Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Glas heben auf eine erfolgreiche Auswahl!"
rief Dander. Sie hob ihr Glas- alle hoben ihre Gläser- und Julie
geriet erneut in eine Zwickmühle.
"Hüterin, stimmt etwas nicht?" fragte Varianne.
"Nein, nein, alles in Ordnung", sagte Julie.
Varianne seufzte tief. "Ihr seid nicht zufrieden mit der
Auswahl. Sollen wir sie noch einmal hereinrufen?"
"Nein, doch - ich bin zufrieden…"
"Warum trinkt ihr dann nicht? Deutlicher kann man wohl
nicht kundtun, dass man unzufrieden ist?", sagte Feara.
Dander nickte, alle nickten. Der einzige, der sich genauso
wand wie Julie, war Leo.
"Ich bin nicht durstig." Julie merkte selbst wie albern diese
Antwort war. Ein kleiner Schluck würde sie nicht umbringen, die
anderen hatten auch getrunken. Sie griff nach einer gelben
Flasche.
"Lasst mich das machen." Feara war aufgesprungen und
griff eine rote Flasche. Sie schenkte Julie das Glas voll und füllte
auch gleich bei Leo das Glas bis zum Rand.
Julie nahm das Glas in die Hand, zögerte aber, es an die
Lippen zu setzen.
"Ich bin froh, dass ihr unsere Sitten und Rituale anerkenntohne ein gemeinsames Anstoßen wäre die Auswahl
wahrscheinlich nicht einmal gültig. Ist so etwas wie ein
Handschlag auf der ersten Ebene, habe ich mir sagen lassen. Ihr
kommt doch von dort?" Dander zwinkerte Julie zu und hob
erneut das Glas. "Auf die gelungene Auswahl und die
diplomatischen Beziehungen zwischen Tallyn und dem
Wächterswinkel."
Das Wasser roch nicht übel. Ein leichter Blütenduft
vielleicht, aber nicht muffig oder sonst irgendwie schädlich. Was
auch immer das für Bakterien oder Gifte waren, vor denen Myra
sie gewarnt hatte, Julie konnte sich nicht vorstellen, dass an dieser
edlen Tafel verunreinigtes Wasser serviert wurde. Sie trank einen
Schluck. Ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass auch Leo trank. Anouk
hatte sie nicht gewarnt, dabei war sie schon hier gewesen.
Wahrscheinlich war Myra nach der langen Zeit allein einfach
paranoid.
"Trinkt aus und dann lasst uns nach draußen gehen, ich
freue mich auf die Wettkämpfe", sagte Varianne. Sie klatschte
noch einmal in die Hände, und bevor Julie sich versah, stand sie
auch schon mit den anderen auf dem Marktplatz, am Rand eines
Kampfkreises.
Palaron
Danders Stimme hallte klar über den nachmittäglichen
Marktplatz.
„Die Wettkämpfe beginnen. Die erste Aufgabe: ohne
Waffen, zwei gegen zwei.“ Sie sah zu ihm herüber.
„Palon, Palaron, seid ihr bereit?“
Palaron warf einen Blick zu seinem Bruder, der nickte.
„Wir sind bereit.“
„Ingon, Ingrian, bereit?“
„Bereit!“ rief Ingon.
Ingon, den Zweitgeborenen, würde er im Auge behalten
müssen, er war sicher der Gefährlichere der beiden.
Gebannt starrte Palaron auf Danders Hand. Wann senkte sie
den Arm?
Noch bevor er die Bewegung in Danders Arm wahrnahm,
sprang Ingon auf ihn zu. Er hätte es wissen müssen; der Mistkerl
war in keinem einzigen der Übungskämpfe fair geblieben.
Protestieren hatte keinen Sinn; Dander würde ihre Neffen sicher
nicht disqualifizieren.
Zur Linken hörte er die Körper von Palon und Ingrian
aufeinander prallen; nur aus dem Augenwinkel nahm er wahr,
dass die beiden sofort zu Boden gingen.
Instinktiv machte Palaron einen Satz zurück und hob die
Hände. Er achtete darauf, den Hals bedeckt zu halten, denn Ingon
war bekannt dafür, sich gewissenhaft auf seinen Posten als
Leitwolf vorbereitet zu haben- er ging jedem Gegner zuerst
einmal an die Kehle.
Palaron spürte, wie das Adrenalin durch seinen Körper
schoss. Die Anspannung löschte die Ängste des Tages aus seinen
Gedanken. Es galt, der Gefahr vor ihm zu begegnen; nur so
würden sie beide am Leben bleiben.
Würde Palon mit seinem Gegner fertig werden? Es war
ungewöhnlich, dass sie Ingrian als Palons Gegner bestimmt
hatten, aber gerechtfertigt. Üblicherweise war der Erstgeborene
auch der Stärkere, doch in diesem Kampf würde es schwerer sein
gegen Ingons Verschlagenheit zu bestehen, als gegen Ingrians
rohe Kraft.
Die erste Attacke war erfolgreich abgewehrt. Mit der Linken
vorarbeitend, versuchte er immer wieder seine Rechte ins Ziel zu
bringen, doch Ingon war flink wie ein Wiesel und gewandt wie
eine Schlange. Endlich traf Palarons Faust krachend ihr Ziel.
Ingon schwankte, sank auf ein Knie und stützte sich mit einer
Faust auf dem Boden ab.
Vorsichtig , befahl Palaron sich, obgleich jede Faser seines
Körpers danach schrie, dem angeschlagenen Gegner den Rest zu
geben. Es gab keine Regel, die das verboten hätte
Er
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