Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
und entkorkte
seine Trinkflasche. Gluckernd strömte sein Wasservorrat in die
Tränke.
Blaus Magen war empfindlicher als sein eigener, und falls
irgendwelche Bakterien im Wasser waren, war es besser er selbst
bekam Durchfall, als das sein Pferd darunter litt. Doch dazu
musste es ja nicht einmal kommen. Vorerst war er sowieso nicht
durstig- und sie würden ohnehin so schnell wie möglich wieder
verschwinden.
*
Kaum saß Leo wieder zwischen ihr und Fammina, klatschte
die Frau, die sich als Varianne vorgestellt hatte und die ganz links
außen saß, zweimal kurz in die Hände.
"Lasst uns beginnen."
Mägde trugen Ständer mit brennenden Kerzen herein, bis
jeder freie Platz mit einem glänzenden Messingleuchter besetzt
war und der Raum taghell erleuchtet war. Auf einen Gongschlag
hin öffnete sich die Doppelflügeltür gegenüber der unbesetzten
Seite des Tisches, durch die auch Julie und Leo vorhin den Raum
betreten hatten, erneut.
Wie bei einem Hochzeitsreigen kamen Paare herein
marschiert, in festlichen Hosen, aber mit nacktem Oberkörper. Sie
hielten einander an den Händen, obgleich sie allesamt männlich
waren, was Leo ein leises Kichern entlockte.
Julie war zu beschäftigt, um ihn zu rügen. Wenn sie
Fammina vorhin richtig verstanden hatte, sollten sie im ersten
Wahlgang schon acht Paare aussortieren.
Die Paare traten kurz an den Tisch, drehten sich einmal um
sich selbst und nahmen dann Aufstellung in einer Linie. Seltsam,
von den Zwillingen hier wirkte kein einziger so abwesend wie die
Menschen draußen auf dem Platz. Andererseits- vielleicht
suchten sie die Wachsten für die Auswahl aus? Julie schalt sich
selbst eine Närrin. Das war wohl auch wahrscheinlicher als
andersherum.
Wieder schauten alle an der langen Tafel auf Julie, sogar
Leo. Es half nichts, sie musste auswählen.
Wonach sollte sie nur gehen?
Tasso, Tasso war ein guter Wächter gewesen, bis er
umgebracht wurde. Julie hielt Ausschau nach jemandem, der ihm
ähnlich sah.
Die zwei dort waren dick, viel dicker als Tasso. Mit einem
rennenden Katakombenhund konnten sie gewiss nicht mithalten;
die waren es also nicht. Nummer drei und vier wirkten mit ihren
riesigen Glotzaugen und der vorgeschobenen Unterlippe
ausnehmend dämlich; die waren es auch nicht.
Zwei Blonde mit kurzen Haaren, mäßig kräftig und mit
abstehenden Ohren sahen ganz in Ordnung aus.
Die nächsten beiden waren voller Pickel, selbst auf die
Entfernung konnte Julie die gelben Krusten auf den entzündeten
Huckeln sehen. Igitt. Die würde sie auch aussortieren.
Das nächste Zwillingspaar war perfekt. Großgewachsen,
muskulös genug um zwei Katakombenhunde gleichzeitig am
Halsband zurückzuhalten, mit gebräunter Haut und energischem
Kinn. Die würde sie auf jeden Fall in die engere Auswahl ziehen.
Die nächsten Beiden wirkten nicht einmal wie Zwillinge.
Der eine lang aufgeschossen, der andere klein und rund hatten sie
sogar verschiedene Haarfarben. Julie hatte nicht viel Lust Anouk
zu beweisen, dass es sich tatsächlich um Zwillinge handelte, also
schieden die beiden auch aus.
Nummer dreizehn und vierzehn knibbelten im gleichen
Takt an ihren Fingern herum und schafften es nicht, Julie in die
Augen zu sehen. Himmel die waren ja ängstlicher als Wisbuns,
die gingen auf keinen Fall.
Die beiden letzten wollte Julie einfach nicht, weil sie ihr
unsympathisch waren. Sie wirkten verschlagen und böse.
Julie seufzte erleichtert- es war nicht so schwer wie sie
befürchtet hatte.
"Habt ihr euch entschieden?" fragte Dander.
"Ja."
Julie zeigte auf die Paare drei und fünf.
"Die Beiden."
Ein Jauchzer neben ihr, von Fammina. Feara und die eine
der Fünf, die man Jelusine nannte, zogen einen Flunsch. Dander
lächelte zufrieden. Offensichtlich hatte hier jeder so seine
Favoriten. Julie war das gleich, solange sich das alles nicht so
hinzog.
"Gut gewählt", schmeichelte Varianne. Sie klatschte erneut
in die Hände und alle Zwillingspärchen bis auf die beiden
ausgewählten schlichen mit hängenden Köpfen durch die
Flügeltür aus dem Raum. Einige wirkten direkt am Boden
zerstört; Julie hatte Mitleid mit ihnen, aber ganz verstehen konnte
sie die Männer nicht. Die Arbeit an den Katakomben war
aufreibend und gefährlich, und Anouks dicker Umschlag mit
Anweisungen für Zeit nach der Auswahl ließ darauf schließen,
dass es mit den Wölfen auch nicht einfach werden würde. Es war
bestimmt traurig, eine Auswahl zu verlieren, aber das Leben ging
schließlich weiter.
"Lasst uns das
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