geben. Natürlich passte er sich ihrer Geschwindigkeit an und achtete auf ihren Atem, während er sie durch die engen Gänge führte. Sie fürchtete sich nicht und fragte nicht, sondern ging einfach neben ihm, ein weiterer Beweis ihres großen Vertrauens. Er hoffte, sie nicht zu enttäuschen.
    In einer kleinen Kammer legten sie eine kurze Rast ein. Zwar hatte sich

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