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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Warum sollte ich den Antrag wohl
zurücknehmen, he?"
    Daan versuchte, ruhig zu bleiben.
"Weil er nicht tot ist, darum."
    "Sei nicht so naiv, Mischblut." Bamoth betrachtete seine
Fingernägel und pulte mit dem Nagel des kleinen rechten Fingers
Dreck unter den Nägeln seiner Linken hervor.
"Die Minuiten haben ihn nicht gefunden, du hast ihn nicht
gefunden- den fressen längst die Würmer."
    Etwas explodierte in Daan. Er warf sich nach vorn, schlug mit
beiden Fäusten auf die hässliche Fratze ein, die das Undenkbare
dachte, das Unsägliche aussprach, die seinen eigenen Ängsten
Gestalt verlieh. Solange er lebte, solange er sich dagegen
verwahrte, war sein Vater nicht tot. Er musst Bamoth überrascht
haben, denn die Haut über dessen Augenbraue war aufgeplatzt
unter der Wucht von Daans Schlägen. Das herabrinnende Blut
verschaffte Daan grimmige Befriedigung, bevor Bamoth Faust
seine Nase traf und seine Welt ein zweites Mal explodieren ließ.
    Die Dunkelheit zog klebrige Fäden, die das stumpfe Messer des
Schmerzes einen nach dem anderen kappte. Jeder neue Fußtritt
gegen Bauch, Unterleib und Brust machte ihn wacher. Langsam,
ganz langsam tauchte Daan aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit auf.
Staub drang ihm in Mund und Nase und er musste husten. Der
Versuch, die Augen zu öffnen, war auch nicht erfolgreicher. Alles
wirkte verschwommen.
"Na, kommst du zu dir, kleiner Scheißer?"
    Ein kleiner Teil seines Bewusstseins war schon so weit
wiederhergestellt, dass er wahrnahm, wie aufgebracht Bamoth
war. Tritt um Tritt traf Daan, und die Wucht ließ nicht nach. Er
stöhnte auf.
"Gut, dass du wach bist, dann entgeht dir nichts von dem hier."
    Er trat erneut zu. Daan würgte; noch ein Tritt in den Bauch und er
musste sich übergeben. Diese Genugtuung würde er seinem
Cousin nicht geben. Bei der nächsten Attacke warf er schützend
die Arme nach vorn, packte Bamoth am Fuß und riss daran, so
fest er konnte.
    Die Tritte blieben aus. Das helle Gelächter hatte er nicht erwartet.
Daan wischte sich den Sand aus den Augen und sprang auf, kam
gleichzeitig mit Bamoth, der ebenfalls wieder auf die Füße
gesprungen war, zum Stehen.
"Klappe, Taylith", zischte Bamoth und klopfte sich den Staub aus
der Uniform.
    Daan sah wieder klar. Er erkannte die Frau. Es war die
Dunkelelfe, die er vorhin vor dem Hurenhaus gesehen hatte. Ihr
Oberkörper war noch immer unbekleidet, und die festen Brüste
wippten beim Lachen auf und ab. Dann traf ihn etwas an der
Schläfe, und die Welt versank erneut.
    Himmel, war das kalt. Daan tastete hinter sich, suchte Ria, um
sich an sie zu schmiegen, doch seine Hand griff in feuchten Sand.
Er fuhr hoch.
Telemnar, er war in der Arena.
    Bamoth? Daan durchsuchte die Dunkelheit nach seinem Feind,
doch da war nichts außer Stille. Der Regen fiel sanft, kaum
spürbar, und dennoch war er völlig durchnässt. Seine Haare
troffen nur so und das Wasser rann ihm in den Nacken. Wie lange
hatte er hier schon gelegen? Er musste zu Ria.
    Stöhnend kam er auf die Beine, die Bäume begannen sich zu
drehen. Etwas Warmes lief ihm über die Oberlippe und versuchte
in seine Mund zu kriechen. Der metallische Geschmack verriet
Daan auch im Dunkeln, dass die Feuchte nicht vom Regen kam.
Er tastete nach seiner Nase und zuckte zusammen. Eindeutig
gebrochen. Er stützte sich an die Mauer, wartete bis das
Schwindelgefühl nachließ und machte sich dann an den Aufstieg.
Als die Wachen ihn endlich durch das Portal gelassen hatten,
konnte Daan sich kaum noch auf den Beinen halten. Seine Rippen
schmerzten bei jedem Atemzug, nur wenn er ganz flach atmete,
war es überhaupt auszuhalten. Das Nasenbluten hatte nach einer
Weile wieder aufgehört, aber ihm graute jetzt schon vor dem
Moment, wo er Senys Frau Taniya mit dem blutbefleckten Anzug
gegenübertreten musste. Vielleicht kannte Ria einen Kniff, wie
man getrocknetes Blut aus weißem Wildleder herausbekam?
    War der Weg am Wäldchen entlang schon immer so weit
gewesen? Sein Schädel dröhnte. Die Bäume begannen erneut sich
zu drehen. Daan kämpfte dagegen an, er war fast zuhause, nur
noch ein kleines Stückchen. Ria.
Unerbittlich riss ihn die Dunkelheit wieder mit sich fort.
     
Dunkelelf
    Julie trocknete sich das Gesicht mit dem Ärmel, aber es war
ein aussichtsloser Kampf. Neue Tränen flossen rücksichtslos nach,
die Heulerei ließ ihre Nase zuschwellen und machte das Atmen
beinahe unmöglich.
"Nun beruhig dich doch, Kind. Was kann denn so schlimm
sein, dass du dich nahezu auflöst?"

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