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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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hartnäckig auf seinem Weg.
    Du hättest mich haben können, wisperte Drus Stimme. Aber du hast aus dem dümmsten Grund der Welt auf mich verzichtet: deinem verdammten, arroganten, machomäßigen Stolz.
    Er fluchte und versuchte abermals, die Stimmen – vor allem die letzte – zum Verstummen zu bringen. Verdammt, wozu brauchte er schon Stolz, um sich zu wärmen? Er hatte seine Empörung. Seit zwanzig Jahren hatte er sich nirgendwo so daheim gefühlt wie in der Star Lake Lodge. Drucilla, Tate, Sophie und Ben hatten beinahe so etwas wie eine Familie für ihn bedeutet. So wie Dru es formulierte, könnte man tatsächlich meinen, er würde aus der Tür schlendern, seine Taschenuhr schwenken und dabei noch fröhlich pfeifen – während er das Gefühl hatte, als risse man ihm ohne Betäubung sämtliche Eingeweide aus dem Leib.
    Nie zuvor hatte er einen Menschen gekannt, der auch nur entfernt wie Dru gewesen wäre. Nie war ihm bewusst gewesen, dass es möglich war, das für eine Frau zu empfinden, was er für sie empfand. Er hatte sich alle Mühe gegeben, diese Wahrheit zu verdrängen, zu tun, als verbände sie nichts als körperliche Lust. Doch nun, da Lankovich es ihm unmöglich machte, hier zu bleiben, ohne dadurch Dru und ihre Familie in Gefahr zu bringen, konnte er die Fakten nicht länger leugnen. Sicher, am liebsten würde er Tag und Nacht mit Drucilla schlafen, doch was noch viel mehr wog: Er hätte gern mit ihr und ihrem Jungen gelebt. Er wünschte sich das Recht, sie zu beschützen, Tate zu erziehen wie seinen eigenen Sohn, derjenige zu sein, der dafür Sorge trug, dass der Hotelbetrieb erfolgreich lief. Er wollte die Art Leben, von der er stets geglaubt hatte, sie wäre anderen Vorbehalten, die Art Leben, von der Dru ihm gezeigt hatte, dass sie vielleicht auch die seine hätte sein können.
    »Vielleicht« ist hier das Schlüsselwort, mein Junge. J.D. erreichte seinen Mustang und stellte den Benzinkanister auf den Boden. Tatsache war, wenn Lankovich diesen besonderen Traum nicht plötzlich hätte platzen lassen, hätte es wahrscheinlich jemand anderes getan. Er konnte es nicht länger leugnen: Für das Leben in einer Disney-Familie war er einfach nicht gebaut. Bevor er die Lawrences getroffen hatte, hatte er nicht einmal geglaubt, dass es so was tatsächlich gab.
    Die Erkenntnis, dass so etwas existierte, war für ihn zu spät gekommen und hinterließ deshalb einen bitteren Geschmack. Er seufzte tief, klappte die Motorhaube seines Wagens hoch und den Tankdeckel zur Seite, und füllte den Inhalt des Kanisters bis auf die letzte Tasse, die er in den Vergaser kippte, sorgfältig in den Tank.
    Während er die Motorhaube wieder zuschlug, den leeren Kanister in den Kofferraum des Mustangs warf und sich hinters Steuer setzte, erschien es ihm wie ein schlechter Witz, dass Robbie Lankovich für sein Elend verantwortlich war. Er hätte geschworen, dass der Kerl nur große Töne spuckte, ohne dass er auf seine Worte je Taten folgen ließ.
    Als der Wagen sofort ansprang, lächelte er grimmig. Irgendwie war es passend, dass das Anlassen des Mustangs das Erste war, was ihm an diesem Tag gelang. Er schlug den Weg zu seiner Hütte ein.
    Dru hatte wissen wollen, welche Gefahr Robbie für sie und ihre Familie darstellte, wenn er es doch auf J.D. abgesehen hatte. Verdammt, womöglich hatte sie Recht. Vielleicht könnte er tatsächlich ...
    Er verbot sich diese Überlegung. Nein. Nein , verdammt, denk am besten gar nicht erst darüber nach. Wie sollte er weiter mit sich leben, falls einem der Lawrences etwas passierte? Er tat das Richtige, indem er ging. Etwas anderes konnte er nicht tun.
    Es war schmerzlich. Aber er würde es überleben.
    Er parkte den Wagen hinter seiner Hütte, stieg aus und warf die Tür ins Schloss. Er müsste seine Sachen packen und von hier verschwinden, bevor er etwas Dummes täte – wie zum Beispiel zu beschließen, trotz der Risiken für Dru und ihre Familie doch zu bleiben.
    Versunken in einen Traum, von dem er genau wusste, dass er nie wahr werden würde, betrat er das Haus und hatte bereits fast das Schlafzimmer erreicht, als er merkte, dass er nicht allein war. Ein Mann saß in dem breiten Schaukelstuhl am Fenster. Die Nachmittagssonne kam von hinten, so dass sein Gesicht im Schatten lag.
    Die Waffe, die er in der Hand hielt, war jedoch deutlich zu erkennen, und er zielte damit geradewegs auf J.D.'s Brust.
    Ein Blick in Drus Gesicht genügte, damit sich Char bei der Angestellten am Empfang, mit der

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