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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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ließ die Deckung oben und spähte über die Fingerspitzen
zu Ingon. Sein Rivale war noch immer am Boden, schwer atmend,
den Blick gesenkt.
    Als Palaron gerade die Deckung aufgab, um auszuholen
und einen Hammerschlag auf Ingons Nacken niederkrachen zu
lassen, schoss sein Gegner hoch und warf sich auf ihn. Ein
dumpfer Schmerz breitete sich in Palarons Bauch aus.
Er lächelte erleichtert- so ein Aufwand, das ganze Theater
für einen Bauchtreffer?
    Das Lächeln fror ein. Langsam, ganz langsam lief es warm
an seiner Leiste und dem Bein herunter. Entweder er hatte sich in
die Hosen gemacht- oder- was wahrscheinlicher war- der Mistkerl
vor ihm hatte ein Messer, das den Fünf bei der Durchsuchung
entgangen war. Oder das ihm jemand danach zugesteckt hatte.
Ingons überhebliches Grinsen ließ auf Letzteres schließen.
    Palon saß auf Ingrian, hielt dessen blonden Schopf fest auf
den Boden gepresst und verpasste ihm einen Faustschlag nach
dem anderen. Was für ein Jammer. Sein Bruder war eindeutig in
der besseren Position, und die zweite Runde würde wieder im
Stehen beginnen. So oder so, wenn er jetzt seine Unterbrechung in
Anspruch nahm, hatten Ingon und Ingrian einen Vorteil. Palaron
hob trotzdem die Hand, Ingon nicht aus den Augen lassend.
Er musste die Blutung stillen, sonst würde er die Kämpfe
nicht durchhalten.
    „Was ist der Grund für die Unterbrechung?“ fragte Dander.
Palaron humpelte zum Tisch der Fünf.
    Das Blut war auf dem hellen Stoff inzwischen deutlich
sichtbar, der Hosenstoff am Bauch zerschnitten, die Wunde
klaffte.
    „Ingon hat ein Messer.“
„Eine schwere Anschuldigung.“
Dander klatschte in die Hände.
    Zwei Wachen betraten den Kampfkreis und sahen sich erst
einmal in aller Ruhe die Verletzung an; Palaron versuchte, an
ihnen vorbei zu sehen, doch egal wohin er sich beugte, die
massigen Körper der Wachen schoben sich immer wieder wie
absichtslos in sein Blickfeld und versperrten ihm die Sicht. Einer
der beiden striche eine Paste auf die Wunde und legte feine Gaze
darüber, die er mit Stoffstreifen festband.
    "Ich durchsuche ihn persönlich", sagte Dander und betrat
den Kreis, ging flankiert von zwei weiteren Wachen auf seinen
Gegner zu.
Er ahnte, was Dander bei Ingon finden würde. Nichts.
     
*
    Julie versuchte zu erkennen, was hinter den beiden Wachen
vorging. War da wirklich ein Messer? Wie unfair. Endlich war die
Versorgung der Wunde abgeschlossen. Der Blonde, den sie Ingon
nannten, wurde schon von einer der Fünf durchsucht.
"Nichts. Bei Ingon ist kein Messer", rief Dander.
    "Feara, sieh noch einmal selbst nach", brummte Jelusine
neben Julie. Feara erhob sich gehorsam. Dander hob abwehrend
die Hände, stellte sich vor Ingon.
"Oh bitte, Feara, du glaubst doch nicht dass ich euch
betrügen würde?"
    "Ich…ich…"
Feara fand nicht die richtigen Worte, dafür rief Jelusine:
    "Es ist nur Recht und billig, dass wir noch einmal
nachsehen. Er ist schließlich dein Neffe, wir wollen doch nicht,
dass jemand die Auswahl später in Frage stellt?"
    Dander senkte den Blick und trat zur Seite.
Ihr Neffe?!
    Auch noch Vetternwirtschaft. War sie vorher schon auf der
Seite von Palon und Palaron gewesen, drückte Julie den beiden
jetzt noch fester die Daumen.
    Wahrscheinlich war Julie die einzige, deren Blick auf
Dander und nicht auf der suchenden Feara ruhte; die in den
Gewandtaschen vergrabenen Hände ließen sie unschuldig
scheinen, aber der triumphierende Blick, den sie Ingons Bruder
Ingrian zuwarf, als Feara kleinlaut rief: "Da ist nichts", belehrte
Julie eines Besseren.
Sie nahm noch einen Schluck aus der Flasche, die neben ihr
stand. Was Myra bloß hatte. Das Wasser schmeckte tadellos.
Wirklich erfrischend; man konnte nicht genug davon
bekommen.
    Sie gähnte, war auf einmal furchtbar müde. Es war warm.
Leo, der zu ihrer Rechten saß, döste in der Sonne und kratzte sich
das Fell am Bauch, froh über die kleine Kampfpause. Er nahm
ebenfalls noch einen Schluck. Wie lange waren sie denn schon
hier?
Einerlei.
    Das Murmeln im Kampfkreis machte Julie nur noch
schläfriger, es glich so sehr dem Ton, den Hummeln machten,
dass Julie sich ein ums andere Mal umsah.
    "Diese Runde geht an Ingon und Ingrian- Palaron gibt
aufgrund der Verletzung auf", summte es zwischen den
Hummeln hindurch.
    Julie zuckte zusammen. Nur eine Handspanne vor ihrem
Gesicht tauchte ein feister Vollmond auf, zerschnitten von einer
roten Linie und glühenden Kohlepunkten. Die rote Linie verzerrte
sich immer wieder, und Julie

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