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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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`ja´ zu sagen, einfach, damit er nicht
der einzige war dem es schlecht ging. Doch er widerstand dem
schäbigen Impuls und sagte: "Nein."
"Warum dann?" fragte Hafer.
    "Er- er mag mich." Leo sagte nicht mehr, aber das musste er
auch nicht. Im Gegensatz zu ihm selbst, damals im
Brombeergebüsch, verstand Onkel Hafer seine Andeutung sofort.
"Oh", flüsterte sein Onkel.
    Eine Weile sagte keiner von beiden etwas; nur das ruhige
Schnauben der Pferde nebenan im Stall durchbrach die
sonnendurchflutete Nachmittagsstille in der Kammer.
    "Wie ist es mit dir?" fragte Hafer.
"Es würde Mutter das Herz brechen."
"Das ist wahr", sagte Hafer.
Leo sackte in sich zusammen. was hatte er erwartet? Das
sein Onkel ihm die Absolution erteilen würde?
    "Aber nicht aus dem Grund, den du dir denkst. DieseNeigung- gibt es auch bei Pferden, sie ist also etwas
Zipselgegebenes und nichts Widernatürliches. Und ich persönlich
sehe dich lieber bei diesem Wolf als unglücklich. Das mit dem
Wolf müsste man ihr ja nicht unbedingt auf die Nase binden.
Aber du bist der Sohn von Roggen von der Weiden, der Sohn des
Gagerhäuptlings, und darum ist es deine Aufgabe, soviele…"
"Nachkommen zu zeugen wie es geht, ich weiß."
    Leo setzte sich wieder auf einen Sattel. Wie oft hatte er sich
diesen Satz schon anhören müssen? Jedes Mal, wenn sein kleiner
Bruder Flachs wieder mit einer Eroberung geprahlt hatte, und das
war nicht selten gewesen.
    "Mein Bruder wäre ein deutlich besserer Häuptling; zu
schade, dass er meinen Platz nur einnehmen kann, wenn ich
sterbe", seufzte Leo.
    "Das ist wahr, er hat schon mit vierzehn alles bestiegen, was
nicht schnell genug aus dem Stall kam", lachte Hafer. "Doch was
du sonst sagst, ist nicht ganz richtig. Ein kleines Schlupfloch gibt
es. Ich habe mich erkundigt, schon vor langer Zeit. Genau
genommen, als du zu spät zum Freischlagen der Tränken
gekommen bist. "
Leo starrte seinen Onkel an. "Welches?"
    "Wenn ein Häuptlingsanwärter im diplomatischen Dienst
ein Amt innehat, kann er den nächsten in der Erbfolge als
Nachfolger benennen. Du müsstest nur deinen Kumpel, das
Spitzohr, dazu überreden, dir einen Job in seiner Botschaft zu
besorgen."
    "Ist das dein Ernst?" fragte Leo aufgeregt. Er sprang so
heftig auf, dass der Sattel vom Holm rutschte und auf den Boden
knallte.
"Na, meine Frage wie du zu - wie heißt er, Ronan?- stehst,
hat sich damit wohl erledigt", sagte Onkel Hafer.
     
Leo war verdammt froh über sein Fell. So, wie er sich fühlte,
sah sein Kopf unter dem Fell gerade aus wie ein Weihnachtsapfel.
"Danke, Onkel."
     
"Nichts zu danken, mein Junge. Pass auf dich auf, da bei
den Wölfen."
     
*
    Leo hielt es einfach nicht mehr aus. Er wollte bis zum
nächsten Morgen warten, eine Nacht über Alles schlafen- auf was
ließ er sich da bloß ein? Doch sein Herz zerrte ihn wie mit kleinen,
widerhakenbewehrten Fäden in das Dunkel der beginnenden
Winternacht, hinaus in die Kälte. Zu ihm.
    Morgen fehlte ihm vielleicht der Mut, Ronan zu sagen was
er für ihn empfand. Vielleicht war es seinem Freund zu dumm,
auf ihn zu warten, vielleicht mochte er inzwischen jemand
anderen, vielleicht wollte er ihn gar nicht mehr? Er musste es
herausfinden.
    Blau schien zu wissen, um was es ging. Sicher und schnell
trug er Leo zum Schrund, verfiel von selbst in den Schritt, als sie
sich der Höhle näherten. Leo stieg ab und führte Blau am Zügel;
er wollte Ronan überraschen.
    Das Mondlicht schien den Schnee über der Höhle zu
verzaubern, doch nicht nur der Mond war heute Nacht in
magischer Stimmung: aus der Höhle drang Ronans Stimme. Er
sang, obwohl der Mond ihn dort nicht erreichen konnte.
    Ich wünschte, du könntest meine Liebe annehmen.
Ich würde alles darum geben,
dich meine Liebe spüren zu lassen,
würde dich schützen,
wenn alle Welt gegen dich ist.
Ich wünschte, du könntest meine Liebe annehmen.
    Lass mich dir beweisen,
wie sicher ich dich halten würde,
wie geborgen du hier wärest,
ich weiß, du hast Angst.
Ich wünschte, du könntest meine Liebe annehmen.
    Doch wenn du meine Liebe annimmst, werde ich dich beschützen,
vor allem Argen,
vor Wölfen und Dämonen,
im Wald und in unseren Herzen.
Ich wünschte, du könntest meine Liebe annehmen.
Das Mondlicht funkelte vor der Höhle, tastete nach den
Schalen, um sich zu sammeln, doch da waren keine.
Leo griff nach dem Amulett um seinen Hals. Er wusste es
genau, Ronan sang nicht für den Mond. Nicht heute.
Er sang für ihn.
    Ronan saß am heruntergebrannten Feuer,

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