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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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welches an ihm vorbeizog in der letzten Nacht
gespürt hatte und sicher war, es musste Meike Bant getroffen
haben? Wahrscheinlich alles zusammen, aber wie sollte er das nur
über Timeon vermitteln?
"Weißt du was? Nimm dir einmal frei und spiel mit deinen
Kindern, ich werde die Nachricht selbst überbringen."
     
Wieder Vollmond
     
Julie fiel die Tasse aus der Hand und zersprang in tausend
Scherben.
    Nicht der Bote tauchte in dem Ausschnitt des
Küchenfensters auf, an dem sie sich schon den ganzen Tag
herumtrieb, um als erste des Boten ansichtig zu werden, der die
gute Nachricht bringen würde. Es war Mhyrrdin. Ihre Hände
zitterten noch immer, sie legte das Trockentuch aus der Hand und
schob die Scherben mit dem Fuß dichter an den Spültisch. Sie
würde sich später darum kümmern. Ihr Herz raste. Wieso kam
der weise Magier selbst, um die Botschaft zu überbringen? War
das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Oder war einfach nur
der Bote krank und es war gar kein Zeichen? Julie wollte aus
hinauslaufen, sie stand vor der Wirtschaftstür, die unmittelbar auf
den Hof führte. Die Tür war nicht einmal eingeklinkt, nur
angelehnt. Doch Julie zögerte sie aufzustoßen.
Was, wenn das Undenkbare geschehen war? Was, wenn sie
nicht füreinander bestimmt gewesen waren?
     
Mhyrrdin nahm ihr die Entscheidung ab. Er band sein Pferd
an den Holm und verschwand in der Burg.
    Es war kühler in der Burg als in der Küche, und Julie war
das nur recht. Schweiß rann ihr in kleinen Strömen den Rücken
hinunter. Die Halle war leer, wo war er hin? Anouk, er wollte
bestimmt zu Anouk. Sie hastete den Gang hinunter. Eine
Rundbogennische mit Tür zur Rechten, zwei zur Linken, dann ein
paar Schritte kein Abzweig- da vorne war es. Sie hob die Hand
um anzuklopfen, hörte Stimmen, hielt inne und lauschte.
*
    Anouk sah den vor ihr sitzenden Magier entsetzt an.
"Keine?" fragte sie, "wirklich keine?"
Mhyrrdin schüttelte den Kopf. "Keine einzige." Er stand auf
und trat ans Fenster.
    "Allerdings meine ich, letzte Nacht etwas gespürt zu haben.
Und eine der Sicca war nicht in der Siedlung, sie hat mit ihrem
Mann nach den Meilern …"
    Anouk schlug die Hände vor das Gesicht. Mhyrrdins
weitere Ausführungen rauschten nur so an ihr vorbei. Umsonst.
Die ganze Mühe umsonst. Eine Hüterin ohne Seele? Ohne
Mitgefühl? Ohne Liebe? Die Liebe war es doch, die Tallyn im
Innersten zusammenhielt. Das ging vielleicht, wenn man ein
Lichtelfenvolk regierte, noch dazu unter Wasser. Aber hier? Julie
konnte sie nicht einmal einen Vorwurf machen. Natürlich wollte
sie ihren Freund wiederhaben, wer hätte das nicht gewollt? Aber
sie war noch nicht lange genug in Tallyn, um die Spielregeln gut
genug zu kennen. Es wäre ihre, Anouks, Aufgabe gewesen als
Julies Mentorin. Sie hätte von Anfang an dafür sorgen müssen,
dass der versehentliche Bund wieder gelöst wurde.
    Julie zu den Aquilani zu lassen, war die nächste Dummheit
gewesen. Es war nur ein schwacher Trost, die Müdigkeit von den
vielen Wachen an den Katakomben ins Feld zu führen.
Sie als Hüterin musste auch müde belastbar und besonnen
sein.
    Erst in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass der
Merlin aufgehört hatte zu sprechen und sie aus seinen
freundlichen blauen Augen ansah.
    "Alles in Ordnung, Kindchen?" fragte er.
"Schon gut. Danke, Mhyrrdin, für deine Mühe."
Anouk erhob sich und brachte den Magier zur Tür.
*
    Sie konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde, aber
nach begeisterten Ausrufen klang das nicht. Andererseits war
Anouk immer schon der Meinung gewesen, dass Mathys Julie nur
von ihren Pflichten abhielt, da würde sie auch nicht in
Freudenschreie ausbrechen, wenn er zurück kam. Oder doch?
Noch bevor Julie ihre Gedanken geordnet hatte, näherten sich die
Stimmen hinter Anouks Tür. Julie stolperte zwei Schritte zurück,
atmete tief durch und strich sich glättend über das Haar.
"Danke, dass du persönlich hergekommen bist, Mhyrrdin.
Ich weiß das zu schätzen."
     
"Wenn ich mehr erfahre, schicke ich einen Boten."
    Mhyrrdin ging auf Julie zu, sah sie an, legte ihr kurz die
Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. Dann ging er wortlos
in Richtung Halle. Julie wartete bis das Echo seiner Schritte
verklungen war; erst dann wagte sie den Blick zu Anouk zu
heben.
    "Und?" fragte sie.
Anouk schüttelte den Kopf.
"Keine der Sicca ist schwanger."
Julie schwankte, ihre Knie gaben nach. Der Boden tat sich
auf.
     
Sie hatte ihn verloren.
     
*
    Sie wartete, bis die

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