Drunter und Drüber
bisschen von ihrem Schwung zurück.
Dennoch hatte sie in ihrem ganzen Leben nie etwas Grässlicheres gehört.
Gleichzeitig mit dem Stein polterte die Waffe des Mannes auf die Veranda, ehe der Kerl selbst leblos in sich zusammensank.
J.D. wirbelte herum und glotzte mit offenem Mund erst auf den bewusstlos am Boden liegenden Butch und dann auf die kreidebleiche, leicht schwankende Dru, die aussah, als würde sie vom nächsten Windhauch umgeblasen.
Der große Stein zu ihren Füßen erklärte, was passiert war.
»Verdammt, Schätzchen.« Er bückte sich nach der Waffe, schob vorsichtig die Spitze seines Zeigefingers durch den Abzugsbügel und hob, als sie leise stöhnte, alarmiert den Kopf. »Pst. Es ist alles gut. Jetzt fall mir nur nicht in Ohnmacht.«
»Habe ich ihn umgebracht?«
Damit auch weiterhin Butchs Fingerabdrücke als Einzige auf der Waffe wären, umhüllte J.D. sie mit dem Saum seines T-Shirts und verstaute sie im Bund seiner Hose. Hoffentlich schoss er sich jetzt nicht selber in den Schwanz!
Dann legte er seine Finger auf Butchs Halsschlagader und tastete nach seinem Puls. »Nein. Er wird es überleben.« »O Gott, John David, hast du gehört, was sein Kopf für ein Geräusch gemacht hat, als ich ihn mit dem Stein getroffen habe?«
»Nein. Schließlich war ich darauf gefasst, jeden Augenblick einen Schuss in den Rücken zu be...«
»Hast du jemals eine Wassermelone fallen lassen?«, fragte sie erschaudernd. »Genauso hat es geklungen. Genau wie eine reife Wassermelone, die auf den Boden fällt und platzt.«
»Versuch an etwas anderes zu denken.« Er erhob sich, zog sie in seine Arme und schloss einen Moment die Augen. Er hätte nicht erwartet, sie je wieder zu halten. Er spürte, dass sie zitterte, und ihm wurde bewusst, dass es nicht genügte, wenn er sie umarmte. Also strich er ihr besänftigend mit der Hand über das Haar. »Jetzt ist alles gut, Liebling. Pst. Du hast mir das Leben gerettet.« Er hatte selber einen Plan gehabt, um seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen, aber sie hatte die Sache absolut professionell für ihn erledigt. »Beruhige dich. Es wird alles gut.«
»Ich glaube, mir wird schlecht.«
»Brrr.« Er drehte sie um und bugsierte sie an das Geländer der Veranda. Dort stützte sie sich mit beiden Händen ab und beugte sich nach vorn.
Hilflos massierte er ihr die Schultern, während sie ein paarmal würgte, dann jedoch hob sie den Kopf und erklärte: »Ich schätze, das war falscher Alarm.« Sie atmete tief durch und sah ihn über die Schulter hinweg an. »Ich glaube, jetzt bin ich wieder okay.«
Er zog sie erneut in seine Arme. »Armer Liebling.« Er stellte erleichtert fest, dass ein wenig Farbe in ihre Wangen zurückgekehrt war. »Bevor Butch wieder zu sich kommt, rufe ich besser im Büro des Sheriffs an.«
Dru löste sich weit genug von ihm, um ihn mit ihren blauen Augen anzublitzen. »Wer zum Teufel ist das?« »Er war mal mein bester Freund. Er hat in Seattle jemanden getötet.« J.D. hatte es nicht eilig damit, ihr zu erklären, dass Butch nur, weil er ihm ein Alibi gegeben hatte, beinahe ihren Sohn ertränkt, ihre Tante ermordet und sie vor lauter Panik sterben lassen hätte. »Ich rufe jetzt den Sheriff an«, wiederholte er. »Willst du mit reinkommen?«
»Ja.« Dann jedoch besann sie sich anders. »Nein. Mein Magen hat sich noch nicht ganz beruhigt. Ich glaube, ich bleibe besser hier draußen an der frischen Luft.«
Er hasste es, sie mit einem, wenn auch ohnmächtigen Butch allein zu lassen. Doch verstand er ihr Bedürfnis, draußen zu bleiben und den beruhigenden Duft und Anblick der grünen Bäume auf sich einwirken zu lassen. Er hielt sie einen Moment auf Armeslänge von sich fort, sah ihr prüfend ins Gesicht und ließ sie schließlich widerstrebend los.
Auf dem Weg in die Hütte hockte er sich noch einmal neben Butch, um seinen Zustand zu überprüfen. Seltsamerweise war das Erste, was er dabei empfand, abgrundtiefes Bedauern. Sie hatten viele gute Zeiten miteinander erlebt und eine lange gemeinsame Vergangenheit. Das konnte er nicht mit einem Schulterzucken abtun.
Doch er müsste daran arbeiten, genau das zu erreichen. Denn Butch war es tatsächlich ernst gewesen mit der Drohung ihn zu töten. Müde stand er auf. Großer Gott. Was für eine grässliche Geschichte.
In der Hütte ging er schnurstracks zum Telefon, rief im Büro des Sheriffs an und erklärte mit wenigen Sätzen, was passiert war. Dann wählte er Bens und Sophies Nummer, um auch die beiden
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