Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
schuldig, hat er dir das Leben
gerettet?"
"Nein."
Ihre Stimme wurde sanfter, wie bei einem Kind.
"Du weißt doch, wofür das Amulett steht?"
"Ja. Der Träger wird nicht getötet. Auch nicht, wenn er im
Zweikampf unterliegt. Er hat das Recht sich abseits des Rudels
aufzuhalten, kann aber ohne Zustimmung des Rudels nicht
wieder Teil davon sein, wenn er ausgeschlossen wird. Nach
einem verlorenen Zweikampf kann der Träger nie mehr Teil des
Rudels sein."
"Mondgütiger, ich kenne den Text. Ich will wissen warum
du dem da", sie nickte zu Leo hinüber, "dein Amulett gegeben
hast."
"Er ist mein Freund", sagte Ronan schlicht.
Sarba wurde zum Wolf, knurrte, stürzte auf Ronan zu,
stoppte und verwandelte sich zurück. Die Wut hinterließ rote
Flecken auf ihrer hellen Haut.
"Er ist nicht mal ein Wolf! Außerdem ist das Amulett nicht
für `Freunde` gedacht, sondern…"
"Sarba, bitte!" rief Ronan.
Er fiel auf die Knie und sah sie mit großen Augen an. Keiner
der Umstehenden gab auch nur einen Mucks von sich.
Die Anführerin senkte den Kopf und rieb sich die Stirn.
Als sie wieder hoch sah, strahlte jede Pore ihres Körpers
Entschlossenheit aus.
"Er ist He-Ku. Abzug."
Innerhalb eines Atemzuges waren alle Wolfsmenschen
wieder als Rudel um ihre Anführerin versammelt und sprengten
durch die Schlucht. Alle, bis auf Ronan.
"Leo!" sagte Ronan. Das Gesicht seines Freundes kam näher,
verschwamm dann aber plötzlich.
Ihm war schwindelig.
"Ronan, mir ist so kalt."
Dann wurde es dunkel.
Laub wippte auf und ab, gleich vor seinen Augen. Blau
stand dicht neben ihm und rupfte an einem Zweig. Leo lächelte.
"Hey, Großer, da bist du ja."
Soweit er sehen konnte, hatte der Hengst bis auf ein paar
Kratzer nicht viel abbekommen. Ihm war noch immer kalt, aber
von einer Stelle an seiner Seite ging wohlige Wärme aus. Leo sah
an sich herunter. Der verletzte Arm lag auf der Wolldecke, in die
er gehüllt war, sauber verbunden. Mit der gesunden Hand hob er
die Decke etwas an: ein Tontopf, mit Tüchern umwickelt, wärmte
ihn. Ronan musste das Gefäß mit Kohlen gefüllt haben, wie seine
Mutter früher, wenn er Bauchweh hatte.
Eine Hand tastete nach seiner Stirn.
"Hey, du bist ja schon etwas aufgetaut."
Ronans Gesicht am Himmel.
"Hey." Sprechen war mühsam. Leo brauchte eine Weile, bis
er den nächsten Satz heraus brachte.
"Mir ist immer noch kalt."
"Du hast viel Blut verloren, Sarba hat scharfe Zähne."
"Woher weißt du, dass sie es war?" fragte Leo überrascht.
"Sie ist die einzige im Rudel der ich zutraue einen Gager
vom Pferd zu holen. Jeder weiß doch, was für gute Reiter die
sind."
Misstrauisch schaute Leo zu seinem Freund hoch.
Veräppelte der ihn? Immerhin hatte er gesehen wie Leo vom
Pferd gestürzt war. Doch Ronans Blick war frei von Spott. Leo
entspannte sich, fühlte wie die Kraft in ihn zurückkehrte.
"Danke" sagte er.
"Wofür?"
"Du hast mir schon wieder das Leben gerettet." Er drehte
sich vorsichtig auf die Seite mit dem Gesunden Arm, wandte sich
Ronan zu, sorgsam darauf bedacht sich nicht zu weit von dem
Tontopf zu entfernen.
Ronan griff sich ein Stöckchen und zeichnete Kringel in den
Staub neben Leos Lager. "Nicht der Rede wert", sagte er.
Leo griff Ronans warme Hand, zog sie einen Moment an
sein weiches Brustfell und drückte sie.
"Ich bin sehr froh, dass wir Freunde sind."
Ronan entzog ihm seine Hand und sprang auf.
"Du musst trinken, das ist total wichtig bei Blutverlust. Ich
hol´ dir etwas."
Hedon elandilih
Dieser Teufel. Man hatte ihm von Anfang an nicht trauen
können. Nach oben buckeln, nach unten treten- gab es etwas, das
Bamoth besser umschrieb, als dieses Sprichwort? Unehrenhaft
war er, und selbst für einen Lichtelfen eiskalt.
Daan schritt zügig aus, die Sonne war ein gutes Stück
weitergewandert. Hatte er sich vorhin noch gewünscht, dass die
Hitze nachlassen sollte, war ihm die graue Kühle des
schwindenden Tages nun unangenehm, war sie doch Zeichen für
das zu schnelle Verstreichen der Zeit. Er wusste selbst nicht mehr
so genau, warum es ihm auf jede Minute ankam, aber tief in
seinem Inneren regte sich wieder und wieder eine Stimme, die ihn
zur Eile antrieb.
Der schmale Schotterweg war gut begehbar; zur Rechten fiel das
Gelände schon steil ab, bald würde der Abzweig kommen, Daan
erkannte die Stelle auf Anhieb wieder. Sein Großvater hatte ihn
mehrere Male hierhergeführt, immer in der Hoffnung, dass er
sich doch noch für den traditionsreichen Ausbildungsweg der
Hedon
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