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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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unzufrieden. Die letzten vier Nächte
waren voller Alpträume gewesen und sie war so müde, dass sie
im Stehen hätte einschlafen können. Sie gähnte. So zu üben war
vollkommen sinnlos, sie brauchte eine Pause. Vor der Burg
suchten ihre Füße sich von ganz alleine den Weg in den Wald.
    Es ging ihr schon besser, als ihre nackten Zehen das weiche
Moos des Weges berührte, der in den Wald führte. Das war
eindeutig das Erbe ihrer Mutter; in einem Wald war sie viel
wacher und kräftiger.
    Prachtvolles Grün strahlte um sie herum im Sonnenlicht
und warf verspielte Schatten auf den Weg. Julie genoss jeden
einzelnen Schritt auf dem federnden Boden. Aus dem Farnkraut
zu ihrer Rechten huschte flink eine kleine Maus heraus und
rannte über den Weg. Ein geflügelter Frosch zeigte sich kurz,
streckte seine Flügel und hüpfte dann ins Unterholz. Wasser
plätscherte. Das konnte nur bedeuten, dass es bis zur
Dryadenquelle nicht mehr weit war. Julie beschleunigte ihren
Schritt. Wenn sie schon hier war, konnte sie genauso gut Dendra
besuchen und sie fragen, wie es Ria ging.
Sie saß noch nicht lange am Ufer der Quelle, da hörte sie
hinter sich Dendras Stimme.
     
"Julie. Schön, dich zu sehen."
    Julie wandte sich um, versuchte, nicht zu offensichtlich auf
die furchtbare Narbe am Hals der Dryade zu starren, die, wie
Julie wusste, unter dem hauchzarten Musselin des Kleides weiter
quer über Dendras Rumpf verlief, als habe jemand versucht die
Baumfrau zu spalten. Und das war in der Tat geschehen, denn
jemand hatte im Zuge der Wettkämpfe versucht, Dendras Baum
zu fällen um sich im Wettbewerb einen Vorteil zu verschaffen.
Noch heute kroch Julie eine Gänsehaut über den Rücken, wenn
sie daran dachte, wie knapp es ihr gelungen war, Rias Mutter zu
retten.
"Auch schön, dich zu sehen."
     
Dendra ließ sich neben Julie im weichen Gras nieder, dessen
Spitzen im Mondlicht silbern schimmerten.
     
"Wie geht es dir?" fragte Dendra.
     
"Nicht so gut. Mathys fehlt mir. Und im Wächterswinkel…"
sie stockte. "Ich habe jede Nacht Alpträume.“
    "Ja, der Wächterswinkel. Ich habe Anouk gesagt: lass es uns
versuchen, wir ändern die Banne, löschen die Fehler. Dann kämen
vielleicht auch die Jahreszeiten wieder in Ordnung, ich habe seit
Ewigkeiten keinen Herbst mehr in meinem Wald erlebt. Doch
Anouk ist sicher: selbst die Macht von uns allen gemeinsam ist
nicht groß genug. Wir würden ohne Schutz dastehen." Dendra
seufzte, strich ihren Rock glatt, obwohl Julie keine einzige Falte
entdecken konnte. "Wie dem auch sei. Wir haben also einen neuen
Wächter an den Katakomben?" fragte Dendra.
"Ja. Er heißt Palaron. Sein Bruder Palon ist bei den Wölfen
gut aufgenommen worden."
    "Die Wölfe." Dendras Lächeln war auch in der Dunkelheit
gut zu erkennen; aus irgend einem Grund schien sich das
Mondlicht an der Quelle zu fangen und erleuchtete den kleinen
Platz davor, auf dem sie saßen. "Fast so leidenschaftlich wie wir
Dryaden."
    Julie antwortete nicht, die Szene zwischen Palon und Sarba
war ihr noch zu gut im Gedächtnis, und wenn sie sich auch bei
Dendra schon eher vorstellen konnte, mit ihr über so etwas zu
reden, musste das nun wirklich nicht sofort sein.
"Wie geht es Ria, ist sie glücklich?" lenkte sie ab.
Dendra antwortete nicht sofort; es schien als müsste sie um
die Worte ringen.
     
Was sollte das? Dendra als Dryade, als Rias Mutter, musste
doch fühlen wie es ihrer Tochter ging.
     
"Was ist denn, Dendra? Geht es den beiden nicht gut, ihr
und Daan?"
    Julie hasste sich dafür, dass ihre Stimme so flehentlich
klang, aber der Bund von Daan und Ria musste einfach halten.
Nur, wenn die Beiden glücklich waren, war es überhaupt zu
verkraften, dass die Sicherheitslücke, die durch die Bundfeier
entstanden war, Mathys das Leben gekostet hatte.
Dendra sah Julie nicht an, als sie antwortete.
    "Doch, doch, es geht ihr gut. Alles ein bisschen ungewohnt,
so weit weg von ihrem Wald, aber mit ihr und Daan ist alles in
Ordnung. Warte, ich zeig dir was."
    Dendra erhob sich und trat an eine der steinernen Schalen,
die auf hüfthohen Sockeln um die Quelle herum verteilt waren.
Sie zog etwas aus der feinen Tasche, die an einem ziselierten
Silberband mit Blättermuster um ihre Hüfte gewunden war und
legte es in die Schale. Dann nahm sie eine hölzerne Kelle, die an
einem kleinen Vorsprung der Säule hing und beugte sich zur
Quelle hinab um sie zu füllen.
"Was ist das, da in der Schale?" fragte Julie.
    "Wickensamen. Eigentlich sind sie

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