Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
elandilih entscheiden würde.
`Die Hedon sind die Besten, mein Junge, die Besten. Jeder, der etwas auf
sich hält, versucht zumindest aufgenommen zu werden. So wie dein
Cousin Bamoth.`
Daan schluckte, um den schmerzenden Kloß zum Verschwinden
zu bringen, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Anfangs hatte
er den Worten seines Großvaters mit großem Eifer gelauscht,
hatte sich in einer schwarzen Montur an den See gestellt und mit
dem Stock kämpfen geübt. Bis zu dem Tag, an dem Bamoth ihn
aufgeklärt hatte. Auf dem Weg, auf dem er gerade ging.
`Du? Zur Garde? Du kannst da nicht hin, du bist ein Bastard!`
`Kann ich wohl`, hatte er geantwortet, `Großvater hat es gesagt.`
"Bastarde schaffen die Prüfung nicht, als Bastard stirbst du, bevor du
Piep sagen kannst, du Schwächling.`
An dieser Stelle war das erste Mal die Wut in ihm hochgestiegen,
kalte, bodenlose Wut. Mit wem hätte er darüber sprechen sollen,
wer hätte solche Gefühle verstanden?
Ich bin nicht schlechter als du, Elf! Seine Jacke hatte er sich ausgezogen,
die Fäuste geballt.
Seny hatte versucht, ihn davon abzuhalten.
`Daan, tu das nicht, er ist bei der Garde, das kannst du nicht schaffen,
bitte, hör auf!` hatte er gerufen.
`Ja, hör auf deinen kleinen Freund, der Rat ist ja fast eines Lichtelfen
würdig- leg dich nicht mit einem Hedon an´, hatte Bamoth gehöhnt.
Einen Moment hatte Daan sogar gedacht, er hätte ihn getroffen, bevor
die Schläge ihn am Kopf erwischten. Dann Senys Schrei er hat ein
Messer!`
Der brennende Schmerz im Rücken.
Daan atmete tief durch. Das war Vergangenheit, er war
Erwachsen, er war zum Gefährten ausgebildet, er würde sich
nicht einschüchtern lassen. Bamoth musste seinen Antrag
zurückziehen- oder er würde ihn dazu zwingen.
*
Die Kühle der Dämmerung war ihm wieder willkommen, denn
der Weg zur schwarzen Burg, die seit jeher die Heimstatt und das
Ausbildungslager der Garde war, stieg auf dem letzten Stück steil
an. Vier Stockwerke hoch hob sich das gemauerte Mahnmahl der
Stärke wie ein nachlässig gestalteter Scherenschnitt gegen den
violetten Abendhimmel mit seinen filigranen Wolken ab.
Ein Käuzchen rief. Daan lächelte nur grimmig. Er wusste, dass es
in diesem Teil Telemnars keine Käuzchen gab. Die Hedon
machten also doch Fehler. Sollten sie ruhig wissen, dass er kamer hatte nichts zu verbergen.
Der einzige Zugang zur Burg führte über die Wehrmauer; früher,
als Kind, hatte er sich davor gefürchtet auf dem bröckeligen
Gesims abzurutschen und an einer der beiden Seiten in den
Abgrund zu stürzen, denn erst am höchsten Punkt der Mauer
begann ein Weg mit Stufen und einem kniehohen Mäuerchen
rechts und links, das etwas Halt gab, aber dem geschwungenen
Schwert der Verteidiger nicht im Weg war. An diesem Tag eilte er
forschen Schrittes voran, denn was er zu tun hatte, duldete keinen
Aufschub.
Den steilen Weg hinab, am Hurenhaus vorbei. Fenster und Türen
standen offen, nur eine der Dunkelelfinnen, die sich hier verdingt
hatten, stand im Hof. Unbekleidet bis zur Taille, glänzte die Haut
mit den blauen Tätowierungen, die ihr Temperament im Zaun
halten sollten. Was, wie man munkelte, nicht immer funktionierte.
In manchen Situationen war auch ein Gardist abgelenkt, und wer
die Huren schlecht behandelte, wurde dann von den anderen mit
durchgeschnittener Kehle gefunden.
Ein misstrauischer Blick aus den mandelförmigen, dunklen
Augen unter dem halb langen Haarschopf - und das Schwert in
der abgenutzten Scheide, dass die Fremde lässig von beiden
Händen gehalten auf den Schultern trug wie ein Ochse sein Jochgemahnten Daan daran, der Wilden nicht zu nahe zu kommen.
Wenigstens ging es weiter abwärts, nur wenige Schritte, dann
hatte er den Rundgang erreicht, der den Blick freigab auf das Tal
dahinter mit seinem Fluss, den Feldern und einigen Bäumen. In
seiner Erinnerung waren es mehr gewesen; wieso waren sie
abgewandert? Ohne zu zögern schritt Daan die steile Stiege
hinunter.
Moosbewachsener Fels wich der runden Burgmauer, hunderte,
nein, tausende von kleinen Findlingen, fest in Mörtel eingelegt
schafften eine zwar unebene, aber dennoch nicht zu erklimmende
Mauer. Großvater hatte es ihm damals erklärt.
Schau, der Gang ist so angelegt, dass die Angreifer sich schlechter mit
dem rechten Schwertarm verteidigen können. Da, wo unsere Männer ihr
Schwert schwingen, ist alles frei, siehst du? `
Er hatte eifrig genickt, das war vor dem Kampf mit Bamoth
gewesen. Himmel, was hatte er seinen
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