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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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passieren?“
    Weder Mathys noch die anderen würden das verstehen, aber Julie fühlte ganz genau, dass Tari ihr das Leben gerettet hatte. Ohne die Kleine hätte sie nicht wieder zu Mathys gefunden, sie war ihr das schuldig. Aber rechtfertigte dieser Umstand die Tatsache, dass sie jeden einzelnen Menschen und Nichtmenschen auf allen drei Ebenen in Gefahr gebracht hatte? Vermutlich nicht. Und würde sie wieder so handeln, noch einmal vor die Wahl gestellt? Wahrscheinlich schon.
    Was war b loß los mit ihr? Warum war sie so – fehlerhaft?
    Sie seufzte, zog die Knie an und legte sich aufs Bett. Dann zog sie die Decke bis zu den Ohren hoch, obwohl es immer noch zu warm war, weil ihr selbst der Mondschein zu hell war. Mathys war nicht gekommen. Und er würde heute Nacht auch nicht mehr kommen, das spürte Julie genau. Sie schloss die Augen und weinte sich in den Schlaf.

    Ihr erster Blick nach dem Aufwachen galt dem Platz neben ihr im Bett, aber er war leer. Tiefe Enttäuschung machte sich in Julie breit. Natürlich hatte sie nicht erwartet, dass Mathys kommen würde, aber das war reiner Selbstschutz gewesen. Irgendwie hatte sie gehofft, dass er noch auftauchen würde, weil sie es nicht erwartete.
    Als Julie merkte, wie verworren ihre Gedanken waren , gab sie sich selbst gedanklich einen Tritt, stieg aus dem Bett und wusch sich. Zähneputzen, anziehen, alles zusammensuchen – wann war ihr das letzte Mal etwas so schwer gefallen?

    Es klopfte. Hoffentlich nicht Anouk.
    „Ja?“
    „In einer halben Stunde ist Besprechung in der Bibliothek.“
    Chris Stimme, gedämpft durch das dicke Holz der Tür.
    „Ist gut, ich bin gleich da!“ rief Julie.
    Sie suchte ihren Gürtel und ihre Schreibwerkzeuge zusammen. Wenn eine Besprechung angesetzt war, musste Mathys auch da sein. Immerhin war er Mitglied des Rates, da konnte er nicht einfach so fernbleiben. Plötzlich schien alles wieder ganz leicht zu gehen.
    Er würde vielleicht nicht mit ihr reden wollen, aber sie konnte ihn sehen, das war doch auch schon was. Und vielleicht ging es ihm schon wieder besser und er würde doch mit ihr reden. Mit neuer Zuversicht machte Julie sich auf den Weg zum Frühstück. Nur noch eine halbe Stunde, dann würde sie ihn sehen.

    Draußen vor der Burg kniete Tari allein auf den Stufen. Sie warf bunte Muscheln nacheinander auf den obersten Absatz; blieb eine Muschel liegen, jauchzte sie leise. Kullerte die Muschel von der obersten Stufe herunter auf die nächste, zog sie eine Grimasse.
    „Guten Morgen, Tari!“ sagte Julie.
    „Morgen.“ Tari kniff die Augen zusammen, zielte – und traf. Sie lächelte. „Danke noch einmal, dass du mich gerettet hast.“
    „Gern geschehen“, sagte Julie.
    „Stimmt es, dass du deswegen furchtbaren Ärger bekommst?“ fragte Tari.
    Julie schluckte. „Wer sagt denn das?“
    „Papa hat es zu Mama gesagt. Und auch, dass er froh ist, das du es getan hast. Sie war, glaube ich, auch froh.“ Tari warf erneut und verfehlte die oberste Stufe. Sie verzog das Gesicht. „Bist du froh? Oder hast du Angst?“
    Dieses Kind. Was sollte Julie darauf nur antworten? Sie beschloss, abzulenken.
    „Warum spielst du hier alleine?“ fragte sie und sah sich um. „Es gibt doch jede Menge Kinder in Tallyn.“
    Tari sah sie ernst an. „Ich bin nicht wie die anderen.“
    „Nein, bist du nicht.“ Julie strich der Kleinen über das Haar. „Ich muss los, Besprechung.“
    „Viel Glück!“ rief Tari ihr hinterher.
    Julie seufzte. Das konnte sie wirklich brauchen.

    Das Stimmengemurmel in der Bibliothek verstummte, als sie eintrat, hub aber gleich wieder an. Es war angenehm schattig hier. Julie setzte sich auf einen der Sessel und lehnte ihre erhitzte Schläfe an den kühlen, glatten Holzrahmen der Lehne. Sie sah sich um.
    Nahezu alle Mitglieder des Ra tes waren versammelt, standen in kleinen Grüppchen herum und sprachen miteinander. Mathys war nirgends zu sehen, sie war also nicht die Letzte.
    Swantje war da, schaute aber nicht zu ihr herüber. Leung Jan sah Julie direkt ins Gesicht, wandte sich dann aber ab, ohne zu grüßen. Anouk schaute einmal zu ihr herüber, zog aber nur die Augenbrauen zusammen und grüßte ebenfalls nicht. Einzig Daan, als ihr Gefährte automatisch auch ein Teil des Rates, lächelte sie an und kam auf sie zu. Doch noch bevor sie ein Wort wechseln konnten, räusperte sich Anouk.
    „Wir haben uns hier versammelt, um zumindest Schadensbegrenzung zu betreiben.“
    Sie starrte Julie kurz an, kam ins Stocken,

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