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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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zog den einen Brief aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch. „Seit diesem Tag sucht er meine Mutter da draußen, keiner weiß, wo er steckt. Ich habe die Minuit auf ihn angesetzt, aber auch sie konnten seiner Spur nicht folgen. Wenn selbst die Minuit ihn nicht finden, kann das nur heißen, dass er tot ist. Er hat sie so geliebt, dass er in den Tod gegangen ist. Ich blieb zurück. – Wisst ihr nun, wie gefährlich die Liebe ist? Warum ich Rias Werben nicht nachgebe? Denn die Antwort auf diese Frage war doch euer Begehr, oder irre ich mich?“
    Ertappt senkte Dendra den Kopf. „Es ist gut, ich verstehe Euch, die Liebe einer Mutter sollte stärker sein als alles andere. Keiner unterstützt das mehr als ich“, murmelte Dendra, ein trauriger Schimmer legte sich über ihr kluges Gesicht.
    „Habt ihr sonst noch eine Frage?“, beendete Daan dieses schwierige Thema.
    Dendra schüttelte den Kopf und sagte die rituelle Formel: “Die Bäume sind Zeugen, in die Hände dieser drei könnte Tallyn sein Schicksal legen.“ Dann murmelte sie: „Ihr habt die Prüfung bestanden“, und weckte mit einem Schnipsen die anderen zwei. Julie und Mathys schauten wieder klar.
    Die Blicke der beiden blieben sofort an Daan hängen - etwas war anders. Julie war verwirrt; hatte Dendra etwas mit ihm gemacht? Mathys sprang von der Bank hoch, so plötzlich überfiel ihn die Erkenntnis. „Daan, bist du … hast du …“
    Daan nickte leicht.
    „Das ist ja toll, herzlichen Glückwunsch“, rief Mathys.
    „Danke“, sagte Daan nur.
    Julie schaute von einem zum anderen. „Was ist denn nun mit ihm?“
    „Nichts“, mischte sich Dendra lächelnd ein, „er ist ein erwachsener Elf geworden, das ist alles.“
    Obwohl Julie nicht einmal erahnte, was das bedeutete, freute sie sich für Daan; denn der Übertritt ins Erwachsensein war offensichtlich auch für Elfen etwas Besonderes.
    „Ihr habt die Prüfung alle drei bestanden; ich gewähre euch Zutritt zu dem Raum des Schicksals. Nehmt dieses Amulett als Hilfe und Schlüssel und habt meinen Dank für eure Ehrlichkeit. Ich stehe in eurer Schuld.“ Mit diesen Worten, die seit Jahrhunderten die Übergabe des Amulettes begleiteten, reichte die Dryade den Freunden eines der beiden Amulette, die sie um den Hals getragen hatte. Julie nahm es entgegen, und nach einer Verbeugung zum Abschied gingen die drei ihres Weges; das war leicht, denn zu ihrer Verblüffung befanden sie sich an einer Stelle, die sie gut kannten: an der Abzweigung nach Tallyn, nur wenig entfernt von Dendras Eiche.
    Mathys hielt ungewohnt viel Abstand von Daan; Julie verstand ihn gut. Der Elf wirkte auf einmal so – erwachsen. Ähnlich wie Anouk strahlte er etwas aus, das ihn nun mächtiger und älter erscheinen ließ. Daan musste etwas gemerkt haben; er machte einen seiner seltenen Scherze, um den anderen die Scheu zu nehmen.
    „Und, was habt ihr der Dryade so erzählt?“, fragte Daan.
    Julie und Mathys fingen gleichzeitig an zu protestieren: “Was?“ - „Wieso willst du…“ Daan grinste so unwiderstehlich, wie es nur ein Elf konnte. Julie und Mathys verstummten erst, dann lachten beide. Sie hatten gemerkt, dass Daan nicht ernsthaft eine Antwort erwartet hatte.
    „Blöder Kerl!“, sagte Mathys, immer noch lachend, und schlug Daan kräftig auf den Rücken. Von Daan gejagt rannte er den Weg voraus. Julie ging beschwingt hinter den beiden her. Es war geschafft, was sollte jetzt noch kommen?
    Das Schicksal sollte Julie diese Frage gerne beantworten, allerdings nicht so, wie es ihr gefallen hätte.
    Als die drei zur Stadt zurückkamen, scholl ihnen Jubel entgegen. Das Amulett in der hochgereckten Linken, ließ sich Julie mit ihren Gefährten feiern. Immerhin war sie jetzt ordentlich zur Auswahl zugelassen, und bis zur Mittsommernacht war es nicht mehr lang. Julie war erleichtert. Es war alles gut gegangen. Gemeinsam mit ihren Freunden bahnte sie sich einen Weg durch die Menge, um zur Burg zu kommen; es galt, Chris Bericht zu erstatten. Als der Jubel immer größer und das Gedränge immer dichter wurde, übernahm Daan die Führung. Respektvoll machte die Menge Platz und ließ den Elfen und seine Begleiter durch.
    Chris begrüßte sie erfreut: „Ihr habt es also geschafft – nicht, dass ich gezweifelt hätte.“ Sein schweifender Blick in die Runde fiel auf Daan und blieb an ihm hängen. Irritiert runzelte Chris die Stirn. Doch nur einen Moment später hatte sich das Ratsmitglied gefasst und verbeugte sich vor dem Elfen.

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