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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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lief.
    Lief.
Lief.
Lief.
Eisherz
    Julie achtete nicht genau darauf, was sie aus dem Schrank
zog. Offensichtlich war es beim letzten Mal nicht erfolgreich
gewesen, Mathys Erinnerung durch Kleidung zu beeinflussen,
also machte es keinen Sinn, dieses Mal die gleiche Strategie zu
nutzen. Sie kämmte sich das Haar, flocht sich einen Zopf und trat
wieder auf ihre Übungsfläche vor dem Kamin.
Sie konnte die Zeit, bis Tari sie holte, noch gut für einige
Übungen nutzen.
    Julie leerte ihren Geist und stellte sich nur noch vor, wie sie
immer leichter wurde. Es klappte auch heute. Sie schwebte, hoch
und höher, bis sie sich mit den Händen an der hohen Decke
abstoßen musste, um nicht mit dem Kopf dagegen zu schlagen.
Sie ließ das Gedankenwirrwarr wieder in sich aufsteigen, das sie
gerade so wirkungsvoll unterdrückt hatte, merkte, wie sie
schwerer wurde und landete schließlich exakt bemessen wieder
auf ihrem Ausgangspunkt am Boden.
    Ihre Übung musste die Luft verwirbelt haben, denn schon
wieder zog der leichte Vanilleduft durch den Raum, der von Taris
Jacke ausging. Das arme Ding war immer irgendwie zerstreut,
ließ Dinge liegen, flatterte mal hierhin, mal dorthin- es war kaum
etwas Logisches an dem Kind. Dabei war ihr Vater ein Lichtelf.
Dennoch: der Duft erinnerte Julie an etwas. Aber sobald sie es
genauer ansehen wollte, verflüchtigte sich das seltsame Gefühl.
    Julies Gedanken wurden von einem Klopfen unterbrochen.
"Herein."
Tari steckte den Kopf durch den Türspalt.
"Bist du soweit?" fragte sie.
"Ja."
Tari sah ihre Jacke, trat durch die Tür.
    "Da ist sie ja." Sie warf das Kleidungsstück über ihren Arm,
blieb aber vor Julie stehen und nestelte an den Bändern an ihren
Ärmeln.
    "Wie geht es dir, bist du nervös?" flüsterte sie.
"Es geht", antwortete Julie.
    "Das habe ich befürchtet", seufzte Tari. "Julie, es muss
einfach klappen. Streng dich an, damit er sich an dich erinnert.
Lächele ihn an, sag seinen Namen, hörst du?" bat Tari
eindringlich.
Julie sah Tari aufmerksam an. "Du redest ja, als hinge dein
Leben davon ab, ob Mathys mich erkennt."
     
Tari legte ihre kindliche Stirn in Falten. "Vielleicht tut es das
ja auch. Wenn du wüsstest, was ich weiß…"
    Julie war ein bisschen befremdet. Sicher, sie und Tari hatten
sich angefreundet, aber Tari war ein Kind. Stand es ihr da zu, sich
so einzumischen? Und mit welcher Dringlichkeit sie ihr Anliegen
vortrug. Julie seufzte.
    Sie selbst war durch das letzte Jahr erstaunlich gereift, wie
sie fand. Sie sah vieles nicht mehr so verbittert. Und in der letzten
Mittsommernacht war ihr deutlich leichter gefallen, ihren Geist zu
leeren und den Übertritt zu bewerkstelligen. Selbst Jarron war
beeindruckt gewesen. Schade, dass er heute nicht hier war. Aber
er musste zu einem Termin mit Nereide von den Aquilani- das
ging natürlich vor. Ihr Rang war deutlich höher als Julies, solange
sie nur Anouks Stellvertreterin war.
Sie beschloss, Taris Einwände als das zu betrachten, was sie
waren: Äußerungen eines Kindes.
     
"Wie du meinst, lass uns aufbrechen, ich möchte nicht
unpünktlich sein."
    Der Kreis war kleiner als beim letzten Mal. Der Rat war
wieder komplett versammelt, aber die große Menge an
Schaulustigen, die sich beim ersten Mal eingefunden hatte, war
heute nicht wieder aufgetaucht. Immerhin waren die Sanders da,
auch Aewore und Leung Jan standen still und angespannt am
Rand.
    Der Merlin sah in jede Richtung, bloß nicht in ihre. Sie
musste ihn einmal darauf ansprechen; er war eine wichtige
Persönlichkeit, wenn er verstimmt war musste sie das klären.
    Das Rattern der Räder kündigte die Ankunft des Karrens
an. Julie straffte den Rücken. Erinnerte sich an Taris Worte. Nun,
es konnte nicht schaden, ein wenig zu lächeln.
    Als Mathys vor ihr stand, durchzuckten Julie seltsame
Gefühle wie kleine Blitze. Schmerz, stellte sie fest. Hoffnung war
auch dabei. Ein wenig Ärger, weil er sie beim letzten Mal nicht
erkannt hatte. Sie seufzte.
Mathys Augen wurden groß, er legte den Kopf schief, strich
sich die blonden Locken aus dem Gesicht.
     
"Und?" fragte der Merlin.
     
"Für einen Moment dachte ich, ich kenne sie"- er deutete auf
Julie- "aber ich habe mich getäuscht, glaube ich."
    Der Nächste Seufzer kam aus dem Kreis der Zuschauer;
Meike Bant stieß ihn aus. Trat nach vorne, nahm ihren Ziehsohn
am Arm.
    "Warte!" rief der Merlin.
Er sah Mathys eindringlich an. "Bist du ganz sicher?"
"Ich kenne sie vom letzten Mal, aber sonst nicht. Obwohl ich
gerade

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