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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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vorbei.
    Daan kniete schon am Boden neben ihr. „Was ist los?“, fragte er knapp.
    „Ich … ich habe Dendras Stimme gehört; ich glaube, sie braucht Hilfe!“ Die Befürchtung, zu spät zu kommen, drängte sich wie ein schleimiger Moloch in ihr Bewusstsein. „Schnell!“, drängte sie Daan, „wir müssen hin!“
    „Wohin?“, fragte Daan überrumpelt.
    „In den Wald! Mach schon!“, hetzte Julie. So hatte Julie noch nie mit Daan geredet. Verdutzt folgte der Elf seiner Anwärterin in den Wald. Als Mathys mit den Getränken wiederkam, fehlte von Julie und Daan jede Spur. Achselzuckend setzte sich Mathys in die Sonne und genoss den gemeinsamen Erfolg. Die würden schon wieder auftauchen.
    Julie rannte wie eine Wahnsinnige in den Wald. Sie wusste genau, wo sie lang musste. Sie spürte förmlich, wie das Leben einige hundert Meter vor ihr aus der Dryade strömte.
    Mitte auf dem Waldweg lag plötzlich eine Gestalt. Irritiert hielt Julie inne. Es war Ria. Aber Julies erstickendes Gefühl der Lebensgefahr kam nicht von so nah.
    „Oh nein!“, stieß Daan hervor und stürzte zu Ria. Äußerlich war nichts zu sehen, aber die Halbdryade war leichenblass und hielt sich den Bauch.
    „Kümmere dich um sie, ich suche Dendra!“, entschied Julie. Sie wusste nicht, ob der Elf sie überhaupt gehört hatte, aber im Laufen zurückblickend sah Julie ihn über Ria gebeugt. Julie hetzte weiter. Es konnte nicht mehr weit sein, sie spürte mit jedem Schritt deutlicher das Leid und die Angst der Dryade.
    Sie war schon fast an der Dryadenquelle. Die Stelle, die Julie so furchtbar deutlich spüren konnte, schien ein wenig ab vom Weg zu sein. Julie brach förmlich durch das Unterholz, ohne Rücksicht auf die Kratzer, die die Dornen in ihrem Gesicht hinterließen. Da lag sie! Dicht am grünen Geflecht der Uferböschung, zusammengekrümmt in einer Lache aus Blut, den Leib halb gespalten, die Augen geschlossen. Die zarten Nasenflügel der Dryade blähten sich auf, als hofften sie, so mehr Luft fangen zu können. Die Lippen waren nicht mehr kirschrot, sondern blau. Julie beugte sich über Dendra. „Hörst du mich?“, fragte sie flehend. „Bist du wach?“
    Ein schwaches Murmeln kam von den blauen Lippen in dem blassen Gesicht. „Danke, dass du gekommen bist. Ria … es ist auch ihr Baum …“ Sie stockte atemlos. Dann, es war kaum mehr als ein Hauchen: “Wie geht es Ria?“
    „Ich glaube, gut. Was ist geschehen?“
    „Jemand fällt meinen Baum“, flüsterte das durchscheinende Geschöpf.
     
    Als Daan mit Ria in die Stadt kam, war das Mädchen noch bewusstlos. Mathys sprang auf, er hatte den Freund mit der leblosen Gestalt auf den Armen kommen sehen.
    „Wo ist Julie?“, rief Mathys besorgt.
    „Auf dem Weg zur Quelle; sie sagt, Dendra ist in Gefahr“, informierte ihn Daan. Er hatte aber keinen Blick für seinen Freund; Daans Augen hingen an Rias zartem Antlitz fest.
    „Kümmere dich um sie und schicke Boten zu Chris! Ich helfe Julie“, rief Mathys und spurtete los.
     
    Julie versuchte, die Wunde an Dendras Bauch zuzuhalten. Gerade schien der Riss wieder ein Stückchen tiefer geworden zu sein. Tränen liefen ihr über die Wangen. Warum nur kam denn keiner? Endlich raschelte es im Wald.
    „Hier sind wir!“, schrie Julie verzweifelt. Sie löste ihren Blick erst von der furchtbaren Wunde, als sie Mathys ganz in der Nähe rufen hörte.
    „Oh verdammt, wie ist denn das passiert?“, fluchte Mathys, als er Julie und die Dyrade endlich gefunden hatte, und sank neben Julie.
    „Jemand fällt ihren Baum! Geh, du musst den Baum retten, sie verblutet!“
    Mathys war sofort wieder aufgesprungen, in Richtung Eiche wurden seine Schritte leiser und leiser. Allein und weinend saß Julie auf dem Waldboden. Sie wusste, dass Dendra es nicht schaffen würde. Zu viel vom lebensspendenden Strom war schon aus ihr herausgeflossen. Die Sonne hatte sich zurückgezogen, und die Tiere des Waldes verharrten in stillem Schrecken. Kein Laut war zu hören.
    Julie fasste schweren Herzens einen Entschluss.
     
    Mathys näherte sich der Eiche. Hatte er gerade noch dumpfe Schläge gehört, war es jetzt wieder still. Anscheinend war sein Kommen nicht unbemerkt geblieben. Die Eiche der Dryade war an mehreren Stellen sehr heftig verletzt, aber noch nicht umgestürzt. Mathys zitterte trotzdem; die Schäden am Baum waren so schwer, das konnte Dendra unmöglich überleben. Eine Axt lag am Boden. Daneben, aufgereiht wie Zinnsoldaten in einer Schachtel, lagen Dolf,

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