Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
Vom Netzwerk:
giftig, aber das
Quellwasser macht etwas mit ihnen, dass ich auch nicht ganz
verstehe."
    Sie goss das Wasser in die Steinschale und trat zurück.
"Was passiert jetzt?" fragte Julie.
"Warte", flüsterte Dendra.
    Gebannt sah Julie zu, wie sich um die Schale herum die Luft
zu verdichten schien. Ein Schimmern breitete sich aus, erst nur
nahe bei der Schale, dann auch auf dem Gras drum herum.
Dendra trat noch einen Schritt zurück. Langsam formten
sich Umrisse aus dem Flimmern.
     
"Oh mein Gott, die sind wunderschön", flüsterte Julie
ergriffen.
     
Zwei Einhörner, strahlend weiß und mit großen dunklen
Augen, standen vor der Schale und schnupperten.
     
"Wo kommen die denn her?" fragte Julie.
     
"Aus der dritten Ebene. Die Samen im Quellwasser locken
sie an und schaffen so ein Portal", antwortete Dendra.
    Aus der dritten Ebene? Vielleicht war das die Lösung, nach
der sie die ganze Zeit gesucht hatte, die Art, wie sie in der
Mittsommernacht die dritte Ebene kam, um sich nicht zu sehr zu
verändern?
"Aber wie geht das? Kann ich von hier aus auch in die dritte
Ebene?" fragte Julie.
    "Nein, Kind, leider nicht. Das Portal ist einseitig und von
hier aus lässt es sich nicht öffnen, denn ein Einhorn ist in der
zweiten Ebene kein Einhorn, sondern nur ein Pferd. Ein
Gagerpferd, um genau zu sein. Selbst wenn es dir gelänge, auf
den Rücken von einem der Tiere zu steigen, damit es dich
mitnimmt, würde es dich unweigerlich zerreißen. Du bist eine
Baumfrau; deine Leidenschaft verhindert die emotionale
Ausgeglichenheit die nötig ist um unbeschadet in die dritte Ebene
zu wechseln. Übrigens nicht nur bei dir, auch bei mir. Nur ein
einziges Mal war es mir vergönnt, einen Teil der dritten Ebene zu
sehen, weil meine Magie dort gebraucht wurde; der Fürst der
Elfen kann einen Zauber wirken, der einen leidenschaftlichen
Menschen schützt. Und selbst dann ist es noch furchtbar
schmerzhaft."
    Sie verzog das Gesicht. "Lass uns von etwas Netterem
reden, wir werden ja sonst ganz trübsinnig. Oder lass uns einfach
nur still sein."
    Julie widersprach nicht. Nichts zu sagen würde ihre
Stimmung auch nicht bessern, aber sie respektierte Dendras
Wunsch. So sahen sie den Einhörnern einfach zu, bis diese von
dem Duft genug hatten und sich in den nachlassenden
Schimmerfeldern auflösten. Verdammt, sie war so nahe dran
gewesen an der Lösung.
Zumindest suchten sie in dieser Nacht keine Alpträume
heim.
     
Mhyrrdin bei den Sicca
    Der niedliche Kopfputz der feldbraunen Lerche wackelte,
während sie auf ihren kräftigen Hinterbeinen wippte um zu
ihrem frühmorgendlichen Singflug aufzubrechen. Schon bald
ertönte ihr noch heiseres Lied über Mhyrrdins Kopf im Grau der
Dämmerung. Ein zart rötlicher Streifen im Osten war das einzige,
das vom nahenden Tag kündete; er war früh aufgebrochen. Es lag
in der Natur der Magie, dass gerade um den Vollmond herum
viele magische Handlungen möglich waren, und so war sein
Tagesplan auch an diesem Morgen nach einem Vollmond voll.
Die Silberkelch- Blüten, deren jährliche Ernte anstand und die er
heute unbedingt noch vor der Mittagshitze sammeln musste,
verströmten ihren Duft bis zu seiner Hütte. Mhyrrdin atmete
genießerisch ein. Silberkelche waren eindeutig seine
Lieblingsblumen.
    Die viele Arbeit störte ihn nicht. Er tat die Dinge gern, die
ihm oblagen, und warum auch nicht? Es war warm, sein Bauch
war voll und mit etwas Glück würde er gleich bei den Sicca das
Leben eines heimgekehrten Bundpartners begrüßen. Das Licht in
seinem Haus ließ er brennen, wie immer- er liebte es, nach Hause
zu kommen und das Feldsteinhaus mit seinen Erkern und
Giebeln erleuchtet vorzufinden. Weit musste er nicht gehen; die
kleine Treppe hinunter, über den Weg aus gebrochenen
Schieferplatten bis zum Lavendel hinter dem gemauerten
Brunnen und dann links. Schon stand er auf seiner eigenen
kleinen Portallichtung die ihn und sein Pferd auf die zweite
Ebene bringen würde, zu den drei Gleichen in Piu. Natürlich
konnte er auch eines der anderen Portale nutzen, wäre dann
gleich dichter an der Siedlung der Sicca und müsste nicht soviel
Zeit auf den zweiten Ebene verbringen; manche würden ihm bei
seinem gesegneten Alter sicher dazu raten, seinen Kontakt mit
den niederen Ebenen so kurz wie möglich zu halten. Mhyrrdin
war das gleichgültig. Er tat, was er tun wollte, und heute war ihm
danach, den Weg am Sommerwald vorbei zu nehmen, der im
Morgenlicht besonders schön war.
    Mhyrrdin klärte seinen Geist,

Weitere Kostenlose Bücher