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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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getötet. Besser, er stellte sich. Vielleicht konnte er sich beim Vogt herausreden, schauspielern konnte Dolf gut.
    Unter seinen Vorfahren waren einige Minuits, Dolf war als Zweijähriger schon deutlich reifer gewesen, als er ausgesehen hatte. Seine Eltern hatten ihn jahrelang nicht in der Mittsommernacht nach draußen gebracht; so war er zwar äußerlich erst zwei Jahre alt gewesen, aber hatte schon zehn Jahre an Erfahrung gehabt, als er den Vogt erstmals traf. Er war sehr wohl in der Lage gewesen zu verstehen, was der Vogt von ihm wollte, als er sich für seine eigene Entführung aus Urs’ Obhut hatte anwerben lassen. Obwohl der Vogt sein hiermit verbundenes Ziel letztlich nicht erreicht hatte, hatte er den Jungen nicht weggejagt, denn er hatte Dolfs Potential früh erkannt. Der Vogt hatte Dolf sogar belohnt, denn dieser hatte seinen Teil ja gut erledigt gehabt; darum hatte er ihn als einen seiner Spitzel wieder nach Tallyn eingeschleust.
    Von da an war Dolf in jeder Mittsommernacht nach draußen gegangen, er hatte erwachsen aussehen wollen. Dass Dolf später dann zu den Gefährten gehört hatte, war Zufall gewesen, aber recht nützlich. So hatte er die stärkeren Kandidaten zugunsten der schwächeren Swantje beeinträchtigen und teilweise sogar ausschalten können.
    Dolf konnte nur hoffen, dass der Vogt ihn auch jetzt noch als nützlich betrachtete – immerhin hatte er ihm jetzt schon zwölf Jahre gute Dienste geleistet – denn ansonsten waren seine Tage wohl gezählt.
    Der Vogt blitzte Dolf verachtungsvoll an. „Na, hast du auch Gewissensbisse? Du bist genauso ein Versager wie die dämliche Bille, ich werde dich büßen lassen müssen …“, stieß er zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor. Blass und zitternd sah Dolf seiner Bestrafung entgegen.
     
    Als Julie mit Mathys aus den Katakomben kam, empfingen sie die Bäume des Waldes. Ihres Waldes. Wer wusste schon, was die Zukunft brachte? Jetzt, hier, in diesem einen Moment war sie glücklich. Der Rückweg in die Stadt kam Julie kurz vor; berührten ihre Füße das silbriggrüne Moos auf dem Weg überhaupt? Schwerelos glitt sie an Mathys Seite dahin. Die Aufregung des Tages rauschte noch aufdringlich in Julies Blut; als hätte der Tag dadurch seine Stimme verloren, zogen die Bilder der Reden und Feierlichkeiten stumm an Julie vorbei. Sie erblickte ihren Vater und fiel ihm um den Hals. Der blaue Wind hatte ihn gesund gemacht, zum ersten Mal seit Monaten konnte er Julie wieder entgegenlaufen. Sie sah Daan und Ria, wie sie lächelten und sich verneigten. Chris, der mit Anouk scherzte und lachte. Kinder, die sich mit ihren Holzschwertern im Übungskampf umkreisten, so vertieft, als müssten sie die Welt retten.
    Die Bilder waren lebhaft, wie Träume kurz vor dem Erwachen. Erst als Julie vor der Pferdekoppel stand und Gos warme Nüstern in ihrer Hand spürte, fand sie langsam in die Realität zurück. Mathys Stimme drang zu ihr durch, der Bann war gebrochen: „Wollen wir zusammen noch weiter gehen?“ Er lächelte auf sie herunter - hatte Julie je etwas so Schönes gesehen? - und seine Haare leuchteten im Licht der prasselnden Sonnwendfeuer hinter ihm wie ein Flammenkranz. Julie nickte nur.
    Julie und Mathys ließen die Musik und die Rufe der Feiernden hinter sich. Helles Kinderlachen schwebte ihnen nach; es würde eine gute Zeit werden, mit Julie als neuer Hüterin. Hand in Hand wanderten sie den kleinen Weg entlang in Richtung Sommerwald.
    „Mathys?“, fragte Julie vorsichtig.
    „Hm?“, kam es versonnen zurück.
    Zaghaft tastete Julie sich weiter vor, den Streit vom letzten Mal noch gut in Erinnerung.
    „Bist du böse, dass ich gegangen bin, auch ohne Trank?“
    „Nein, ich bin froh, dass es erst einmal vorbei ist. Und ich glaube, dass es außer dir wohl keine aus der ganzen Gruppe der Anwärterinnen geschafft hätte, mit dem Vogt fertig zu werden. Ich bin stolz auf dich.“
    Julie seufzte erleichtert. Es war alles in Ordnung zwischen ihr und Mathys. Das war das Wichtigste. Auch die anderen Dinge würden sich Stück für Stück fügen. Tonia war entlastet worden; Anouk hatte dem Rat mitgeteilt, dass es Beweise für die Schuld von Dolf gab. Swantje hatte sich entschieden, als Julies Stellvertreterin in Tallyn zu bleiben, sie feierte mit den anderen an den Feuern. Es erinnerte nicht mehr viel an das hochnäsige Geschöpf von früher. Und Daan war mit Ria so glücklich, wie ein zurückhaltender Elf es mit einer sinnlichen Baumfrau nur sein

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