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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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fragte sich, ob der Mond noch zu
retten war, oder ob er aufgeben musste. Leo? Wo war Leo?
    Se hielt sich an der Stuhllehne fest, ihr war schlecht.
Ein Dröhnen hub an, fragend:
"Sollen wir zu den nächsten Kämpfen gehen?"
Julie schüttelte den Kopf, doch die Benommenheit ließ nicht
nach.
     
"Soll ich verkünden Ingon und Ingrian sind die
Auserwählten?" fragte der Vollmond.
    "Ich will schlafen. Nur schlafen."
"Wie du willst, dann…"
Endlich war das Hummelgesumm verstummt.
*
     
Sie erwachte in völliger Dunkelheit.
    Eine Gänsehaut kroch ihr die Arme und Beine hinauf. Wo
war sie? Julie setzte sich auf, umschlang mit den Armen die Knie.
Eine Woge der Übelkeit schwappte von ihrem Bauch bis in den
Hals hinauf. Ihr Herz raste. Wasser, sie brauchte Wasser.
Julie griff nach ihrer Trinkflasche, zerrte den Stöpsel heraus
und setzte sie an ihre aufgesprungenen Lippen.
     
Nichts. Die Flasche war leer.
    Hatte sie das Gefäß nicht gerade erst nachgefüllt? Und
überhaupt, wieso war sie noch hier, obwohl es dunkel war?
Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Julie schwang fröstelnd die Beine vor das Bett. Wenn doch
bloß der Schmerz in ihrem Schädel nachlassen würde; wie ein
eiserner Reif umklammerte er ihre Schläfen und hinderte sie
daran, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr Blick fiel auf den
Nachttisch. Wasser. Jede Menge Wasser, in blauen, roten, grünen
Flaschen. Und bunte Gläser dazu, eines hübscher als das andere.
Julie lachte kurz auf, bereute das aber sofort, denn die
Erschütterung beim Lachen steigerte den Schmerz ins
Unermessliche.
Da war sie die ganze Zeit durstig, dabei stand das kühle
Nass genau vor ihrer Nase.
    Sie verzichtete auf ein Glas und trank direkt aus einer der
Flaschen. Sofort ließ das Kopfweh nach und wohlige Wärme
breitete sich in ihr aus.
    Hatte sie sich gerade noch krank gefühlt? Julie schüttelte
über sich selbst den Kopf. Sicher, sie war ein bisschen müde, aber
es war dunkel, also stand ihr das wohl zu.
    Sie sah sich im Zimmer um. Der Raum war klein und
einfach eingerichtet. Ein schmales Bett, ein Nachtschrank, ein
Tisch, ein Stuhl, eine Kleidertruhe, nichts Ungewöhnliches.
Draußen vor dem Fenster war ein Geräusch zu hören, eine
Art ´kling´ oder ´pling`.
    Wartete Leo dort auf sie? Julie trank noch einen Schluck und
nahm die Flasche mit ans Fenster; sie war immer noch so durstigvielleicht war sie fiebrig.
    Der sauber gefegte Hof war mondhell. Eine kleine Katze
strich um eine Aschentonne; ein Zweig wehte im Wind. Sonst war
trotz der Helligkeit nichts zu erkennen. Julie ging zurück zum
Bett, tastete nach ihren Schuhen und schlüpfte hinein. Wie still es
auf einmal war.
    Leise tapste sie zur Tür und zog sie auf. Dann überlegte sie
es sich anders, ging zum Bett zurück, griff sich eine volle
Wasserflasche und schüttete den Inhalt in ihre eigene Flasche.
    Man könnte nie wissen, wann der Durst einen wieder
überfiel. Wenn sie genauer darüber nachdachte, war sie jetzt
schon durstig.
*
    Der Hof sah aus der Nähe auch nicht anders aus als von
oben. Wo sollte sie Leo nur suchen? Der Gager schlief nicht gern
in Zimmern, bestimmt war er im Stall. Aber wo war der Stall?
Julie sah sich suchend um, sie war schon wieder so müde. Sie
suchte etwas, aber was?
    Ein Schimmern lockte sie, dort zwischen den Bäumen.
Wunderschön. Bestimmt hatte sie danach gesucht. Julie huschte
zwischen den Bäumen hindurch, hielt inne, trank einen Schluck
und lief weiter. Da- das Glitzern verstärkte sich. Der Boden unter
ihren Füßen fühlte sich sumpfig an, Wasser lief ihr in die Schuhe,
doch das störte Julie nicht.
    Endlich lag das Schimmern direkt vor ihr.
Es ging von einem Fluss aus.
    Sie versuchte sich zu erinnern, was sie über die Landschaft
hier gelernt hatte. Wie nannte man diesen Fluss, Glitzerarm?
Nein, schwarzer Arm, so hieß der Fluss.
    Wie traurig. Wie konnte man etwas so Schönes nur
schwarzer Arm nennen? Das klang hässlich und ungerecht. Dabei
war der Fluss so schön. Sie wollte dem Wasser ganz nah sein, ihre
Hände in den Spiegel seiner Oberfläche tauchen. Wenn sie ganz
genau hinsah, konnte sie sicher Mathys darin erblicken. Er konnte
nicht weit sein, so etwas Schönes würde ihn genauso locken wie
sie.
    Schritt um Schritt tat sie in das funkelnde Wasser. Es war
kalt; sie nahm noch einen Schluck aus der Flasche und gleich
wurde ihr wieder warm. Der Fluss tanzte um ihre Waden, griff
neckend nach ihren Schenkeln.
    Etwas regte sich am Ufer. Ein weißes Gespenst mit

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