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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Strahlen des abnehmenden Mondes ihr
Zimmer erhellten. Ihre gesamte Habe war gut zu sehen. Ohne Eile
griff Julie nach diesem und jenem, packte es in ihren Rucksack,
nahm einzelne Dinge wieder heraus und stellte sie zurück.
    Sie rieb sich den Nacken und setzte sich auf die Bettkante.
Das Packen machte doch keinen Sinn. Ohne Mathys machte
Nichts einen Sinn. Das einzige, was noch zählte, war, dass der
Schmerz aufhörte. Wieso tat das so weh? Musste sie nicht
inzwischen schon ein Eisklotz sein?
    Immerhin hatten ihre Reisen in der letzten Zeit auch etwas
Gutes gehabt- sie wusste, wie sie den Schmerz, der ihr das Herz
zerriss, beenden konnte.
    Zielstrebig warf sie nur das Nötigste in den Rucksack und
hängte sich das schlaffe Ding über die Schulter. Ihre Waffen,
Kleider, Amulette und Erinnerungsstücke ließ sie einfach liegen.
Da, wo sie jetzt hinging, brauchte sie all das nicht mehr.
     
Schwerelos
    Warm war es, und er fühlte sich seltsam schwerelos. Der
Gedanke an das Mädchen- er hatte ihren Namen vergessenschmerzte nicht mehr so wie zu Beginn. Sachte stieß er gegen eine
der anderen Kugeln in dem riesigen Tank, der angestupste,
flauschige Ball leuchtete kurz auf und dümpelte dann weiter
durch die schwebenden Kräuter und Blütenblätter, so wie auch er
sich treiben ließ.
Nichts schien mehr wichtig, alles entglitt ihm in der
willkommenen Wärme.
     
*
    Um ihn herum hatten die Kugeln zu leuchten begonnen.
Mit Erstaunen stellte er fest, das auch er jetzt leuchtete. Stimmen
erklangen über dem Rand seiner Welt.
"Der da, links, er kann aus dem Bottich."
     
Was für eine Stimme. Tief, gütig, faszinierend.
    Er wollte mehr hören und ließ sich in Richtung Rand
treiben. Eine andere Stimme antwortete, doch seine Enttäuschung
hielt sich in Grenzen, denn auch diese Stimme, obgleich höher,
schien ihm engelsgleich.
"Warum so früh, sie sind gerade erst zwanzig Stunden
drin."
     
"Er geht zu den Sicca- die Zeit sollte reichen, um ihn
zurückzuschicken."
    Da war er wieder, der Klang der tiefen Stimme, die sein
Herz so rührte. Der Gedanke an sein Herz setzte sich fest, er hatte
das Gefühl, dass er etwas Wichtiges vergessen hatte, dass er sich
erinnern musste, aber das warme Wasser saugte jeden Versuch
sich zu erinnern geräuschlos auf.
"Ich hoffe, dass deine Einschätzung stimmt, sonst wird es
schmerzhaft."
    Ein glitzerndes Netz senkte sich auf ihn hernieder und
umschloss ihn vorsichtig. Mit Erstaunen stellte er fest, dass er
wirklich rund war. Er hatte sich anders in Erinnerung gehabt.
"Ruhig, ganz ruhig, du hast es gleich geschafft", erklang die
höhere der beiden Stimmen.
     
Ihre Sorge, er war sicher, dass es sich um eine Frau
handelte, war unnötig. Er war ganz ruhig.
     
Sie senkte das Netz und ließ ihn in eine Wolke gleiten.
"Ich hoffe, die Zeit hat gereicht. So, Kleiner, bis zum
nächsten Mal…"
     
Bevor er wusste wie ihm geschah, fiel er auch schon.
*
    Die Welt schwebte an ihm vorbei. Er wusste nicht viel, nur,
dass er in der Wolke geboren worden war und nun fiel. Er wollte
gefangen werden, jemand sollte zu ihm hochsehen. Wer? Konnte
sie ihn hören? Die Welt war so laut, wie sollte sie ihn da hören?
    Der Wald unter ihm kam näher, er fiel und fiel- würde sie
ihn finden? Pferde, die grasten, ein Fluss, Bäume wehten ihm mit
ihren Wipfeln zu.
Eine Stimme mischte sich in den Traum: Du machst das gut,
weiter, ich bin da.
     
Freude ergriff ihn, sie war da. Er schwebte weiter, immer
nach unten, sie war da.
     
Der Geruch von Plätzchen und Sägespänen wehte vorüber,
er war seinem Zuhause ganz nah.
    Ein grelles Licht umschloss ihn schmerzhaft, zerrte ihn weg
vom Fluss, vom Wald, er wollte schreien, aber er hatte keine
Stimme, wollte sich festklammern, doch die Luft kannte keinen
Halt. Erbarmungslos zog ihn der Lichtstrahl fort.
Wo bist du? Ihre Stimme wurde immer leiser, Panik ergriff
ihn. Wie sollte er so den Weg finden?
    Er stürzte, schnell und immer schneller, auf eine
Häusergruppe zu. Rissiges gelbes Holz und abgemagerte Hunde,
ein einziger Baum, kaum Blätter. Hätte er Augen gehabt, er hätte
sie in diesem Moment geschlossen.
     
*
     
Neun Monate später
     
Er wurde gequetscht, bekam keine Luft. Dann wieder
grelles Licht. Er sah ein Gesicht, nein zwei Gesichter.
Es fühlte sich so falsch an.
     
Er begann zu Schreien; er hatte seine Stimme wieder. Und
die Erinnerung zerstob wie frischer Schnee im nächtlichen Wind.
     
Erpressung
    Anouk wanderte auf und ab wie eine trächtige Stute

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